Dunkle Zukunft

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„Das können sie nicht machen!", rief George aufgebracht der nur dastand und zornfunkelnd zu Dumbledore hochstarrte während sich die anderen Schüler bereits auf den Weg zu den Schlafsälen machten. „Im April werden wir siebzehn, warum dürfen wir es nicht probieren?"
„Ich trete jedenfalls an, daran werden die mich nicht hindern", knurrte Fred verbissen und starrte ebenfalls mit finsterer Miene in Richtung Dumbledore. „Der Champion darf sicher alles Mögliche anstellen, was wir sonst nie tun dürfen. Und tausend Galleonen Preisgeld!"
„Jaah!", sagte Ron mit abwesendem Blick. „Ja... tausend Galleonen..."
„Ganz bestimmt macht ihr das nicht", warf ich dazwischen, harkte mich bei den Zwillingen ein und zog sie mit mir.
„Kommt jetzt", hörte ich Hermine zu Harry und Ron sagen, „sonst sind wir noch die Letzten hier."
Alle zusammen machten wir uns auf den Weg hinaus in die Eingangshalle, und Fred und George überlegten laut, wie Dumbledore es schaffen könnte, die unter Siebzehnjährigen vom Turnier fernzuhalten. Genervt und augenverdrehend schaltete ich ab, mir der Tatsache, dass sie gar nicht erst zugelassen würden ziemlich bewusst. Die beiden waren gut aber zwei sechzehn Jährige Zauberer in Ausbildung würden es kaum schaffen Dumbledore zu überlisten. Schon gar nicht mit einem Alterungstrank.
Doch auch am nächsten Morgen schienen die Zwillinge nicht daran zu denken ihre sinnlosen Bemühungen aufgeben zu wollen. Stattdessen saßen Fred und George beim Frühstück bei Lee Jordan und diskutierten über alle möglichen magische Alterungsmittel und ihre Chancen sich damit ins Turnier zu schmuggeln. Obwohl ich mir ziemlich sicher war, dass keiner von beiden es hinein schaffen würde, waren sie immerhin noch minderjährig, so wusste ich ebenso um ihre Hartnäckigkeit. Ein kleiner Teil in mir machte sich trotz allem Sorgen. Sollte es einer von ihnen, entgegen aller Erwartungen doch schaffen... ich wollte nicht einmal darüber nachdenken. Diese Regel gab es immerhin nicht ohne Grund...
"Gar nicht übel, heute... Wir sind den ganzen Vormittag draußen", sagte Ron und riss mich damit aus meinen Grübeleien. „Kräuterkunde mit den Hufflepuffs und Pflege magischer Geschöpfe... verflucht, immer noch mit diesen Slytherins..."
„Heute Nachmittag dann 'ne ganze Doppelstunde Wahrsagen", ächzte Harry und ließ den Kopf hängen.
„Es ist gar nicht so schlimm", murmelte ich kopfschüttelnd. Ron streckte sich näher zu mir.
„Wenn man wirklich in die Zukunft sehen kann bestimmt nicht", grummelte er leise und beugte sich zurück über seinen Stundenplan. „Das ist fast schon wie bei einer Prüfung zu schummeln."
Ich streckte ihm die Zunge raus ehe ich herzhaft in mein Toast biss und selig vor mich hin grinste.
Es stimmte schon, dass es fast ein wenig unfair war doch ich hatte mir diese Gabe nicht ausgesucht und in Anbetracht der Tatsache welchen Preis sie mich forderte wäre ich vielleicht sogar besser dran ohne sie. Allerdings konnte ich auch nicht bestreiten, dass ich stolz war Hüter dieser Fähigkeit zu sein. Durch sie hatte ich die Wahrheit über Tom Riddle herausgefunden, hatte die Gefahren vorher gesehen die auf uns zukamen. Ebenso hatte ich durch sie Sirius kennen lernen dürfen und ihn vor einem grausamen Schicksal rennen können. Wer wusste schon ob alles genauso gelaufen wäre wenn ich diese Gabe nicht besitzen würde? Würde man mich jetzt fragen, ich würde es nicht wissen wollen.
Nach einem ausgewogenen Frühstück machten wir uns auf den Weg zum Unterricht der, wenn ich ehrlich war, zumindest bis zur Wahrsagen Stunde einfach gänzlich an mir vorbei zog. Weder in Kräuterkunde, noch in Pflege magischer Geschöpfe war ich wirklich ganz da. Kaum, dass wir das Schloss verlassen hatten spürte ich einen stechenden Schmerz an der Schläfe und ich konzentrierte mich mehr darauf die Mauer um meinen Geist aufrecht zu erhalten als darum Bubotubler auszuquetschen oder herauszufinden was Knallrümpfigen Kröter wohl gerne essen.
„Sollen wir Ava Bescheid sagen?", fragte Ron mit einem besorgten Blick beim Mittagessen als ich konzentriert in meinem Essen herumstocherte als hätte der Kartoffelbrei all die Antworten auf meine Fragen. Seufzend schüttelte ich den Kopf.
„Ich will es nicht wissen", murmelte ich. Ich wusste nur zu gut, dass es vermutlich wichtig war, sonst wäre der Schmerz nicht so hartnäckig, doch, so stolz ich auch auf diese Fähigkeit war, ebenso fürchtete ich sie. Seit ich die Vision von George gehabt hatte war es mir schwer gefallen kommende Reisen zuzulassen. Meistens waren sie so schnell oder mit so einer Heftigkeit gekommen, dass ich mich gar nicht hätte wehren können doch jetzt, wo mein Schutz besser funktionierte schaffte ich es. Das hieß jedoch nicht, dass es keine Anstrengung oder keine Schmerzen mehr bedeutete.
Von diesem anhaltenden Zustand genervt und gereizt folgte ich Ron und Harry nach dem Mittagessen hinauf in den Nordturm zum Unterricht in Wahrsagen.
Nachdem wir die Trittleiter erklommen hatten, drang mir ein vertrauter süßlicher Parfümduft vom Feuer her in die Nasen. Wie immer waren alle Vorhänge zugezogen; die vielen mit Seidentüchern und Schals drapierten Lampen tauchten das Zimmer in ein mattes rötliches Licht. Harry, Ron und ich schlängelten uns durch das dichte Gewirr bereits besetzter Chintz-Stühle und Sitzpolster und ließen uns an einem kleinen runden Tisch nieder.
„Guten Tag."
Die rauchige Stimme Professor Trelawneys ertönte direkt hinter Harry und ließ uns alle zusammenzucken. Professor Trelawney, eine sehr dünne Frau mit riesiger Brille, die ihre Augen über die Maßen groß erscheinen ließ, musterte Harry von oben herab, mit jener tragischen Miene, die sie bei seinem Anblick immer aufsetzte. Im Licht des Feuers glitzerte die übliche Menge an Perlen, Kettchen und Ringen an Hals, Armen und Fingern. „Du bist in Sorge, mein Lieber", sagte sie mit trauerschwerer Stimme zu Harry. „Mein inneres Auge sieht durch dein mutiges Antlitz hindurch auf die geplagte Seele in dir. Und ich muss dir leider sagen, dass deine Sorgen nicht völlig grundlos sind. Ich sehe leider sehr schwere Zeiten auf dich zukommen... die schwersten... ich fürchte, wovor dir graut, wird tatsächlich eintreten... und schneller vielleicht, als du denkst..."
Sie senkte ihre Stimme und flüsterte jetzt beinahe. Ron sah Harry an und rollte mit den Augen, doch Harry blickte mit steinerner Miene zurück. Auch ohne eine Bestätigung von ihm wusste ich woran er dachte. Sirius. Plötzlich blitzte etwas vor meinen Augen auf. Ein heller grüner Blick, das irre Lachen einer junger Frau und das Gesicht unseres Paten vor Schmerz verzogen. Ich zuckte so heftig zusammen, dass ich mit meinem Ellbogen gegen den Tisch stieß und die darauf stehenden Tassen umwarf. Geschockt starrte ich zu Trelawney und Harry welche beide nicht minder schockiert zu mir sahen. Zum ersten Mal sah ich etwas in ihren Augen aufblitzen, etwas, das sie menschlicher als üblich erscheinen ließ, normaler. Ich wusste sofort, dass sie ahnte was grade geschehen war. Zu meinem Glück tat sie als wäre nichts geschehen und fuhr mit dem Unterricht fort. Es wussten sowieso schon zu viele Menschen von dieser Fähigkeit. Sollte es nun unter den Schülern bekannt werden... nun wenn ich ehrlich war wollte ich mir nicht einmal vorstellen was dann geschehen würde. Harry und Ron jedoch hatten wohl beschlossen es nicht einfach auf sich beruhen zu lassen. Sie rückten näher zu mir und reckten ihre Köpfe über den Tisch.
„Was hast du gesehen?", flüsterte Harry. Ich biss mir auf die Lippe. Harry hatte ein Anrecht darauf es zu erfahren. Sirius war immerhin auch sein Pate. Er gehörte zur Familie.... Dennoch fiel es mir schwer ihm zu sagen was ich gesehen hatte.
„Es geht um Sirius oder?", fragte nun auch Ron und sah mich abwartend an. Mit zusammengepressten Lippen nickte ich.
„Ist ihm etwas zugestoßen?", fragte Harry besorgt.
„Ich denke nicht", antwortete ich seufzend. „Zumindest noch nicht."
„Was hast du gesehen?", drängte Ron der allmählich auch ziemlich besorgt aussah.
„Ich sah seinen Tod."

Licht oder Dunkelheit - Die Geschichte der Potter Zwillinge #4 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt