Teil 6

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Hawke stand angespannt im Klassenzimmer und fragte sich, wo Sinna blieb.
Die Stunde hatte schon seit 10 Minuten begonnen und obwohl er ihr gesagt hatte, dass sie heute kommen soll, war sie noch immer nicht da.
Die Sorge darüber, dass sie wieder einen Ausbruch hatte, verfolgte ihn sein Unterricht, sodass er beschloss nach ihr zu suchen.
>>Geht diese Schrittfolge durch, wie ich es euch erklärt habe. Versucht euren Geist von jeglichen Alltagsgedanken zu befreien.<<
>>Ich bin gleich wieder da.<< setzte er an und verließ das Klassenzimmer.
Schnellen Schrittes passierte er die Gänge und hoffte inständig, dass sie einfach nur nicht zum Unterricht kommen wollte.

~~~

Sinna presste ihren Rücken gegen die Wand und stellte mit erschüttern fest, dass niemand in der Nähe war.
Maya hatte sie belogen und den gesamten Vormittag etwas vorgespielt. Sie hatte Sinna so weit um den Finger gewickelt, bis sie ihr Blind vertraut hatte und nun musste Sinna Zeugin ihrer Naivität werden.
Maya stand mit einem Messer in der Hand vor ihr, während zwei ihr Unbekannte Mädchen neben ihr standen und jegliche Fluchtmöglichkeit im Keim erstickten.
>>Warum?<< fragte Sinna mit fester Stimme.
>>Ich habe dich gesehen. Seit einem Monat sehe ich nur dein Gesicht vor mir und dann die Zerstörung. Überall tote, während du nur da sitzt und leer hinaus blickst. Jedes verdammte mal habe ich eine Zukunft gesehen, in der dein Gesicht die Ursache einer Hölle ist.<<
Nun schluckte Sinna schwer.
Bilder aus ihrer Vergangenheit traten ihr vor die Augen und ließen sie keinen Moment daran zweifeln, dass Maya die Wahrheit sagte.
>>Es ist besser, wenn du tot bist. Irgendjemand muss diesen Preis auf sich nehmen Sinna und dieser jemand werde ich sein. Es muss geschehen.<<
Doch so wahr ihre Worte auch sein konnten, Sinna war dennoch nicht bereit zu sterben.
Aus diesem Grund wehrte sie sich mit aller Kraft gegen die anderen beiden, die sie versuchten festzuhalten und stieß dabei mit ihrem Fuß im richtigen Zeitpunkt die Klinge aus Mayas Hand, welche zischend die Luft einzog, als es gefährlich knackte.
Sinna schrie, bevor ihr jemand ihren Mund zuhielt.
Mit geweiteten Augen sah sie dabei zu, wie Maya wütend nach dem Messer griff und dann auf Sinna zulief.
Doch bevor sie einen weiteren Schritt machen konnte, rammte sie irgendjemand auf den Boden.
>>BIST DU VON ALLEN SINNEN?!<< brüllte ihr ein braunhaariger Junge zu.
Die zwei anderen ließen Sinna los und rannten davon, sodass sie nun mit klopfendem Herzen da stand, an die Wand gepresst und unfähig sich zu bewegen.
Sie war um eine Haaresbreite dem Tod entkommen und realisierte erst jetzt, dass sie nicht sterben wollte. All die Jahre hatte sie gedacht es wäre besser, doch heute strafte sie diesem Wunsch Lüge.
>>Erik, du musst mir glauben. Ich habe es wirklich gesehen.<< weinte Maya, doch der Junge Namens Erik schüttelte bloß mit seinem Kopf.
>>Ich habe dir verdammt nochmal gesagt, dass es nicht nur diese Option gibt. Warum hast du mir nicht einfach vertraut.<<
Da Sinna total fertig mit den Nerven war, lies sie die beiden zurück, um geradewegs in ihr Zimmer zu flüchten. Ihr war alles egal, sie wollte sich nur unter die Decke verkriechen und nie mehr raus.
Heiße Tränen rannen über ihre Wangen, doch nicht aus Schock oder weil sie verletzt war.
Es war Scham darüber, dass sie ihr blind vertraut hatte und ihre wertvollen Mauern, die sie so müßig aufgebaut hatte, für einen Moment gesenkt hatte.
Reue, Wut und Scham lenkten sie, verschleierten ihren Blick, sodass sie nicht merkte, wie sie gegen eine harte Brust rannte.
Hawkes Duft nach Amber und Sandelholz umhüllte sie mit einem Schlag, sodass sie sich halt suchend  an ihn klammerte.
>>Sinna, was ist passiert?<< hörte sie ihn besorgt fragen, woraufhin sie heftig mit dem Kopf schüttelte.
>>Ich fühle mich so dämlich Hawke. So unglaublich dämlich, dass ich mich am liebsten selber dafür schlagen will.<< schniefte sie und wischte sich über ihre Augen.
Versiegte die Tränen und zwang sich zusammenzureißen.
>>Eine Schülerin Namens Maya hat versucht mich zu töten. Sie hat anscheinend eine Zukunft gesehen, die mich nicht im Positiven beinhaltet.<<
Jeglicher Muskeln in Hawke schienen sich anzuspannen, bevor er Sinna ein Stück von sich schob und sie voller entsetzen ansah. Kurz huschte die Sorge durch sie, dass das Entsetzen aufgrund der Zukunftsversion war, aber Hawkes nächste Worte bewiesen das Gegenteil.
>>Sie hat versucht dich umzubringen?<<
Sinna nickte stillschweigend und beobachtete Hawkes mahlenden Kiefer, bevor er sich herabsenkte und seine Stirn gegen ihre drückte.
>>Bleib im Zimmer. Ich werde bald wieder da sein.<<
Ein letztes mal über ihre Wange streifend, verschwand er in den Gängen und ließ Sinnas eisiges Herz zurück.
Während sie sich nur nach Wärme sehnte, die ihr Herz wieder zum auftauen brachte.
Sie hinderte sich selbst noch rechtzeitig daran, ihn zu bitten, er solle bleiben.

The Darknes of SinnaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt