Rita Kimmkorn 2

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Mit zitternden Händen lief Lucy immer wieder den Gang auf und ab. Die Zwillinge, die sie am Ende des Korridors heimlich beobachteten, fühlten sich wie in einem Deja Vu nur, dass es diesmal nicht Avas Büro war vor dem die junge Gryffindor auf und ab lief. Seit bestimmt zwanzig Minuten lief Lucy ununterbrochen hin und her. Fred seufzte auf und sah besorgt zu seiner besten Freundin.
„Wir müssen mit ihr reden", murmelte er seinem Bruder zu der seinen Blick unentwegt auf seiner Freundin liegen hatte.
„Wir können ihr diese Entscheidung nicht abnehmen", antwortete er. „Ich kann verstehen warum sie mit ihm reden will aber dafür muss sie über ihren Schatten springen und das fällt ihr schwer angesichts der Dinge die geschehen sind."
„Ich weiß", seufzte Fred und ließ sich an der Wand hinunter gleiten, „aber wenn sie weiter so macht dreht sie uns noch durch."
„Was sie gesehen hat macht ihr Angst", hauchte George besorgt und legte die Stirn in Falten. „Du hast sie selbst gesehen als sie aufgewacht ist. Fred sie hat gezittert wie verrückt."
„Grade deswegen müssen wir mit ihr reden!", wiederholte Fred doch George schüttelte nur müde den Kopf und deutete auf die rothaarige die mittlerweile stehen geblieben war.
„Ich glaube sie hat sich entschieden."
Lucy bekam von all dem nichts mit - wohl aber der Mann der im Büro saß und fast schon hoffnungsvoll auf die Tür starrte. Severus saß vermutlich fast genauso unruhig auf seinem Stuhl wie seine Tochter dort draußen war. Er wusste was mit Lucy während der Prüfung geschehen war, hatte sich mehr Sorgen als alle dort anwesenden gemacht als sie ihre Augen nicht geöffnet hatte. Er wollte wissen ob es ihr gut ging, was geschehen war, doch er wusste, dass sie ihm immer noch nicht vergeben konnte und nur das hielt sie davon ab an seine Tür zu klopfen und ihn um Rat zu bitten.
Lucy schloss ein letztes Mal die Augen, atmete einmal tief und aus und klopfte an die schwere dunkle Holztür.
„Herein", ertönte es fast sofort von innen. Lucy öffnete die Tür, trat in das kleine Büro und schloss sie hinter sich ehe sie sich zu ihm umdrehte.
„Lucy ich...",
„Das ist keine Vergebung", unterbrach sie ihn. „Ich ... es geht einfach nicht."
„Ist okay", sagte Severus und versuchte seine Enttäuschung hinter seiner Maske zu verbergen. Er konnte nicht verhindern, dass er dennoch gehofft hatte. Lucy sah es dennoch und für einen kleinen Moment spürte sie einen Stich im Herzen.
„Womit kann ich dir helfen?", fragte Severus stattdessen und sah Lucy abwartend an. Seufzend ließ Lucy sich auf dem Stuhl vor seinem Schreibtisch nieder. Es widerstrebte ihr mit Snape zu sprechen doch sie wollte nicht zu Dumbledore damit. Er hatte sie vorgewarnt sich von Tom fernzuhalten und doch war sie erneut bei ihm gewesen - wenn auch etwas unfreiwillig dieses Mal.
„Es geht um Tom Riddle", fing Lucy an und sah zu Boden. Severus spannte sich unwillkürlich an als er diesen Namen hörte. Auch ihn hatte Dumbledore gewarnt darauf zu achten, dass seine Ziehtochter sich von ihm fern hielt - wenn er auch nicht die ganze Geschichte kannte.
„Ich weiß Dumbledore hat mich davor gewarnt ihn zu besuchen - und ich schwöre ich habe mich daran gehalten", fügte Lucy schnell hinzu, „aber es scheint als würde er ebenso versuchen mich zu kontaktieren. Er sagte meine Gabe wäre stark aber sie würde mich schwach machen da mein Geist ungeschützt ist wenn ich reise. So hat er mich kontaktiert."
Lucy brach ab und dachte daran was Tom zu ihr gesagt hatte.
„‚Du bist mächtig kleine Lucy und dennoch macht deine Gabe dich ebenso schwach. Du lässt deinen Geist unbewacht wenn du ihn schweifen lässt'", wiederholte sie seine Worte.
„Wäre das nicht eher etwas das du mit Ava besprechen solltest?", fragte Severus vorsichtig. Er war froh darüber, dass Lucy trotz dessen, dass ihre Beziehung grade so schwierig war, mit ihm sprach dennoch glaubte er nicht, dass er ihr in Bezug auf ihre Gabe besser helfen könnte als Ava.
„Schon", murmelte Lucy und sah zur Seite.
„Aber das war nicht alles, oder?", fragte er sanft. Lucy biss sich auf die Lippe. Wenn sie Hilfe wollte musste sie mit offenen Karten spielen. Sie musste ihm alles sagen.
"Er versucht mich auf seine Seite zu ziehen seit wir uns das erste mal begegnet sind. Er sagte ich wäre interessant für ihn. Bei unserer ersten Begegnung haben wir getanzt. Ehe ich mich versehen hatte war ich in seinem Bann gefangen. Das war bevor ich wusste wer er war. Ich habe mir geschworen ihn nie wieder zu sehen und hütete meinen Geist davor. Ich hatte Angst davor, dass er vielleicht versuchen würde Kontakt aufzunehmen, meinen Geist zu verzaubern. So sehr er mich faszinierte, genauso sehr fürchtete ich mich vor ihm. Als er..",
Lucy stockte bei der Erinnerung an das gestrige Treffen. Sie atmete einmal tief ein und aus, setzte sich aufrecht hin und schüttelte den Kopf um die Erinnerung daran zu vertreiben.
„Er sprach davon, dass er mir helfen könnte all den ausgeschlossenen Zauberwesen zu helfen. Er sagte mit meiner Macht wäre das möglich, dass ich noch gar nicht erkannt hätte worin meine Macht wirklich lag und das er mir helfen könnte wenn ich ihn lassen würde. Dann hat er... er.. er wollte mich küssen... doch Ava konnte mich grade noch rechtzeitig zurück holen. Das Training mit Ava ist die eine Sache. Ich werde es schon schaffen ihn irgendwann gänzlich aus meinen Gedanken zu verbannen aber... aber was ist mit der Zeit bis dahin?"
Aufgewühlt stand Lucy auf und begann im Büro herumzulaufen.
„Was wenn ich den Kampf um meine Seele verliere? Was passiert wenn er es schafft mich auf seine Seite zu ziehen? Er hat etwas an sich, dass mich fasziniert- so ungern ich es auch zugebe. Ich kann nichts dafür. Ich versuche mich so gut ich kann dagegen zu wehren aber wie lange kann ich dem widerstehen? Ich weiß nicht was er mit mir macht oder wie ich mich dem entziehen kann", murmelte sie frustriert. Erst jetzt, wo sie all dies rausließ, endlich mit jemandem darüber sprach, merkte sie wie verzweifelt sie wirklich war. Sie wusste, dass Severus nicht wusste wer sich hinter dem Namen Tom Riddle verbarg, genau deswegen hatte sie mit ihm sprechen wollen, aber das machte es auch umso komplizierter, da sie nicht wusste ob er ahnte welche Gefahr von ihm ausging.
Severus nickte langsam. Nur zu gut konnte er verstehen was in dem jungen Mädchen vor sich ging. Er wusste nicht ob dieser Junge - Tom - vor dem Dumbledore ihn gewarnt hatte, sie verzauberte oder ob es eine ganz natürliche Reaktion ihrerseits war, doch er wusste, dass es nicht sein durfte. Und er würde seine Tochter davor beschützen. Serverus hatte einige Fehler begangen in seiner Vergangenheit, hatte sich verführen lassen von den dunklen Mächten um seinen Schmerz zu verbergen, um an etwas anderes glauben zu können als an die Grausamkeit der Welt, mit allem was er hatte würde er seine Tochter davor bewahren das gleiche Schicksal erleiden zu müssen.
„Ich weiß nicht was das mit dir und dem Jungen ist aber sollte er dich wirklich verzaubern gibt es einen Schutz dagegen", sagte Severus langsam. Überrascht blieb Lucy stehen. Severus seufzte und klemmte sich die schwarzen Haare hinters Ohr.
„Wie sehr liebst du diesen Weasley Jungen?", fragte er obwohl er eigentlich die Antwort nicht wissen wollte. Doch hier ging es nun um das Wohl seiner Tochter.
„Mehr als mein Leben", antwortete Lucy ohne zu zögern. Nachdenklich setzte sie sich wieder hin.
„Es ist als wären seine Seele und meine Seele irgendwie verbunden, als wären wir zwei eins."
Isobelle's Prophezeiung fiel ihr ein und sie musste leicht lächeln.
„Vor dem Ball hab ich eine andere Reisende getroffen. Sie hat in meine Zukunft gesehen und das selbe über George gesagt. Sie meinte unsere Seelen wären verwandt."
„Dann musst du an diesem Band festhalten falls Tom dich das nächste Mal kontaktieren sollte", sagte Severus. Lucy merkte ihm an, dass es ihm schwerfiel über ihr Beziehungsleben zu sprechen aber sie war dankbar, dass er es dennoch tat.
„Wenn du vor ihm stehst denk nur an George, an die Verbindung zwischen euch. Das sollte einen natürlichen Schutz zwischen dir und ihm bilden."
„Und das funktioniert wirklich?", fragte Lucy zweifelnd.
„Vielleicht nicht von Anfang an aber es ist etwas das du probieren könntest", antwortete Severus. „Zusätzlich würde ich dennoch an deiner Stelle mit Ava sprechen ob es Möglichkeiten gibt den Geist zu schützen während man auf Reise ist."
Lucy nickte und stand auf.
„Ich werde sie fragen", sagte sie, wandte sich ab zum gehen. An der Tür jedoch hielt sie noch einmal inne und sah zu ihrem Ziehvater zurück.
„Danke Sev", murmelte sie leise ehe sie durch die Tür verschwand.
Auf Severus Gesicht breitete sich langsam ein leichtes Lächeln aus. Er wusste, dass Lucy ihm noch nicht verziehen hatte doch es war ein guter Anfang, dass sie mit ihren Problemen wieder zu ihm kam. Es war etwas woran die beiden arbeiten konnten.

Licht oder Dunkelheit - Die Geschichte der Potter Zwillinge #4 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt