Das dunkle Mal (1)

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„Was für ein fantastisches Spiel!", sagte Fred begeistert und breit grinsend.
„Ein wirklich fantastisches Spiel!", sagte George nicht minder breit grinsend.
„Sagt bloß kein Wort zu eurer Mutter, dass ihr euer ganzes Geld verwettet habt", schärfte Arthur beiden ein.
„Mach dir keine Sorgen, Dad", winkte Fred ab. „Wir haben mit dem Geld was Großes vor und wollen nicht, dass es beschlagnahmt wird."
Arthur schien einen Augenblick lang nach diesen großen Plänen fragen zu wollen, nach kurzer Überlegung jedoch zu beschließen, es lieber nicht so genau wissen zu wollen. Vielleicht war es auch besser für ihn denn ich wusste genau wofür die Zwillinge dieses Geld investieren würden.
In Gedanken versunken saß ich auf einem der Sessel und starrte in Richtung der Zwillinge ohne sie wirklich zu sehen. Ich gab es nur ungern zu doch ich machte mir Sorgen. Ich sollte die anderen warnen vor dem was kommen wird. Doch würden sie mir glauben? Ich wusste ja nicht einmal was kommen würde. Doch vielleicht...
Ruckartig stand ich auf. Alle Augen lagen dadurch auf mir.
„Entschuldigt mich kurz", murmelte ich, warf einen warnenden Blick zu Fred und George, damit sie mir nicht folgen würden, und verließ das Zelt. Auf der Suche nach einem geeigneten Ort streifte ich über den Zeltplatz. In den meisten Zelten brannte noch Licht und der Lautstärke nach zu vermuten feierten sie den überraschenden Sieg der Iren. Es war schade dass ich von dem ganzen Spiel nur das Ende gesehen hatte doch was Draco mir zu sagen hatte war wichtig gewesen. Die Frage war nur was ich mit diesen neuen Informationen machen würde.
An einem etwas abgelegenen Platz machte ich schließlich halt und setzte mich im Schneidersitz gegen eine alte Eiche. Ich schloss die Augen und atmete einmal tief ein und aus. Ich öffnete meinen Geist und ließ ihn streifen. Fest entschlossen eine Antwort zu finden dachte ich an den heutigen Tag, an die heutige Nacht. Widerstrebend dachte ich auch an Voldemort. Wenn es stimmte was Draco sagte, dann würde er seine Finger im Spiel haben. Ich spürte wie es an meinem Geist zog und glitt dahin...

Ich stand mitten auf dem Zeltplatz. Im Licht der noch brennenden Feuer sah ich Leute in den Wald rennen, offenbar auf der Flucht vor etwas, das über das Feld auf sie zukam, etwas, das merkwürdige Lichtblitze schleuderte und lärmte wie Gewehrfeuer. Lautes Gejohle, dröhnendes Lachen und die Schreie von Betrunkenen wehten zu mir. Dann flammte jäh ein starkes grünes Licht auf und erhellte das Geschehen. Ich wirbelte herum.
Eine Gruppe von Zauberern, dicht aneinander gedrängt und mit zum Himmel gereckten Zauberstäben, marschierte im Gleichschritt langsam über das Feld. Geschockt sah ich zu ihnen doch... sie schienen keine Gesichter zu haben. Ich sah genauer hin, erkannte, dass sie Kapuzen über die Köpfe gezogen und ihre Gesichter maskiert hatten. Hoch über mir, mitten in der Luft schwebend, sah ich vier verzweifelt strampelnde, grotesk verzerrte Gestalten. Es kam mir fast so vor, als wären die maskierten Zauberer auf dem Feld Puppenspieler und die Menschen über ihnen Marionetten an unsichtbaren Fäden, die von den Zauberstäben aus in die Höhe stiegen. Zwei der Gestalten waren sehr klein. Andere Zauberer schlossen sich der marschierenden Gruppe an, johlend und mit den Zauberstäben nach oben zu den schwebenden Körpern deutend. Mir wurde übel und fassungslos wandte ich den Blick ab.
Die Menge schwoll an. Zelte auf dem Weg wurden umgerissen und niedergetrampelt. Hin und wieder beobachtete ich, wie einer der Zauberer mit dem Zauberstab ein Zelt aus dem Weg blies. Einige fingen Feuer. Das Schreien wurde lauter.
Flammen, die aus einem Zelt schlugen, beleuchteten plötzlich die in der Höhe schwebenden Menschen, und ich erkannte einen von ihnen – es war Mr Roberts, der Aufseher des Zeltlagers. Die anderen drei sahen aus, als könnten sie seine Frau und seine Kinder sein. Einer der Vermummten ließ Mrs Roberts kopfüber kippen; ihr Nachthemd rutschte herunter und enthüllte ihre bauschigen Schlüpfer; unter dem höhnischen Kreischen und Johlen der Menge am Boden versuchte sie verzweifelt, ihre Blöße zu bedecken. Ich biss die Zähne zusammen und ballte die Hände zu Fäusten. Es waren wehrlose Menschen, Muggel!
Dann plötzlich Stille. Misstrauisch sah ich mich um. Die Feuer waren erloschen, die Menschen tot oder geflohen. Es war zu dunkel, um weit sehen zu können, doch ich spürte deutlich, dass dort in der Dunkelheut jemand stand. Ich trat näher und dann, ohne Vorwarnung, zeriss eine Stime die Stille, eine Stimme wie ich sie hier noch nicht gehört hatte; doch es war kein panischer Schrei, sondern etwas, das beinahe wie ein Zauberspruch klang.
„Morsmordre!"
Etwas Riesiges, grün und glitzernd, brach aus den Schatten hervor. Es stieg über die Baumspitzen hinaus und hoch an den Himmel. Es war ein riesiger Totenkopf, der, wie es schien, aus smaragdgrünen Wolken bestand. Aus der Mundhöhle des Schädels quoll, wie eine Zunge, eine Schlange hervor. Ich sah wie der Schädel immer höher stieg, in grünlichen Dunst getaucht, doch strahlend hell, auf den schwarzen Himmel geprägt wie ein neues Gestirn.

Licht oder Dunkelheit - Die Geschichte der Potter Zwillinge #4 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt