Teil 17

185 16 0
                                    

Es war Wochenende, doch Hawke war unterwegs. Er hatte sich heute Nachmittag von ihr verabschiedet mit den Worten, er müsse in der Stadt einige Dinge besorgen und obwohl sie gerne mitgegangen wäre, hatte sie ihn nicht gefragt.
Stattdessen nahm sie sich eine Cola aus seinem mini Kühlschrank, schnappte sich ihre Hausaufgaben und ging aus dem Zimmer.
Die letzten sonnigen Tage verabschiedeten sich, weshalb sie sich zusätzlich eine Kuscheldecke schnappte und zu dem Teich ging, an dem merkwürdigerweise nie jemand war. Die Schule war generell sehr leer und die wenigen Leute mit denen sie sich verstand, waren gerade in ihren Nachmittagskursen. Sie wartete schon sehnsüchtig auf Ella, weil sie heute ausnahmsweise zu ihr ins Zimmer gehen würde, um dort etwas Zeit mit ihr zu verbringen.
Es war merkwürdig eine Freundin gefunden zu haben, da sie bis jetzt noch nie eine hatte.
Hawke zählte sie nicht wirklich dazu, denn sie waren nicht wirklich nur Freunde.

Sinna verbrachte eine halbe Stunde damit ihren Aufsatz über die Hexen zu schreiben im Mittelalter, die im Grunde nicht mehr waren, wie sie selbst.
Irgendwann legte sie sich schließlich auf die Wiese und schreckte hoch, als sie geradewegs in Lucans Gesicht sah.
>>Warum schleichst du dich so an.<< fluchte sie und packte ihr Zeug zusammen.
Er setzte sich, ohne zu fragen und hielt sie auf sich zu erheben.
>>Was hat dir Hawke erzählt, dass dich dazu bringt mich so zu hassen?<< fragte er sie geradeheraus, woraufhin sie doch innehielt. Hawke hatte definitiv nichts damit zutun und das würde sie ihm nun auch deutlich machen.
>>Du täuschst dich gewaltig Lucan. Das Problem ist, dass ich dir ansehe, dass du nur eine Maske trägst und diese Maske schreckt mich ab. Vielleicht würde ich dich mögen, wenn du diese Maske endlich ablegst und ehrlich sagst, was dein Ziel ist. Denn das ist es oder? Du hast ein Ziel.<< warf sie ihm vor und schien tatsächlich einen Nerv zu treffen.
>>Tatsächlich Sinna, habe ich ein Ziel. Ich will die Wahrheit von dir, denn du bist genauso unehrlich zu mir, wie ich zu dir.<< stellte er klar.
Ihr Herz pochte schmerzhaft, denn irgendwas an ihm hatte sich schlagartig geändert und machte ihr nun tatsächlich angst.
>>Ich verberge nichts Lucan. Jetzt entschuldige mich, aber ich bin verabredet.<< stieß sie aus und wollte gerade aufstehen, doch er hielt sie eisern fest.
Die Frau tauchte hinter Lucan auf und sah sie bedauernd an.
>>Lass mich los<< knurrte Sinna, doch Lucans griff wurde nur noch eiserner.
>>Du siehst mehr oder? Mehr als Geister? Sag es Sinna. Sag mir die Wahrheit.<< forderte er auf, doch es brachte nichts. Er wusste es bereits und das erscheinen des Geistes bewies Sinna, dass Lucans Absichten definitiv nicht ehrenwert waren. Sie schlug ihm gegen sein Gesicht und befreite ihren Arm. Hektisch sprang sie auf und rannte in Richtung des Gebäudes, weil sie hier niemand sehen und hören konnte und gerade als sie nach Hilfe schreien wollte, presste sich eine Hand auf ihren Mund. Sie schrie dagegen und schlug wild um sich, doch Lucan hielt sie erbarmungslos fest. Seine Lippen strichen über ihren Hals, rochen an ihr, bevor er schließlich an ihrem Ohr innehielt.
>>Tut mir Leid Sinna. So bezaubernd du auch bist, du bist viel zu wertvoll für uns.<<
Mit diesen Worten presste er seine Hand auf ihren Mund und ihre Nase, bis der Sauerstoffmangel sie in eine Ohnmacht beförderte.

~~~

Benommen schlug Sinna ihre Augen auf und versuchte auszumachen wo sie war. Kurz war sie verwirrt, doch dann prasselten die Erinnerungen in ihr Hirn und sorgten dafür, dass sie hektisch um sich sah. Kälte kroch in ihre Glieder, als sie die Zelle aus den Erinnerungen der Frau erkannte.
Sinna sprang auf und ging zur Metalltür, um daran zu rütteln, doch sie war verschlossen. Wie zu erwarten.
Ihr war bewusst, dass es zwecklos war, sie wusste es, weil die andere Frau hier drin war und hinter diesen Mauern gestorben war. Sie wusste, was sie erwarten würde, wenn sie ihnen nicht gab, was sie wollten und obwohl es hier um ihr Leben ging, trauerte sie Hawke nach. Für eine kurze Zeit hatte sie das Licht gekostet und nun steckte sie hier fest. Trotz etlicher Warnungen und plötzlich fühlte sie sich so unglaublich dumm. Diese Frau war erschienen, als Lucan sie kauernt in der Ecke gefunden hatte. Sie hatte ihn gemustert, ihn angesehen und sie hatte Sinna befohlen zu laufen.
Dennoch hat sie es nicht ernst genommen und nun würde sie dafür büßen.

The Darknes of SinnaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt