Der Weihnachtsball

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Stocksteif saßen die beiden Frauen voreinander. Lucy, geschockt von dem was sie zuhören bekommen hatte, Isobelle, fassungslos von dem was sie gesehen hatte. Wortlos starrten sie sich in die Augen.
„Luce?"
Lucy und Isobelle zuckten zusammen. Die Rothaarige wandte den Kopf und sah Hermine und Lily besorgt vor sich stehen. Wann genau die beiden hinein gekommen waren wusste sie nicht, doch sie hoffte inständig, dass sie erst nach den Worten Isobelle's den Laden betreten hatten.
„Alles in Ordnung?", fragte Lily zaghaft und Lucy konnte sich nur allzu gut vorstellen warum. Sie vermochte nicht zu sagen wie genau sie grade aussah doch ihr Blick musste Bände sprechen und sie war sich sicher, dass sie erblasst war.
Langsam, fast als würde sie aus einer Trance erwachen, nickte sie und zwang sich zu einem kleinen Lächeln welches sicherlich keines der beiden Mädchen überzeugte. Dennoch fragten sie nicht weiter nach.
„Wir sind schon etwas spät dran", murmelte Hermine und ließ ihren Blick durch den Laden wandern. „Wenn du pünktlich sein willst sollten wir schnell ein paar Kleider finden."
Isobelle sah nun ebenfalls zu den Neuankömmlingen. Sie musterte sie kurz, ehe sie aufstand und mit zwei Kleidern auf dem Arm zurück kam.
„Probiert diese hier mal", sagte sie und schickte beide in die Umkleide.
„Die Zukunft ist ungewiss Lucy", sagte Isobelle als Lucy sich immer noch nicht bewegt hatte. Lucy sah zu ihr auf.
„Aber es war anders, oder?", fragte sie. „Anders als das was wir üblicherweise sehen."
Isobelle verzog das Gesicht und Lucy wusste, dass sie recht hatte.
„Ich habe den Tod gesehen doch ich glaube nicht, dass er dein Schicksal ist", sagte die Schwarzhaarige sanft. „Ebenso wie es nicht dein Schicksal ist an seiner Seite zu sein. Du machst dir große Sorgen um deine Seele doch ich spüre, dass dein Wille stärker ist als die Dunkelheit der zu entkommen versuchst. Glaube an dich und die Reinheit deines Herzens. Verzweifle nicht und fürchte dich nicht."
Sie sah Lucy mit einer solchen Wärme im Blick an, dass die Rothaarige nicht anders konnte als zu lächeln und erneut zu nicken.
„Du bist eine mächtige Hexe, Lucy Potter, vermutlich mächtiger als du es bisher ahnst. Vertraue einfach auf dich und deine Stärke."
„Danke Isobelle", sagte Lucy leise. „Vielleicht hast du recht."
„Natürlich", grinste die Schwarzhaarige und sah plötzlich um Jahre jünger aus. Die dunklen Schatten schienen sich aus dem Zimmer zu verflüchtigen und endlich konnte Lucy wieder befreit aufatmen.
„Und nun", Isobelle stand auf, verschwand kurz im Hinterzimmer und kam mit einem schwarz roten Kleid zurück, „versuchst du dieses hier."

Mit einem viel besseren Gefühl als vorher ging Lucy, mit Lily und Hermine im Schlepptau, die Straßen von Hogsmead entlang zum Schloss. Alle drei wirkten glücklich und zufrieden.
„Wirst du uns erzählen worüber ihr gesprochen habt?", fragte Lily in die Stille hinein.
„Ich fürchte nicht", antwortete Lucy. „Es ging um Dinge, um die ich mir erst einmal alleine Gedanken machen muss."
Die Mädchen nickten verständnisvoll und so machten die drei sich schweigend auf den Weg zum Schloss.
Dort angekommen verstauten sie ihre Kleider in den Schränken, zogen sich um und gingen zusammen hinab in die große Halle zum Abendessen. Lucy hatte ihr Kleid gegen eine schwarze Jogginghose und ein schlichtes schwarzes Shirt getauscht, über das sie die rote ärmellose Weasley Jacke geworfen hatte. Auch Hermine und Lily trugen, ähnlich wie sie, schlichte Jogginghosen und Shirts.
„Was glaubst du wird jetzt passieren?", hauchte Hermine Lucy ins Ohr als die drei sich an den Tisch gesetzt hatten. Lucy zuckte bloß mit den Schultern, sah sich aber verstohlen in der Halle um. Von George keine Spur. Fred saß ein paar Plätze weiter vorne neben Angelina. Fast als würde er Lucys Blick auf sich spüren sah er auf und ihre Blicke trafen sich. Fragend hob die Rothaarige eine Braue. Fred, der zu verstehen schien, grinste bloß und zuckte mit den Schultern. Lucy, die so viel Zeit mit den Zwillingen verbrachte hatte wie wohl keiner sonst, verstand den Wink. Fred wusste zwar was sein Zwilling plante, dachte jedoch nicht im Traum daran es ihr mitzuteilen.
„Oh Gott", hörte Lucy Lily sagen und sah zu ihr auf. Lily jedoch sah nicht zu ihrer Freundin sondern zum Eingang der großen Halle. Lucy folgte ihrem Blick, und mit ihr sämtliche Blicke in der großen Halle, und keine Sekunde später bereute sie es wieder. Dort, in den großen Flügeltüren, stand niemand anders als George Weasley, wortwörtlich ihr Held in Ritterrüstung.
Zu sagen George stand war auch etwas falsch ausgedrückt. Er saß, er saß wirklich auf einem Pferd, wo auch immer er es her hatte. Lucy beschloss, dass sie es gar nicht erst wissen wollte.
„Das hat er nicht gemacht, oder?", hauchte Lucy Hermine und Lily belustigt zu, die beide große Mühe damit hatten ein Grinsen zu verbergen. Georges Blick fand den ihren und ein Grinsen breitete sich auf seinem sommersprossigen Gesicht aus. Mit samt des Pferdes setzte er sich in Bewegung wobei seine silberne Rüstung bei jeder Bewegung unangenehm quietschte. Lucy konnte den Blick nicht abwenden, auch wenn sie es gerne gewollt hätte.
Vor den verdutzten Mädchen blieb er stehen, sprang vom Pferd und kniete sich vor Lucy.
„Was wird das hier?", fragte die junge Gryffindor mit gehobener Augenbraue. Sie musste sich gar nicht erst in der Halle umsehen um zu wissen, dass alle Blicke ihnen galten. George zauberte erneut eine Rose hinter seinem Rücken hervor und reichte sie Lucy.
„Meine wunderschöne Prinzessin", fing George an und griff nach ihrer Hand. „Würdet Ihr mir, einem einfachen Ritter, die Ehre erweisen mich zum feierlichen Weihnachtsball zu begleiten?"
Lucy konnte nicht anders als loszulachen. Sie hätte ihrem Freund einiges zugetraut, als sie sagte, er solle sie richtig fragen, doch sie hatte nicht mal im Traum daran gedacht, dass er so einen Auftritt hinlegen würde.
„Was hat das ganze hier zu bedeuten?"
Lucy sah auf. Sie war so auf George fokussiert gewesen, dass sie nicht gemerkt hatte, dass Professor McGonagall zu ihnen an den Gryffindor Tisch getreten war. Ihr Blick war scharf und doch meinte Lucy einen Funken Belustigung in ihren dunklen Augen zu erkennen.
„Ich kämpfe für die Eroberung der Liebe, Professor", antwortete George schlicht ohne Lucy aus den Augen zu lassen. „Also meine Prinzessin, was sagt Ihr? Begleitet Ihr mich zu diesem Fest?"
„Bei Merlin's Bart, Ja, du verrückter", antwortete die Rothaarige lachend. Georges Grinsen, welches durch die Ankunft McGonagalls kurz ins Wanken gekommen war, kehrte zurück. Er stand auf, zog Lucy mit sich und umarmte sie glücklich.
„Nun da dies geklärt ist", murrte Professor McGonagall, „würden Sie so freundlich sein Ihren Gaul aus der Halle zu entfernen Mister Weasley. Und ziehen Sie diese lächerliche Rüstung aus!"
George löste sich von Lucy und strahlte McGonagall an.
„Wird gemacht, Professor!", sagte er, verneigte sich kurz und verschwand dann samt Pferd wieder aus der Halle. Lucy sah ihm schmunzelnd nach.
„Also ich hab mit vielem gerechnet aber damit auf keinen Fall", sagte Lily amüsiert.
„Ich auch nicht", antwortete Lucy, sah auf die Rose in ihrer Hand und grinste. „Ich wollte bloß, dass er mich fragt und nicht einfach annimmt wir würden zusammen gehen. Es gehört eben alles dazu."
Die Schüler in der großen Halle, die selbst zu sprachlos zum tuscheln gewesen waren, wandten sich langsam wieder ihrem Essen zu und auch die drei Mädchen begannen nun endlich mit dem Abendessen, in Gedanken alle schon beim morgigen Ball...

Licht oder Dunkelheit - Die Geschichte der Potter Zwillinge #4 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt