Abschied

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„Wieder einmal", begann Dumbledore seine Rede am letzten Schultag und sah in die Gesichter rundum, „wieder einmal geht ein Jahr zu Ende."
Er hielt inne und sein Blick fiel auf den Tisch der Hufflepuffs. Bevor er aufgestanden war, hatte dort die gedrückteste Stimmung geherrscht, und dort sah man auch die blassesten und traurigsten Gesichter in der Halle.
„Es gibt viel, was ich euch heute Abend sagen möchte", fuhr Dumbledore fort, „doch will ich zuerst daran erinnern, dass wir einen großartigen Menschen verloren haben, der hier unter uns sitzen und das Essen mit uns genießen sollte."
Er wies zu den Hufflepuffs hinüber.
„Ich möchte euch bitten, aufzustehen und die Gläser zu Ehren Cedric Diggorys zu erheben."
Sie taten es, ohne Ausnahme; Stuhlbeine kratzten über den Boden, als alle aufstanden und ihre Kelche erhoben, und eine Stimme, laut und tief wie fernes Donnerrollen, erklang in der Halle: „Cedric Diggory."
Lucy schluckte als sie unweigerlich an die kalten Augen Diggory's denken musste. Fast automatisch griff George nach ihrer Hand ohne den Blick von Dumbledore abzuwenden. Er spendete ihr Trost, sie wusste das. Und dennoch spürte sie kaum mehr als die betäubende Kälte.
„Cedric war ein Mensch, der viele der Tugenden, welche das Haus Hufflepuff auszeichnen, in sich vereinte", fuhr Dumbledore fort und die Schüler setzten sich wieder. „Er war ein guter und treuer Freund, ein fleißiger Schüler, ein Mensch, der das Fairplay schätzte. Sein Tod hat euch alle berührt, ob ihr ihn gut kanntet oder nicht. Deshalb glaube ich, dass ihr das Recht habt, genau zu erfahren, wie es dazu kam."
Harry hob den Kopf und starrte Dumbledore an. Lucy legte ihm eine Hand auf die Schulter.
„Cedric Diggory wurde von Lord Voldemort ermordet."
Ein panisches Flüstern erhob sich in der Großen Halle. Viele starrten Dumbledore ungläubig, ja entsetzt an. Er schien jedoch vollkommen ruhig und wartete geduldig, bis sich das Gemurmel wieder gelegt hatte.
„Das Zaubereiministerium wünscht nicht", erklärte Dumbledore, „dass ich euch dies sage. Vielleicht werden manche eurer Eltern entsetzt darüber sein – entweder weil sie nicht glauben wollen, dass Lord Voldemort zurückgekehrt ist, oder weil sie meinen, ich sollte es euch nicht sagen, weil ihr noch zu jung seid. Es ist jedoch meine Überzeugung, dass die Wahrheit immer der Lüge vorzuziehen ist und dass jeder Versuch, so zu tun, als wäre Cedric durch einen Unfall gestorben oder durch einen eigenen Fehler, eine Beleidigung seines Andenkens ist."
Bestürzt und verängstigt war nun jedes Gesicht in der Halle Dumbledore zugewandt... Lucy jedoch sah angespannt zu Boden. Ein kleiner Teil in ihr, so unsinnig dies auch sein mochte, hatte immer noch gehofft, dies alles wäre nur ein böser Traum gewesen. Das Dumbledore es hier vor allen nun ansprach bewies, dass Voldemort zurück gekehrt war. Und allein, dass er sie über ihren Geist hatte kontaktieren wollten bewies, dass seine Jagt nun vollends beginnen würde.
„Und noch jemand muss im Zusammenhang mit Cedrics Tod erwähnt werden", sagte Dumbledore. „Ich spreche natürlich von Harry Potter."
Eine Welle durchlief die Halle, es waren die Köpfe, die sich zu Harry umdrehten, um sich dann rasch wieder Dumbledore zuzuwenden.
„Harry Potter ist es gelungen, Lord Voldemort zu entkommen", sagte Dumbledore. „Er hat sein Leben aufs Spiel gesetzt, um den toten Cedric nach Hogwarts zurückzubringen. Er hat Tapferkeit in jeder Hinsicht bewiesen, wie sie bislang nur wenige Zauberer im Angesicht von Lord Voldemort gezeigt haben, und dafür ehre ich ihn."
Dumbledore wandte sich mit ernstem Gesicht Harry zu und hob erneut seinen Trinkkelch. Erneut standen die Schüler auf und fast alle taten es ihm nach. Sie murmelten seinen Namen, wie zuvor den Cedrics, und tranken auf sein Wohl. Durch eine Lücke in der Menge sah Lucy, dass Malfoy, Crabbe, Goyle und viele andere Slytherins trotzig sitzen geblieben waren und ihre Kelche nicht angerührt hatten. Dumbledore, der schließlich kein magisches Auge hatte, konnte sie nicht sehen. Doch es war ihr auch egal.
Sie nahmen ihre Plätze wieder ein und Dumbledore fuhr fort.
„Ziel des Trimagischen Turniers war es, das gegenseitige Verständnis unter den Magiern verschiedener Länder zu fördern. Im Lichte dessen, was geschehen ist – der Rückkehr Lord Voldemorts –, sind partnerschaftliche Bande wichtiger denn je."
Dumbledore sah zu Madame Maxime und Hagrid hinüber, zu Fleur Delacour und ihren Mitschülern aus Beauxbatons und zu Viktor Krum und den Durmstrangs am Tisch der Slytherins.
„Jeder Gast in der Halle", sagte Dumbledore und sein Blick verweilte auf den Durmstrang-Schülern, „sollte er oder sie uns wieder einmal besuchen wollen, ist hier jederzeit willkommen. Ich sage es euch noch einmal – angesichts der Rückkehr Lord Voldemorts sind wir so stark, wie wir einig, und so schwach, wie wir gespalten sind. Lord Voldemort besitzt ein großes Talent, Zwietracht und Feindseligkeit zu verbreiten. Dem können wir nur entgegentreten, wenn wir ein nicht minder starkes Band der Freundschaft und des Vertrauens knüpfen. Unterschiede in Lebensweise und Sprache werden uns nicht im Geringsten stören, wenn unsere Ziele die gleichen sind und wir den anderen mit offenen Herzen begegnen."
Er legte eine kleine Pause ein und blickte sich in der Runde um.
„Es ist meine Überzeugung – und noch nie habe ich so sehr gehofft, mich zu irren –, dass auf uns alle dunkle und schwere Zeiten zukommen. Manche von euch hier haben bereits spürbar unter der Hand Lord Voldemorts gelitten. Viele eurer Familien wurden entzweigerissen. Vor einer Woche wurde ein Schüler aus unserer Mitte genommen", fuhr er fort und hob erneut seinen Kelch.
„Denkt an Cedric. Erinnert euch an ihn, wenn einmal die Zeit kommt, da ihr euch entscheiden müsst zwischen dem, was richtig ist, und dem, was bequem ist. Denkt daran, was einem Jungen, der gut und freundlich und mutig war, geschah, nur weil er Lord Voldemort in die Quere kam. Erinnert euch an Cedric Diggory."

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⏰ Letzte Aktualisierung: Dec 20, 2023 ⏰

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Licht oder Dunkelheit - Die Geschichte der Potter Zwillinge #4 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt