Teil 27

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>>Sinna<<hörte sie Hawke sagen. Nein. Nicht Hawke. Ascian. Ascian der Dämon, der sie davon überzeugt hatte ihm zu vertrauen. Der Dämon, der nun in dem Körper des Mannes steckte, den sie über alles liebte. >>Du hast ihn getötet.<< stieß sie aus und presste sich das Handtuch gegen ihren Leib. >>DU HAST IHN UMGEBRACHT.<< schrie sie ihn an und kroch hektisch an die Wand, als er es wagte nach ihr zu greifen.
>>Du solltest es nie erfahren. Nicht so.<< wisperte er bedauernd, sank vor ihr auf die Knie und sah sie aus diesen vertrauten Augen an. Hawkes Augen, die nicht mehr Hawke gehörten. Sie betrachtete schluchzend die Lippen, die sie vor wenigen Minuten noch liebkost hatten. Diese Hände, die sie berührt hatten. Sie sah den Mann vor sich an, den Mann nach dem sie sich so sehr gesehnt hatte und nun nicht mehr als Vergangenheit war. Vergangenheit, weil sie getäuscht wurde von einem Dämon, den sie tatsächlich als Freund betrachtet hatte.
Sie war dumm. So naiv. Und so wütend.
Und dennoch nicht fähig das Zittern ihres Körpers abzustellen. Sich aufzurappeln, um ihn zu schlagen, weil sie noch immer nicht fassen konnte, dass Hawke fort war.
>>Ich habe dir gesagt, dass ich ihn nicht verschonen werde. Du wusstest, dass ich dich begehre Sinna. Ich konnte mit dem Gedanken nicht weitermachen, dass er dich für den Rest deines Lebens haben kann.<< redete Ascian auf sie ein und bestätigte nun nur mehr, wie die Realität aussah. Sie weinte. So erschütternd, dass selbst Ascian verzweifelt vor ihr hockte, unfähig zu reden. Unfähig etwas anderes zu tun, als sie dabei zu betrachten, wie der Damm in ihr brach und Klagelaut um Klagelaut ihre Lippen verließen, bis sie nicht mehr konnte, als gegen die Leere zu starren. Bis das Zimmer langsam durchflutet wurde, durch die ersten Sonnenstrahlen da draußen.

>>Sag mir, dass er noch da drin ist. Sag mir, dass das nur ein Traum ist. Sag mir, dass er noch lebt.<< flüsterte sie erstickt, sah gerade aus an die Wand. Unfähig zu Ascian zu sehen, der Hawkes Körper gestohlen hatte und sie auf die fürchterlichste Weise missbraucht hatte, die möglich war. Er hatte mit ihr geschlafen. Sie getäuscht und ihren Körper benutzt, während ihre Seele sich sicher war, dass es mit dem Mann geschah, den sie über alles liebte.
Sie fluchte.
>>Du weißt, dass er tot ist Sinna.<<
Sie schwieg. Hielt noch immer das Handtuch an ihren Leib, blieb still und starrte in diese Leere, die ihr Herz sein musste.
>>Ich wollte dich da raus holen und ich wollte dich beschützen. Sinna ich wollte nicht mehr in diese Hölle, ich wollte an deiner Seite sein.<< durchbrach Hawkes Stimme den Raum. Hawkes Stimme, gestohlen von Sinna.
Sie wusste nicht woher und warum, doch plötzlich drang der Rachedurst durch ihre Adern und ließ sie instinktiv Handeln. Ohne zu zögern stürzte sie auf ihn zu und öffnete die Tür in ihrem Herzen, ließ zu, dass dieser sog nach ihr griff und dann war es, als würde sie mit Ascian fallen. Heiße Luft drohte ihr die Haut zu versengen, bevor sie sah, dass sie nicht mehr in dem Zimmer waren. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis sie auf einem Untergrund aufkamen und als sie ihren Blick dann hob, sah sie nichts als Gestein und Flammen. Es war als würde der Himmel brennen.
>>Nein<< hörte sie Ascian, bevor ihr Blick auf einen schwarzen Turm fiel. So riesig. So unglaublich riesig und einnehmend, dass sie den Blick abwenden musste, als wäre es ihr nicht erlaubt zu sehen, was vor ihr lag.
>>Verdammt, sorg dafür, dass wir wieder hier verschwinden.<< schien Ascian sie anzubetteln. >>Sinna, verdammt das ist die Hölle. Du bist töricht, wenn du glaubst du könntest hier überleben.<< fluchte er, doch ihr war es egal.
Alles was sie am Leben erhielt, war nun fort. Alles, wonach sie sich so sehr gesehnt hatte. Ihr zu Hause gab es nicht mehr. Der Mann, der vor ihr aufragte, bedrohlich und doch voller Sorge. Er war eine Lüge. Eine trügerisch und so süße Lüge, dass es schmerzhaft in ihrer Brust zog.

>>Sinna<< hörte sie die samtweiche Stimme eines Mannes und stellte mit Verwunderung fest, wie sich Ascian versteifte.
Ein Fingerschnipsen erklang und sorgte dafür, dass sie nun nicht mehr halbnackt war, sondern ein schwarzes Satinkleid trug, welches ihr bis zum Boden reichte. Auch Ascian war nicht mehr Nackt, sondern trug ebenfalls Hemd und Hose. So schwarz, dass es alles Licht verschluckte.
Eine schwere Hand legte sich auf Sinnas Schulter.
Vielleicht lag es daran, dass ihr Herz in tausend Scherben zersprungen war, aber sie spürte nichts. Keine Angst. Keine Sorge. Sie wollte nur eines. Sie wollte, dass Ascian litt.
>>Willkommen in der Hölle meine Liebe. Ich habe lange darauf gewartet, dich endlich kennenlernen zu können.<< raunte ihr der Mann zu. Sie musste sich nicht umdrehen um zu wissen, wer hinter ihr stand.
Immerhin war das hier sein Reich.
Und sie hatte es betreten, obwohl sie sich so lange dagegen gewehrt hatte.
Obwohl sie nichts mehr wollte, als endlich Frieden zu finden wusste sie, dass das nicht mehr möglich war.
Sie war gestrandet, mitten im nirgendwo in einer Welt, die ihr nichts mehr als Angst eingejagt hatte.
Angst, die nun verschwunden war, sowie die Hoffnung.
Alles, weil der Mann nun tot war, der ihr die Hand gereicht und sie aus dem Loch der Dunkelheit hinausgezogen hatte. Der Mann, der ihr erster Freund gewesen war, der an sie geglaubt und sie geliebt hatte.
Er war tot und sie war mit ihm gestorben.

The Darknes of SinnaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt