Kapitel 18

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23.01.2006La Push hatte sein typisches Wetter wieder. Wir hatten Montag und es nieselte ununterbrochen. Von dem Schnee war nur noch seine dreckig-weiße Matsche übrig. Die Autos waren vollgespritzt und man musste aufpassen, wo man hintrat. Keiner wollte nasse Schuhe haben oder versehentlich ausrutschen und mit anderen Körperteilen im Dreck landen.

Die Laune der Natur spiegelte sich aber nicht bei mir wieder. Denn in mir herrschte der Sonnenschein, wie selten zuvor. Frisch und fröhlich war ich erwacht und konnte mit dem Grinsen kaum aufhören – sehr zum Leidwesen von Alex. Diese hatte heute eine Klausur in Mathe und dementsprechend schlechte Laune. Damit sie pünktlich war, waren wir deutlich früher als sonst zur Schule unterwegs. Sie verabschiedete sich schon am leeren Parkplatz von mir und ich schlenderte zu meinem Spind, um Zeit totzuschlagen. Es würde noch dauern bis Jared ankam, denn Paul hatte verschlafen und er musste ihn aus dem Bett schmeißen. Jedenfalls hatte das in seiner morgendlichen SMS gestanden, die mir das Frühstück versüßt hatte. Abends schlief ich lächelnd mit seiner Nachricht ein und morgens begrüßte er mich damit, eh wir uns sahen. Daran konnte ich mich gewöhnen.

An meinem Spind holte ich mir die Bio-Unterlagen heraus und mein Blick fiel auf die Innenseite der Tür. Die Wolfssticker waren Jared letzte Woche aufgefallen, aber nicht das, was dort noch hing. Der Umschlag, in dem sich mein Neujahrsvorsatz verbarg. Wir hatten Ende Januar und ich hatte ihn nicht erfüllt. Dafür aber ganz andere Dinge geschafft – von denen ich bisher nur geträumt hatte. Würde es komisch sein, wenn ich es jetzt noch nachholte? Es gab doch so etwas wie ein Ablaufdatum dafür, oder? Spätestens im nächsten Monat, der in wenigen Tagen bevorstand, war es zu spät.

Vorsichtig entfernte ich den Umschlag von der Tür und drehte ihn in meiner Hand. Von Außen konnte man nicht erkennen, was drinnen geschrieben stand.

Ich hoffte, eine Antwort zu erhalten. Vielleicht ein Zeichen, das mir half. Aber mir wurde die Entscheidung nicht abgenommen. Es passierte nichts. Der Schulkorridor blieb außer mir und einem Jungen am anderen Ende leer. Niemand kam zu mir gestürmt und nahm mir die Verantwortung ab. Kein Wunder geschah und ich verkniff mir das enttäuschte Seufzen. Sollte sich eine Gelegenheit bieten, konnte ich es noch immer tun, sagte ich mir selbst und wollte den Umschlag beiseitelegen.

Mein Handy brummte in meiner Hosentasche und fischte mit der freien Hand danach. Viel Glück stand da. Der Absender war Dad. Stirnrunzelnd starrte ich auf die Pixel. War das das Zeichen? Aber wie konnte er wissen, dass ich gerade auf ebenjenes wartete. Erneut gab mein Handy ein Brummen von sich und die nächste SMS verschaffte mir Klarheit.

Entschuldige Kimmy. Das sollte an Alex gehen.

Er hatte nicht mir, sondern Alex wegen ihrer Klausur schreiben wollen. Typisch Dad. Mit den neuartigen Medien kam er einfach nicht mehr hinterher. Es war ein Wunder, dass er keine Tippfehler drinnen hatte. Seufzend schob ich das elektronische Gerät zurück in die Tasche.Waldgeruch stieg in mir auf und mein Herz pochte plötzlich schneller. Überrascht drehte ich mich um. Weiche Lippen lagen auf meinen, eh ich es realisiert hatte.

„Guten Morgen", begrüßte Jared mich und blieb wenige Zentimeter von mir entfernt, nachdem er den Kuss löste.

„Gu-Guten Morgen", erwiderte ich erstaunt. Vor der ersten Pause hatte ich nicht mit ihm gerechnet. „Was machst du schon hier?"

„Sag bloß, du freust dich nicht mich zu sehen?", fragte er mit dünner Stimme.

„Doch! Natürlich!", rief ich und bemerkte erst dann das Schmunzeln in seinem Gesicht. Er wollte mich ärgern. Murrend vergrub ich meinen Kopf in seinem T-Shirt. Seine Brust hob sich, als er amüsiert gluckste und über meine Haare strich.

„Bin ohne Paul los. Soll der doch alleine zur Schule kommen." Er hob mein Gesicht an. „Ich wollte dich sehen", gestand er und brachte mein Herz zum Schmelzen.

Jared zog mich zu sich und wir küssten uns erneut. Ich würde noch süchtig nach seinen Lippen werden, wenn er so weiter machte. Wir waren uns so nah. Erst so langsam fing ich an, zu realisieren, dass wir uns mitten auf dem Schulkorridor küssten! Er musste mein plötzliches Unbehagen gespürt haben, denn er löste sich von mir.

„Alles in Ordnung?", fragte er besorgt.

„J-Ja. Es ist nur so ungewohnt", gestand ich nuschelnd und brachte damit ein zärtliches Lächeln in sein Gesicht.

„Wir machen langsam, okay?"

Erleichterung machte sich in mir breit. Ich hatte nicht einmal gemerkt, wie sich der Druck in mir ausgebreitet hatte. Aber mein Freund war rücksichtsvoll. Schließlich war er Jared Cameron„Was hast du da?", fragte er und nickte zu dem Umschlag in meiner Hand. Ich hatte ganz vergessen, dass ich ihn noch immer festhielt.

„Äh... ni-nichts wichtiges", stammelte ich und ich steckte das Papier hastig in meine Tasche.

Jared runzelte kurz die Stirn, aber er fragte nicht weiter nach. Darüber war ich erleichtert, denn ich wollte ihn ungern anlügen. Doch jetzt gerade fehlte mir der Mut. Es war einfach schon zu spät. Ich sollte den Umschlag nachher wegwerfen, beschloss ich und schloss meinen Spind. „Lass uns gehen."

Händchenhaltend gingen wir durch die Korridore der Schule. Montags kamen die meisten Schüler und sogar auch viele Lehrer, grundsätzlich später als sonst. Somit waren die Flure noch nicht stark befüllt. Aber von den wenigen Leuten, die schon hier waren, bemerkte ich die Blicke, die auf unsere verschlungenen Hände fielen. Zitternd atmete ich ein und spürte sogleich, wie Jared Druck ausübte und mir damit Stärke verlieh. Es war ein Geschenk, wie aufmerksam er war. Mit ihm an meiner Seite verdrängte ich die Umgebung und konzentrierte mich einzig und allein auf ihn und meine Gefühle.

Vor dem Biologie Raum verabschiedeten wir uns mit einem Kuss voneinander, der mich mit wackeligen Beinen zurückließ.

Paul ließ sich Zeit, damit in die Schule zu kommen. Ich sah ihn erst zum Englischunterricht und erlebte ein Deja-Vu, als er nach Mrs Miller den Klassenraum betrat und sie ihn mit einem sarkastischen Kommentar begrüßte. Er ließ es zähneknirschend über sich ergehen und Mitgefühl tat sich in mir auf. Jared hatte erzählt, dass der Job bei Sam viel Zeit in Anspruch nahm. Wahrscheinlich verschlief Paul deswegen häufig und verspätete sich. Ich könnte mir nicht vorstellen, neben der Schule noch weiteren Verpflichtungen nachzugehen. Dazu würde mir schnell die Kraft fehlen. Ich hatte Alex schon für ihren außerschulischen Sport beeindruckt. Erstaunlich, dass Jareds Gesicht keine Augenringe zierten. Ein Drei-Mann Team war aber auch wenig für so einen Job.

Der Englischunterricht ist innerhalb der letzten Woche abermals mein liebstes Fach geworden. Das lag natürlich allen voran, dass Jared wieder da war. Es fiel mir etwas schwer, mich auf den Stoff und nicht auf ihn zu konzentrieren. Aber nachdem er zwei Wochen verpasst hatte, versuchte er Mrs Miller zuzuhören. Was wir uns aber nicht nahmen, war, dass wir, solange wir nicht schrieben, uns an den Händen fassten. Somit hielt sich die Ablenkung in Grenzen und mit einem guten Gefühl gaben Paul und ich am Ende der Stunde unsere Partnerarbeit ab.


„Morgenfrüh kriegt Emily ihren Verband ab", teilte mir Jared mit, als wir uns an unseren Stammtisch setzten. Mittlerweile wusste ich, dass es kein reines Glück war, dass der Platz frei blieb. Seltsam, wie ich in der Schulhierarchie aufgestiegen war, nur weil Jared mich plötzlich sah.

Der Regen klatschte gegen die großen Fenster und die Geräusche vermischten sich mit den Stimmen meiner Mitschüler zu einem Hintergrundgeräusch. Es war so völlig anders, als Freitag. Das Wochenende schien mich von Grund auf verändert zu haben.

„Wird es wehtun?" Der Verband nahm ihr halbes Gesicht ein und ich wollte mir nicht vorstellen, wie sie drunter aussah.

„Das wohl nicht, aber ..." Er schüttelte den Kopf und seufzte.

„Sam wird ausrasten", prophezeite Paul. „Der Doc sagte, es würden Narben bleiben." Grimmig verzog er den Mund.

„Oh. Kann ich irgendwie helfen?" Der Drang, etwas zu tun, kam in mir auf. Zärtlich lächelte mein Freund mich an. „Das ist lieb von dir. Aber geh lieber in die Schule."

„Emily würde uns den Kopf abreißen, wenn du schwänzen würdest", warf Paul ein. „Wir werden bei den beiden sein und unser Bestes tun."

„Hmh ...", gab ich von mir.

Jareds Lippen streiften meine Wange und hinterließen ein Prickeln. „Ich melde mich, wenn etwas sein sollte", flüsterte er in mein Ohr.

„Danke", wisperte ich.

„Urks", gab unser Freund von sich und tat so, als würde er würgen. „Fangt in meiner Anwesenheit bloß nicht mit dem Schmusen an. Da wird einem ja schlecht."

Damit fing er sich einen bösen Blick von Jared ein, während ich rot anlief.

„Hör nicht auf ihn", murmelte Jared und rückte nicht von mir ab. Stattdessen gab er mir einen Kuss. Wenn das so weiter ging, würde ich ständig als Tomate rumlaufen.

Nebenbei hörte ich, wie Paul gespielte Würggeräusche von sich gab. „Bin ich froh, wenn unser Rudel endlich größer wird. Allein mit Liebespaaren kann sich doch keiner geben."

„Rudel?", fragte ich neugierig nach, nachdem ich mich etwas von Jared gelöst hatte.

Dieser schickte seinem Freund einen grimmigen Blick rüber. „Ja? Was für ein Rudel? Paul?", fragte er mit grummelnder Stimme.

„Äh, was? Habe ich Rudel gesagt?" Paul hüstelte und lachte gleichzeitig. „Hehe, ne. Ich meinte natürlich unsere Runde. Ich schau echt zu viel Fern."

Skeptisch blickte ich ihn an, aber da wechselte er auch schon das Thema.

„Wo wir gerade bei Fernsehen sind. Ich hätte Bock auf einen Filmabend. So richtig mit Popcorn, Cola und Nachos. Wie schauts aus? Freitagabend bei Sam."

„Ich glaube Sam und Emily haben da auch ein Mitspracherecht", warf Jared ein.

Aber Paul wank ab. „Ach was, die haben sicher nichts dagegen. Also, wie schauts aus? Habt ihr Bock?"

Ich wollte gerade dazu ansetzen, ihm zuzusagen, als Jared mir zuvorkam.

„Kim und ich haben andere Pläne."

„Ach?", fragte Paul und klang so verdutzt, wie ich mich fühlte. Hatte ich etwas vergessen?

Jared räusperte sich und wandte sich zu mir. Seine Wangen waren leicht gerötet. „Also, wenn du Lust hast, habe ich mir gedacht, wir könnten nach der Schule nach Port Angeles. Dort gibt es eine Schlittschuhhalle."

Wie vom Donner berührt saß ich da. Ein Date. Jared hatte mich gerade nach einem Date gefragt. Oder? Aber ja, das musste es sein. Ein echtes, wahrhaftiges Date mit Jared! Wir würden uns außerhalb der Schule und weg von Sam und Emilys Haus treffen und das nur wir beide! Einen ganzen Abend zu zweit. Mein Herz machte Saltos. Hatte ich etwas zum Anziehen? Was zog man überhaupt auf einem Date an? Jeans? Kleid? Rock? Mir fiel nichts Passendes aus meinem Kleiderschrank ein. Ob ich mir was von Alex leihen konnte? Moment, direkt nach der Schule. Das hieß ja, ich hätte gar keine große Zeit mehr, mich umzuziehen.

„Kim?" Eine Hand wedelte vor mir herum und ich blinzelte mehrfach, um mich aus meinem Gedankenstrom zu reißen. Fragend sah Jared zu mir.

„Hmh?"

Einer seiner Mundwinkel zuckte leicht nach oben. „Möchtest du mit mir Freitag Schlittschuhlaufen gehen?"

„Natürlich", rief ich fast und musste mich beherrschen nicht vor Freude aufzuspringen.

„Pah, behandelt mich nur weiter wie ein drittes Rad am Wagen. Ihr werdet schon sehen, was ihr daraus habt", beschwerte Paul sich.

„Möchtest du mitkommen?", fragte ich und bekam sogleich zwei Reaktionen als Antwort, die unterschiedlicher und doch gleich kaum sein konnten.

„Bitte nicht", sagte Jared wimmernd und Paul schockiert.


Nach der Pause gingen wir zu unseren Spinden. Der von Paul quoll nur so über mit Papieren und anderen Sachen, die nicht genauer definieren wollte. Ich glaubte sogar, eine einzelne Socke entdeckt zu haben. Mein Schließfach war das Letzte, welches wir abklapperten. Der Schulkorridor war voll und zwei Schüler schienen sich, nicht weit von uns entfernt, zu streiten. Es fing an, sich eine kleine Traube um die beiden herum entwickelt. Paul blieb interessiert stehen, während Jared mich zu meinem Spind begleitete. Ich hatte bereits meine Tasche geöffnet, als die Jungs damit anfingen, sich gegenseitig zu schubsen. Einer von ihnen stolperte und plötzlich wurde ich von ihm angerempelt. Ich verlor das Gleichgewicht und fiel auf Hände und Knie. Meine Tasche glitt über den dreckigen Fußboden.

„Hey!"

Ich hörte ein bedrohliches Knurren und kurz darauf eine stammelnde Entschuldigung. Jared kniete sich zu mir.

„Hast du dir weh getan?" Sein Blick glitt analysierend über meinen Körper und als er nichts fand und ich verneinte, half er mir, aufzustehen. Seine Hand zitterte in meiner.

Ich wandte den Kopf nach links und rechts, auf der Suche nach meiner Tasche. Die Traube an Schülern hatte sich an das hintere Ende des Korridors verzogen, aber immer mehr Schaulustige kamen aus der anderen Richtung und verhinderten mir die Sicht.

„Suchst du die hier?" Paul kam auf mich zu. In der Hand hielt er meine Tasche.

„Danke", sagte ich erleichtert und nahm sie entgegen.

„Überprüf mal, ob alles drin ist. Durch den Aufprall waren deine Sachen ziemlich verstreut und ich hab alles, was ich sah, reingestopft."

Portmonee – Check. Schlüssel – Check. Mäppchen – Check. Wasserflasche – Check. Collegeblock – Check. Regenschirm – Check. Ein Glück, es war alles da. Beruhigt nickte ich und wandte mich meinem Spind zu. Routiniert öffnete ich ihn, als ich es aus dem Augenwinkel bemerkte. Die Wolfsticker waren wie immer an ihrem Platz, aber ein wichtiges Papier fehlte. Der Umschlag. Der, auf dem mein Neujahrsvorsatz stand! Jemand musste meinen Spind geknackt und ihn entwendet haben. Wer tat sowas? Es musste ein Profi gewesen sein, denn mein Schloss war unversehrt.

Da erinnerte ich mich an heute Morgen. Ich hatte ihn in der Hand gehalten und als Jared mich begrüßt hatte, hatte ich ihn in meine Tasche gestopft.

Nein, nein, nein.

Bitte nicht.

Eilig durchwühlte ich meine Tasche. Portmonee. Schlüssel. Mäppchen. Wasserflasche. Collegeblock. Regenschirm. Aber kein weißer Umschlag. Ich spürte, wie mir der Schweiß ausbrach. Wenn ihn jemand fand, dann würde derjenige wissen, dass er von mir war. Wieso war ich nur so dumm mit meinem Namen zu unterschreiben?

„Kim? Hast du doch was verloren?", fragte Jared und bekümmert nickte ich.

„J-Ja."

„Was denn? Wir können danach suchen. Bestimmt finden wir es", meinte er optimistisch.

„E-einen Umschlag." Einen, den du nie sehen solltest. Weil es peinlich war.

„Den von heute morgen?"

Erneut nickte ich und sah mich um. Immer noch war der Flur voller Schüler und außer Schuhe konnte ich nichts am Boden erkennen.

„Ach, meint ihr den hier?", fragte Paul und hielt plötzlich einen völlig zertrampelten Umschlag in den Händen. „Ich dachte, der gehört wem anders. Lag viel weiter weg, als der Rest."

Ich nahm ihn entgegen und betrachtete das Papier. Die Form stimmte, aber Umschläge hatten doch alle eine Norm. Ansonsten hatte meiner äußerlich keinerlei Wiedererkennungsmerkmale besessen. Ob ich ihn sicherheitshalber öffnen sollte?

„Wieso hast du ihn denn dann aufgehoben, wenn du dachtest, der gehört nicht Kim?"

Paul lachte rau. „Vielleicht wäre es ja ein Liebesbrief gewesen. Mal was zum Lachen."

Jared schnaubte. „Und Kim, ist er dir?"

„Ich weiß nicht."

„Dann öffne ihn doch und schau rein", schlug Paul vor und musste mich für dämlich halten, weil ich offensichtlich nicht selbst drauf kam.

„Hmh." Zögerlich sah ich zu den beiden Jungs hinauf, ehe ich ihnen den Rücken zu drehte und vorsichtig das Papier öffnete.

Neujahrsvorsatz 2006Von Kim Connweller, zukünftige Kim Cameron

Ich werde Jared Cameron küssen. (Durchgestrichen)Ich werde Jared Cameron sagen, dass ich ihn liebe. (Durchgestrichen)Ich werde Jared Cameron ein frohes neues Jahr wünschen.

„Und ist es deiner?", fragte mein Freund und ließ mich vor Schreck zusammenzucken, als ich seine nahe Stimme hörte.

Schnell hielt ich mir das Papier vor die Brust und drehte mich wieder zu ihnen um.

„Ja. Es ist meiner. Danke, Paul."

„Kein Problem. Aber was steht da eigentlich drin?" Ein dreckiges Grinsen bildete sich in seinem Gesicht. „Etwa ein Liebesbrief?"

Blut stieg mir in den Kopf.

„N-Nein." Die hob ich doch nicht in der Schule auf! Ich war doch kein Laie. Meine nicht abgeschickten Liebesbriefe an Jared lagen sicher verschlossen in meiner Nachttischschublade! Vielleicht sollte ich den Neujahrsvorsatz dazu legen.

„Sicher? So rot wie du bist, ist es was schmutziges."

„Klappe, Paul. Wenn Kim es uns nicht sagen will, dann ist das ihr gutes Recht", verteidigte Jared mich.

„War ja nur ein Witz."

„I-Ist schon gut." Ich nahm einen tiefen Atemzug. „Es ist kein Liebesbrief und auch sonst nichts schmutziges."

„Du brauchst es uns wirklich nicht zu sagen, Kim."

„D-Doch." Das hier musste das Zeichen sein, um das ich das Universum heute Morgen gebeten hatte. Wenn nicht jetzt, dann nie! „Es ist mein Jahresvorsatz."

„Wieso tust du deinen Vorsatz denn in einen Briefumschlag?", fragte Paul irritiert nach.

„Das war eine Hausaufgabe bei Mrs Miller. Vor ein paar Wochen."

„We dämlich", kommentierte er und bekam sogleich einen Klaps von Jared gegen den Arm.

„Hast du ihn schon erfüllt, Kim?"

„N-Nein, aber i-ich würde gerne."

„Können wir dir dabei vielleicht helfen?", bot Jared an und legte den Kopf leicht schräg. Wie niedlich.

„Ähm, also... ja. Irgendwie schon."

Abwartend sahen Jared und Paul mich an. Zitternd nahm ich einen tiefen Atemzug. „Ich wünsche ein frohes neues Jahr."

„Hä?"

Jareds Gesicht zierten Fragezeichen, bis sie sich langsam legten und sich Verständnis in seiner Mimik zeigte. Ein sanftes Lächeln bildete sich auf seinen Lippen. „Danke, ich wünsche dir auch ein frohes neues Jahr."

Erleichterung durchrollte mich. Ich hatte es ihm gesagt und er hatte mich nicht für solch einen dämlichen Neujahrsvorsatz verurteilt.

„Ach so, ja dann frohes neues Jahr", sagte Paul schulterzuckend, nachdem Jared räuspert zu ihm sah.

His wallflowerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt