Gespräch mit Sirius

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Die Sache mit Malfoy gab mir ein Hochgefühl wie lange nicht mehr. Obwohl noch nichts entscheiden war freute ich mich darüber, dass Dracos Eltern sich dazu entschlossen hatten Lily zumindest anzuhören. Die Tage zogen durch das Schloss und so kam es, dass Stück für Stück der November ins Land schritt. Mit jedem Tag, an dem die erste Aufgabe des Turniers näher kam, wurde die Stimmung drückender. Das Wetter wurde zunehmend kälter und regnerisch und trübte die Stimmung noch mehr. Ron und Harry sprachen noch immer kein einziges Wort miteinander obwohl Hermine fast täglich zwischen beiden versuchte zu vermitteln. Sie hatte sogar versucht sie zu zwingen mit einander zu reden doch beide blieben stur. In diesen Tagen war es Sirius. der es erstmals wieder schaffte unsere Gedanken auf etwas anderes wie das Turnier zu lenken am Morgen des 12. Novembers in Form einer kleinen Schleiereule, die mit einem Brief vor Harry landete.
„Von wem ist der?", fragte ich meinen Bruder neugierig.
„Tatze", antwortete er schnell und öffnete den Brief. Ich lugte über seine Schulter um mitzulesen.

Harry,
Ich kann in einen Brief nicht alles sagen, was ich möchte, es ist zu riskant, falls die Eule abgefangen wird – wir müssen unter vier Augen miteinander reden. Kannst du dafür sorgen, dass du am 22. November um ein Uhr morgens allein am Kamin im Gryffindor-Turm bist? Ich weiß besser als alle anderen, dass du auf dich selbst aufpassen kannst, und solange Dumbledore und Moody in deiner Nähe sind, glaube ich nicht, dass dir einer was antun kann. Doch genau darauf scheint sich jemand mit allen Mitteln vorzubereiten. Dich ins Turnier zu schmuggeln, und dazu noch unter Dumbledores Nase, muss sehr gefährlich gewesen sein.
Sei auf der Hut, Harry. Ich möchte weiterhin über alles Ungewöhnliche unterrichtet werden. Lass mir wegen des 22. November so rasch wie möglich eine Nachricht zukommen.
Sirius

„Was hat er vor?", fragte ich doch Harry zuckte bloß mit den Schultern und schreib seine Antwort auf ein Stück Pergament.
„Ich bin dabei", sagte ich entschieden.
„Ich hätte dich eh gefragt", sagte Harry und grinste schief. Es war das erste mal seit der Feuerkelch seinen Namen ausgespuckt hatte, dass er grinste. Unweigerlich musste auch ich grinsen.
Die nächsten Tage schienen weiterhin wie im Flug zu vergehen. Die Aufregung endlich wieder mit Sirius zu sprechen machte sowohl mich wie auch Harry irgendwie hibbelig.
„Ich muss um Mitternacht zu Hagrid", keuchte Harry am Abend des 22. Novembers nach dem Abendessen als er in den Gemeinschaftsraum getürmt kam.
„Warum?", zischte ich doch Harry wusste es auch nicht. „Du könntest Sirius verpassen!"
„Aber Hagrid meinte ich soll auf jeden Fall kommen", meinte Harry. Ich seufzte genervt.
„Okay pass auf. Ich halte mit Fred und George hier wache und pass auf, dass der Raum wirklich leer ist, und du sorgst dafür, dass du auf jeden Fall um ein Uhr wieder hier bist!"
Und so war es beschlossene Sache. Ich zog die Zwillinge zu mir.
„Jungs wir müssen dafür sorgen, dass der Raum um spätestens halb eins leer ist", sagte ich schnell.
„Warum?", fragte George verwirrt.
„Sirius will mit Harry sprechen", erklärte ich. „Er hat uns darum geben."
Unison nickten beide und so schufen wir einen Plan. Tatsächlich jedoch schien dieser Plan gar nicht zu Stande zu kommen da sich auch der letzte Siebtklässler bereits um zwölf Uhr auf den Weg in den Schlafsaal machte.
„Worüber will Sirius mit Harry reden?", fragte George irgendwann neugierig.
„Ehrlicherweise weiß ich das nicht doch ich schätze, dass es ums Turnier geht", antwortete ich. „Sirius scheint ziemlich besorgt zu sein und irgendwie bin ich das auch. Seit Harrys Name vom Feuerkelch ausgespuckt wurde grüble ich darüber wer ihn hineingeworfen haben kann doch nichts ergibt wirklich einen Sinn."
Nachdenklich starrte ich in die Flammen.
„Es ist so gut wie unmöglich, dass sich jemand unter Dumbledores Nase in Hogwarts eingeschlichen hat doch das wir einen Spitzel haben will ich noch weniger glauben...", murmelte ich langsam.
„Was ist mit Karkaroff?", warf Fred ein. „Er war früher ein Todesser."
„Woher weißt du das?", fragte ich und sah überrascht zu Fred auf.
„Wir haben so unsere Nachforschungen betrieben was ihn angeht", antwortete er schlicht und ich glaubte, es war besser nicht so genau nachzufragen woher die beiden diese Infos schon wieder hatten.
„Möglich wäre es. Wenn er Voldemort immer noch treu ergeben ist könnte er sich unter diesem Vorwand nach Hogwarts schmuggeln aber ich glaube nicht, dass er versuchen würde etwas zu tun bei dem auch seine Schüler in Gefahr gerieten könnten."
„Karkaroff ist durch aus nicht zu unterschätzen."
Ich zuckte zusammen und unterdrückte einen kleinen Aufschrei als die Stimme meines Paten plötzlich den Raum erfüllte. Ich sah zu dem glühenden Feuer in dem das Gesicht von Sirius aufgetaucht war.
„Schleich dich doch nicht so an Sirius!", murmelte ich während mein Herzschlag sich langsam wieder beruhigte.
„Das ist also der sagenumwobene Sirius Black!", sagten die Zwillinge zeitgleich und lenkten so Sirius Blick auf sie.
„Die Herrn Weasley, nehme ich an?", fragte Sirius und ich erkannte sein Grinsen durch die Glut.
„Geht jetzt und haltet euch an den Plan", sagte ich schnell mit einem Blick auf die Schlafsäle. Die Jungs hatten versprochen zumindest im Treppenaufgang der Jungen weiter Wache zu halten. Mein Blick folgte ihnen während sie die Treppe hinauf gingen.
„Also Sirius", Ich wandte ihm den Blick zu. „Wie gehts dir?"
Sirius sah anders aus, als ich ihn in Erinnerung hatte. Als wir uns verabschiedet hatten, war sein Gesicht noch ausgemergelt und hohlwangig gewesen, umwachsen von einer langen verfilzten Haarmähne – doch nun war sein Haar kurz und sauber, sein Gesicht voller, und er sah jünger aus.
Sirius wollte grade antworten als im selben Moment Harry endlich den Gemeinschaftsraum betrat.
„Da bist du ja!", zischte ich. Er murmelte hastig eine Entschuldigung und setzte sich neben mich.
„Wie geht's dir?", fragte Sirius ernst.
„Mir geht's..." Harry stockte. Ich wusste, dass er gut sagen wollte doch stattdessen erzählte er etwas anders. Er erzählte, wie er gegen seinen Willen ins Turnier gelangt war, dass Rita Kimmkorn im Tagespropheten Lügen über ihn verbreitet hatte, dass er keinen Flur entlanggehen konnte, ohne sich hämische Bemerkungen anhören zu müssen – und er redete über Ron, über Ron, der ihm nicht glaubte, der eifersüchtig war...
„Und gerade vorhin hat Hagrid mir gezeigt, was sie in der ersten Runde bringen, nämlich Drachen, Sirius, und jetzt bin ich erledigt", schloss er verzweifelt.
„Was?!", fragte ich und sah geschockt zu meinem Bruder.
„Mit Drachen werden wir schon fertig, Harry, aber dazu gleich – ich kann nicht lange bleiben ... ich bin in ein Zaubererhaus eingebrochen, um den Kamin zu benutzen, aber die können jeden Augenblick zurückkommen. Ich muss euch beide vor jemandem warnen."
„Meinst du Karkaroff?", fragte ich geradeheraus. „Fred sagte er war ein Todesser."
Sirius nickte ernst.
„Was war mit ihm?", fragte Harry verwirrt.
„Er wurde gefasst, er war mit mir in Askaban, doch sie haben ihn freigelassen. Ich wette, das ist der Grund, warum Dumbledore dieses Jahr einen Auroren in Hogwarts haben wollte – damit er ihn im Auge behält. Es war Moody, der Karkaroff damals gefasst hat. Er hat ihn überhaupt erst nach Askaban gebracht", antwortete Sirius.
„Karkaroff wurde freigelassen?", fragte Harry langsam.
„Warum haben sie ihn freigelassen?", fragte ich nicht minder verwirrt.
„Er hat mit dem Zaubereiministerium ein Geschäft gemacht", antwortete Sirius erbittert. „Er sagte, er hätte seine Irrtümer eingesehen, und dann nannte er Namen... hat statt seiner eine Menge anderer Leute nach Askaban gebracht... dort drin ist er nicht gerade beliebt, kann ich dir sagen. Und seit er draußen ist, hat er, soweit ich weiß, jedem Schüler, den er in seiner Schule ausbildet, die dunklen Künste beigebracht. Also nimm dich auch vor dem Durmstrang-Champion in Acht."
„Gut", sagte Harry nachdenklich. „Aber ... willst du damit sagen, dass Karkaroff meinen Namen in den Kelch geworfen hat? Denn dann wäre er ein wirklich guter Schauspieler. Er schien doch so wütend darüber zu sein. Er wollte mich überhaupt nicht im Turnier haben."
„Wir wissen, dass er ein guter Schauspieler ist", sagte Sirius, „denn er hat immerhin das Zaubereiministerium davon überzeugt, er könne freigelassen werden, oder? Harry, ich habe in letzter Zeit den Tagespropheten verfolgt..."
„Du und der Rest der Welt", sagte Harry erbittert.
„... und wenn ich den Bericht von dieser Kimmkorn letzten Monat zwischen den Zeilen lese, dann wird mir klar, dass Moody in der Nacht, bevor er in Hogwarts antrat, angegriffen wurde. Ja, ich weiß, sie behauptet, es sei wieder mal falscher Alarm gewesen", setzte Sirius hastig hinzu, da Harry schon den Mund aufmachte, „aber ich kann das nicht so recht glauben. Ich denke, dass jemand versucht hat, ihn daran zu hindern, nach Hogwarts zu kommen. Jemand muss gewusst haben, dass es viel schwieriger sein würde, etwas zu erledigen, wenn Moody in der Nähe ist. Und keiner wird sich ernsthaft um den Vorfall kümmern, weil Mad-Eye im Lauf der Zeit schlicht ein wenig zu viele Eindringlinge gehört haben will. Doch das heißt nicht, dass er eine wirkliche Gefahr nicht mehr wittern kann. Moody war immerhin der beste Auror, den das Ministerium je hatte."
„Willst du damit sagen Karkaroff hat das ganze eingefädelt?", fragte ich nicht wirklich überzeugt von dieser Theorie. Sirius zögerte bevor er antwortete.
„Mir sind einige sehr merkwürdige Dinge zu Ohren gekommen", sagte er nachdenklich. „Die Todesser scheinen in letzter Zeit ein wenig umtriebiger geworden zu sein. Bei der Quidditch-Weltmeisterschaft sind sie offen aufgetreten. Jemand hat das Dunkle Mal an den Himmel beschworen... und außerdem – habt ihr von dieser Ministeriumshexe gehört, die vermisst wird?"
„Bertha Jorkins?", fragte Harry nach.
„Genau... sie ist in Albanien verschwunden, und ausgerechnet dort soll sich, wenn man den Gerüchten glaubt, Voldemort in letzter Zeit aufgehalten haben... und Bertha muss gewusst haben, dass das Trimagische Turnier geplant war."
„Ja, aber ... es ist doch unwahrscheinlich, dass sie Voldemort einfach so über den Weg gelaufen ist, oder?"
„Hör zu, ich kannte Bertha Jorkins", sagte Sirius grimmig. „Sie war damals mit uns zusammen in Hogwarts, ein paar Klassen über mir und deinem Dad. Und sie war schlichtweg doof. Furchtbar neugierig, aber von Grips keine Spur. Keine gute Mischung, Harry. Ich würde sagen, es wäre ein Leichtes, sie in die Falle zu locken."
„Also ... hätte Voldemort von dem Turnier erfahren können?", sagte Harry. „Ist es das, was du mir sagen willst? Du denkst, Karkaroff könnte auf seinen Befehl hin hier sein?"
„Ich bin mir nicht sicher", entgegnete Sirius wieder zögernd. „Ich weiß es einfach nicht... Karkaroff kommt mir nicht vor wie der Typ, der zu Voldemort zurückkehrt, wenn er sich nicht sicher ist, dass Voldemort mächtig genug ist, um ihn zu schützen. Aber wer auch immer deinen Namen in diesen Kelch geworfen hat, er hatte einen guten Grund dazu. Und ich werd das Gefühl nicht los, dass das Turnier ne glänzende Möglichkeit bietet, dich anzugreifen und es wie einen Unfall aussehen zu lassen."
„Sieht wie ein wirklich guter Plan aus, bei dem, was mir jetzt bevorsteht", sagte Harry trübselig. „Sie müssen nur die Hände in den Schoß legen und die Drachen erledigen den Rest."
„Genau – die Drachen", sagte Sirius, plötzlich sehr in Eile. „Es gibt eine Möglichkeit, Harry. Versuch es bloß nicht mit einem Schockzauber – Drachen sind zu stark und als magische Wesen viel zu mächtig, um von einem einzigen Schocker ausgeschaltet zu werden. Um einen Drachen zu erledigen, braucht es mindestens ein halbes Dutzend Zauberer..."
„Tja, das weiß ich, ich hab's gerade gesehen", meinte Harry.
„Aber du kannst es ganz alleine schaffen", sagte Sirius. „Es gibt eine Möglichkeit mit nur einem einfachen Zauber. Und zwar..."
„Stop!", sprach ich dazwischen. Auch Harry hob die Hand, damit Sirius verstummte. Ich hörte Schritte die Wendeltreppe hinter sich herunterkommen.
„Bleib stehen!", hörte ich George rufen.
„Das ist das Zeichen", hauchte ich und sah zu Sirius. „Geh!"
Und so schnell wie sein Kopf im Feuer aufgetaucht war verschwand er wieder.

Licht oder Dunkelheit - Die Geschichte der Potter Zwillinge #4 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt