Ich bin zu Boden gestürzt, auf meine Knie. Ich ließ meine Arme locker hängen und mein Kopf geneigt in Richtung der Grashalme. Ich rührte keine Muskeln mehr, als mein Meister sagte, dass sie tot waren. Ich hatte keine Kraft mehr zu stehen. Mein Körper hielt dem nicht mehr stand und ich fiel nach unten.
Meine Mutter, mein Vater und mein kleiner Bruder waren also tot, ja? Das hieß für mich, dass ich keinen Sinn mehr hatte. Ich hatte keinen Anker mehr auf dieser Welt. Ich hatte niemanden, der mich so liebte wie meine Familie. Meine Mama.. Mein Papa.. Niemand könnte sie ersetzen und auch meinen kleinen nervigen Bruder nicht. Aber wieso sind sie gestorben? Was war der Grund?
Ich starrte in die Leere und konnte es nicht fassen. Mein ganzes Leben, all meine Hoffnung. All die Jahre, wurde innerhalb Sekunden gebrochen. Durch ihn, durch Scaramouche. Er hatte sie umgebracht. Er hatte ihnen das Leben beraubt. Wie lange waren sie eigentlich schon tot?
Als ich mir diese Frage stellte, konnte ich mir bereits denken wie lange. Nach Jahren verweste der Körper und alles war übrig blieb waren die Knochen. Ein Skelett, der irgendwo im nirgendwo lag. Er hätte sich nicht die Mühe gemacht sie zu begraben. Ihnen einen Grabstein zu geben und diese zu beschriften. Nein, er würde so eine Drecksarbeit nie erledigen.
„Ach komm schon Cieli, du brauchst nicht mehr so niedergeschlagen zu sein. Bald wirst auch du ihnen folgen. Dann seht ihr euch wieder", ich hörte Scaramouches Stimme, der sich noch immer über mich lustig machte und noch dabei war mich fertig zu machen, „Du hast niemanden. Gar keinen. Deine Familie ist tot. Dein Freund hat dich hintergangen und wenn du mich jetzt verlässt, bist du alleine".
Nach einer Zeit nickte ich. Ganz schwach und recht langsam. Es war ein einziges Nicken, bevor ich in mir wieder einkehrte und mich von der Außenwelt verschloss und mein Körper nur noch übrig blieb.
Er hatte Recht, ich hatte niemanden. Keine Eltern, die auf jemanden Zuhause warteten, oder seine Geschwister, die obwohl sie nervten, trotzdem einem wichtig waren. Keine Freunde, keine Bekannten, nein niemanden. Mein ganzes Leben lang tat ich grausame Dinge.. Mein ganzes Leben lang wollte ich nur eines, meine Familie. Ich wollte sie wiedersehen, sie umarmen und sie einfach bei mir haben. Aber sie waren nicht mehr da. Mein Gesamtbild von allem, wurde in blutgetränkt.
„Lass den Kopf nicht hängen, du hast noch mich", hörte ich ihn, „Ich wusste, dass du dich in diesen Jungen verlieben würdest, er ist dein Geschmack. Jedoch hat er dich ausgenutzt, wie all die anderen, die dich enttäuscht und hintergangen haben", ich konnte eine Berührung an meinen Kinn spüren, „Sagte ich nicht, dass du keine Zuneigung erhalten kannst? Siehst du, was du mit dir anstellst? So kaputt wie du bist, kann ich dich leider nicht verwenden".
Ich blieb reglos. Ich konnte meine Fingerspitzen nicht bewegen. Ich konnte meine Füße nicht bewegen. Das einzige was sich erhob war mein Brustkorb, wenn ich nach Luft schnappte und es leise wieder aus mir gab. Ich wollte nicht mehr.
Danach hörte ich wie er mit jemanden anderen sprach. Die Stimme kam mir weit weg vor. Bloß sein fernes Echo erreichte mich ganz schwach und unklar. Als wäre sie verzerrt. Als wäre sie nicht da. Ich dachte, dass sie meine eigene Einbildung wäre und nicht existieren sollte.
Ich blinzelte einmal und konnte vor mir die Bilder sehen, die ich bei meinen Alpträumen besaß. Dass meine Familie leblos auf den Boden lag. Dass sich ihr Blut unter ihnen bildete und die Pfütze meine Knie berührten. Ich hob zitternd meine Hände und spürte die Panik, die in mir ausbrechen wollte. Ich konnte sie nicht beschützen. Ich konnte sie nicht retten.
„Um deinen Tod zu beschleunigen, werde ich den Siegel lösen", seine Stimme weckte mich auf und ich sah zu ihn, „Bis zum nächsten Leben", auf seinen Lippen erschien ein Grinsen, bevor mein Göttliches Auge in Splittern zerbrach und ich einen heftigen Stechen in meiner Brust wahrnahm.
![](https://img.wattpad.com/cover/302869980-288-k778003.jpg)
DU LIEST GERADE
Butterweiche Klänge | Venti ff
FanfictionAls er sie zum ersten Mal sah, waren es die goldenen Augen, die nach innen braun verliefen, der Grund, wieso er wie sie hängen blieb. Es glich den Sternen, die nur in der Nacht zu sehen waren. Ihre platinblonden Haare, die eine Kopfseite ein bissche...