Einladung nach Malfoy Manor

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Die nächsten Monate waren für Harry wortwörtlich die Hölle. Er sprach es nicht aus doch ich wusste, dass Ron ihm fehlte. Auch die restlichen Schüler machten ihm das Leben nicht grade leichter. Während die Slytherins auch nicht anders als sonst waren waren die Huffelpuffs ungewöhnlich gehässig und selbst die Ravenclaw Schüler schienen sich von Harry abgewandt haben. Hermine und ich leisteten ihm so oft wie möglich Gesellschaft, die Zwillinge waren eh damit beschäftigt über ihre zukünftige Geschäfte zu grübeln, damit er nicht gänzlich verlassen da stand doch ich wusste, dass er sich ohne Ron trotzdem ziemlich einsam fühlte. Die beiden waren wie Brüder und ich wusste, dass Rons Verhalten Harry ziemlich verletzt hatte.
„Du hast es immer noch nicht verstanden oder Harry?", fragte Hermine eines Abends als wir zu dritt in der Bibliothek saßen. Verwirrt sah mein Bruder zu der Braunhaarigen. Die beiden hatten erneut über Ron gesprochen während ich mir die alten Aufzeichnungen über das Turnier durchgelesen hatte. Durch Hermines Frage hellhörig geworden sah ich ebenfalls zu meiner besten Freundin auf.
„Er ist neidisch auf dich", erklärte sie schlicht.
„Neidisch?", fragte ich verwirrt nach.
„Nun ja", verlegen sah Hermine zur Seite. „Überlegt mal. Harry ist Rons bester Freund und er ist berühmt. Ihr beide seid das. Natürlich habt ihr all das nicht gewollt aber Ron, der immer im Schatten seiner Brüder stand... Wenn etwas ist denken alle immer zuerst an dich Harry, Ron ist der letzte an den jemand denkt... Ron hat so viele Brüder, mit denen er sich zu Hause messen muss, und du, Harry, bist sein bester Freund und bist richtig berühmt – wenn Leute auf dich zukommen, wird er immer beiseitegedrängt, und er steckt es weg und sagt nie ein Wort, aber ich glaube, das war ihm nun doch zu viel..."
Oh... natürlich. Ich schlug mir mit der flachen Hand gegen die Stirn. Ron als jüngster Sohn der Weasleys hatte immer nur hinten gestanden, immer nur das bekommen, was seine Brüder schon genutzt hatten, und jetzt mit Harry... er fühlte sich ungesehen. Doch während ich Rons Gedanken nachvollziehen konnte wurde Harry bloß sauer.
„Er ist neidisch?!", brummte er wütend. „Wirklich großartig. Richte ihm von mir aus, dass ich jederzeit mit ihm tausche. Du kannst ihm ja sagen, er darf es gerne mal selbst ausprobieren... wo ich auch hinkomme, ständig glotzen mir die Leute auf die Stirn..."
„Ich richte ihm gar nichts aus", sagte Hermine kurz angebunden. „Sag es ihm selbst, nur so könnt ihr die Sache zwischen euch klären."
„Ich lauf ihm doch nicht nach und helf ihm, erwachsen zu werden!", sagte Harry so laut, dass einige der anderen Schüler die Köpfe zu uns drehten. „Vielleicht glaubt er mir erst dann, dass ich es nicht zum Spaß mache, wenn ich mir den Hals breche oder..."
Hermine wurde unter Harrys Blick immer kleiner und rutschte unruhig auf ihrem Stuhl hin und her.
„Mir ist bewusst, dass du all das nicht gewollt hast Harry", nuschelte sie verlegen. „Doch irgendwie scheint dir das immer alles in den Schoß zu fallen."
Harry sprang auf und wollte etwas erwidern doch ich hielt ihn zurück.
„Beruhig dich Harry!", zischte ich und drückte ihn wieder auf den Stuhl. „Ich weiß, dass du das nicht gewollt hast, ebenso wie Hermine und ich bin mir sicher Ron weiß es ebenso. Doch ich kann ihn verstehen und wenn du ganz kurz nachdenken würdest könntest du es auch verstehen."
Ich setzte mich ebenfalls wieder und senkte meine Stimme etwas.
„Stell dir mal vor es wäre andersherum. Oder denk dran wie du dich bei den Dursleys gefühlt hast."
Nachdenklich aber immer noch wütend starrte Harry auf das Lehrbuch der Zaubersprüche.

Der einzige der es in diesen Tagen schaffte meine Gedanken für einen kurzen Moment auf etwas anderes zu lenken war Draco Malfoy höchstpersönlich. Er fing mich nach dem Abendessen ein und zog mich mit in ein leeres Klassenzimmer bevor Harry es mitbekommen konnte. Zu überrascht von dieser plötzlichen Aktion stolperte ich hinter ihm in den Raum rein.
„Hey was soll das denn werden?", knurrte ich den jungen Slytherin an. „Kannst du nicht fragen ob ich mitkomme wie ein ganz normaler Mensch?"
Draco schüttelte den Kopf und ein schiefes Grinsen breitete sich auf seinen Lippen aus.
„Ich hab doch meinen Eltern geschrieben, erinnerst du dich?", fragte er und schien irgendwie aufgeregt zu sein. Überrascht von diesem Thema nickte ich. Draco zog einen Brief aus seiner Schultasche und reichte ihn mir. Neugierig faltete ich ihn auseinander und begann zu lesen:

Mein liebster Draco,

Wir haben deinen Brief zusammen mit der Urkunde erhalten. Wir haben dir nie verheimlicht, dass du eine Schwester hattest allerdings wussten wir nicht, dass sie noch am leben ist. Wir dachten sie ist bei einem Feuer in einem unserer Ferienanwesen gestorben. Natürlich verstehst du bestimmt, dass wir nicht einfach so glauben können, dass unser Mädchen nun doch plötzlich noch am Leben sein soll. Warum bringst du Lily nicht mit wenn du uns in den Osterferien besuchen kommst damit wir sie kennen lernen können?

In Liebe
Deine Mutter

„Das ist doch mal was", meinte ich als ich den Brief zu Ende gelesen hatte. „Natürlich können sie es aus der Ferne nicht einfach glauben aber ich bin froh, dass sie Lily kennen lernen wollen."
Draco nickte.
„Ich wollte sie fragen ob sie mitkommen möchte aber habe sie beim Abendessen nicht gesehen", meinte Draco und sah mich bittend an. Seufzend grinste ich.
„Ich kümmere mich drum. Warte kurz hier", sagte ich und verließ den Raum. Mit schnellen Schritten ging ich hoch in den Turm und fand Lily auf einem der alten Sessel vor dem Kamin sitzen. Nachdenklich starrte sie in die Flammen.
„Hey Lily!", rief ich ihr zu, durchquerte den Raum, der immer noch voller Schüler war die grade vom Abendessen kamen, und setzte mich neben sie.
„Hey Luce", antwortete sie, sah zu mir und lächelte leicht. „Wie gehts dir?"
„Nebensächlich grade", antwortete ich schnell und schüttelte den Kopf. „Du machst dir Sorgen oder?"
„Ich glaube ich war nie nervöser", antwortete die Blonde leise, sah wieder in die Flammen und fing an mit ihren Fingern zu spielen. Ich legte beruhigend meine Hand auf ihre. Lilys Blick flog wieder zu mir.
„Komm mit mir, okay?"
Fragend sah sie mich an, stand jedoch mit mir auf und folgte mir als sie mein Grinsen sah.
„Wohin gehen wir?", fragte sie als wir den Gemeinschaftsraum verließen und zurück in Richtung große Halle gingen.
„Jemand wartet auf dich", sagte ich bloß und zog sie mit mir.
Als wir das Klassenzimmer erreichten, in dem Draco nervös auf und ab ging, weiteten sich Lilys Augen verwundert. Ich ging mir ihr in die Mitte des Raumes in dem Draco stehen geblieben war.
„Na dann einmal offiziell", sagte ich. „Lily Moon, Draco Malfoy, Draco Malfoy, Lily Moon", stellte ich die beiden einander vor.
Jetzt, wo die beiden direkt voreinander standen, konnte man nicht mehr übersehen wie sehr die beiden sich allein äußerlich ähnelten. Es war so offensichtlich, dass sie Geschwister waren, dass ich mich für einen kurzen Moment ärgerte, dass ich nicht früher schon an diese Möglichkeit gedacht hatte.
„Hey", sagte Lily leise und schien irgendwie unruhig. Draco schien nicht weniger aufgeregt.
„Hey", sagte er ebenfalls. „Ich hab meinen Eltern geschrieben."
„Luce hat das erwähnt", nickte Lily und ein flüchtiges Lächeln glitt über ihre wunderschönen Züge. Draco erwiderte es und reichte ihr den Brief seiner Mutter. Lily las ihn mit zittrigen Händen durch und ich sah wie sich ihre Augen erneut weiteten.
„Wenn du Lust hast kannst du gerne in den Osterferien mitkommen", lud Draco sie ein. Es dauerte einen Moment bis Lily antwortete doch schließlich nickte sie langsam.
„Ich würde mich freuen."
„Also beschlossene Sache!", jubelte ich.

Licht oder Dunkelheit - Die Geschichte der Potter Zwillinge #4 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt