Teil 2

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Geschrei und Gebrüll aus dem vierten Stock, zwang Hawke sich sofort auf den Weg zu machen.
Eine böse Vorahnung sagte ihm, dass Sinna aufgewacht war und sicher alles andere als gut gesinnt war.
Er sprintete die Treppen hoch und blieb vor einer weit geöffneten Tür stehen, die einen Anblick auf eine wütende Sinna bot, die in den Armen von zwei Männern um sich schlug, während die Krankenschwester ihr bedrohlich nahe eine Spritze hinhielt.

>>Aufhören<< brüllte er und zog sie aus den Armen der Männer und hielt sie fest an seine Brust. Trotz ihrer weiteren Proteste griff er so nach ihren Handgelenken und drehte sie, dass sie keine weitere Bewegung machen konnte, weil sie sich sonst selber zu starke Schmerzen bereiten würde.
>>Sir, sie ist eine Irre man. Bei allem Respekt, aber wir glauben sie gehört wirklich in eine Anstalt.<<
Nun war Hawke derjenige, der vor Zorn seine Augen zusammenkniff.
>>Und das schließt du aus einem Tag raus? Vielleicht ist das hier der falsche Job für dich. Jetzt verschwindet.<<
Ohne ein weiteres Wort, verschwanden die Männer.
>>Du auch Coraline<< bat er die Krankenschwester höflich, die noch immer unschlüssig die Spritze in der Hand hielt und auf Sinna in seinen Armen starrte, die aufgehört hatte zu protestieren.
Auch sie verschwand, ohne noch etwas zu sagen und schloss die Tür zaghaft hinter sich zu.
>>Versprichst du dich zu benehmen, wenn ich dich loslasse Sinna?<<
Sie nickte und zog sich augenblicklich von ihm weg, als er sie losließ.
Wieder stellte sie sich in eine Ecke des Krankenzimmers und schlang sich ihre Arme um ihren Körper.
Dennoch wachsam, jeden Schritt von ihm beobachtend.

>>Ich weiß, dass es für dich gerade sehr hart sein muss, aber du musst mir glauben, dass ich dir nur helfen möchte.<< versuchte er sich zu erklären.
Sie schnaubte abfällig.
>>Helfen in dem du mich gegen meinen Willen mitnimmst? Du hast sie gehört. Ich gehöre in eine Anstalt.<< und obwohl sie das sehr abfällig sagte, hörte er ihren Schmerz heraus.
>>Das tust du nicht Kleines<< widersprach er ihr.
>>Ich war vier Jahre da drin. Da gibt es nichts mehr, was man für mich tun kann.<< flüsterte sie und sank in der Ecke auf den Boden.
Schlang ihre Arme um ihre Beine, gab es schließlich auf ihn im Auge zu behalten und legte ihren Kopf auf die Knie.
Ihr platinblondes Haar fiel in alle Richtungen und floss wie Wasser hinab.
Augenblicklich stand er auf und setzte sich vor sie, sodass sie kurz ihren Kopf leicht anhob und ihn betrachtete.
>>Ich will dich dafür am liebsten schlagen Hawke. Wenn du gemein wärst, dann würde es mir leichter fallen, also sei gemein.<< flüsterte sie.
>>Darauf kannst du lange warten Sinna.<<
>>Ich will hier nicht sein.<< hörte er sie sagen. Doch der bittere Beigeschmack einer Lüge breitete sich in dem kleinen Krankenzimmer aus.
Er sah es ihr an.
Sie hatte andere Gründe sich gegen ihn zu wehren und er fragte sich augenblicklich, ob er diese Geheimnisse lüften könnte.

>>Warum willst du wirklich keine Hilfe annehmen?<<
>>Ich will einfach nicht hier sein.<< wich sie seiner Frage aus und hob ihren Kopf weiter an.
>>Nur das Problem ist, dass ich dir nicht glaube.<< erwiderte er.
>>Willst du wirklich dein restliches Leben dort verbringen? Ohne zu wissen, wie besonders du eigentlich bist?<<
>>Ich bin nicht besonders.<< protestierte sie und klang dabei so ernst, dass er ihr glaubte sie würde das denken.
Aber er war da anderer Meinung, allein aus dem Grund, dass sie drei Aurenstrahlen besaß.
Den anderen wollte er sich selbst nicht eingestehen und packte ihn so tief in sich hinein, dass er selbst von dessen Existenz kaum wusste.
>>Lass mich dir helfen Sinna. Versuch es wenigstens und wenn du nach sechs Monaten immer noch so denkst, dann werde ich dich zurückbringen. Aber gib dem ganzen wenigstens eine Chance.<<
Sie überlegte kurz über sein Angebot und strich sich schließlich ihre Haare hinter ihre Ohren.
Dass sie sich nicht mehr hinter ihnen versteckte, zumindest gerade vor ihm, nahm er als positiv wahr und war umso erleichterter, als sie auf sein Angebot einging.

>>Ich habe Ausbrüche, die anderen Angst machen könnten. Starke Ausbrüche, auf die ich keinerlei Kontrolle habe. Ich weiß nicht, ob es das Richtige wäre.<<
>>Darüber musst du dir keine Gedanken machen. Die Leute hier haben schlimmes gesehen und es gibt andere wie dich, die manchmal in den Klassenräumen Dinge sehen und einige von ihnen sind nicht nur einmal umgefallen oder in irgendwelche Schränke geklettert.<< versuchte er sie zu beruhigen.
Sie schüttelte aber nur mit ihrem Kopf.
>>Ich weiß nicht, ob das vergleichbar ist, was ich tue.<<
>>Das spielt keine Rolle. Du hast wie jeder andere hier auch das Recht, deine Gabe zu kontrollieren.<<
Kurz leuchteten ihre Augen auf.
>>Kann ich lernen sie auszublenden?<<
>>Also glaubst du mir jetzt?<< fragte er stattdessen.
Bevor er mit >>Ja<< ansetzte. >>Du kannst lernen sie auszublenden.<<
Einige geschlagene Augenblicke schien sie wieder ganz fern zu sein, ehe sie ihn wieder mit ihren eisblauen Augen fixierte.
>>Ich weiß nicht was ich glauben soll. Ich weiß nur, dass ich so oder so keine Wahl habe.<<
Sie atmete einmal tief aus, bevor sie sich vom Boden erhob und ihn dabei ansah, wie er es ihr gleich machte.
Er überragte sie um gut einen Kopf, weshalb sie gezwungen wäre hinaufzuschauen. Doch stattdessen sah sie starr auf seine Brust, während sie sprach.
>>Ich bin schon in der Hölle, also kann es nur besser werden.<<

The Darknes of SinnaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt