Crouch

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Kurz vor Ostern kam Pig mit einem Brief im Schnabel von Percy zurück der - wie erwartet - nicht wirklich eine große Hilfe für die vier darstellte.

Wie ich dem Tagespropheten andauernd mitteile, gönnt sich Mr Crouch eine wohlverdiente Ruhepause. Er schickt mir regelmäßig Eulen mit seinen Anweisungen. Nein, ich habe ihn tatsächlich nicht gesehen, aber ich denke, man wird mir zutrauen, dass ich die Handschrift meines eigenen Vorgesetzten kenne. Im Moment habe ich zu viel zu tun, um auch noch diese lächerlichen Gerüchte aus der Welt schaffen zu können. Bitte belästigt mich nicht mehr, außer wenn etwas Wichtiges anliegt. Frohe Ostern.

Wenn es nach Ostern auf den Sommer zuging, begannen Harry und Lucy normalerweise hart für das letzte Quidditch-Spiel der Saison zu trainieren. Dieses Jahr jedoch musste Harry sich auf die dritte und letzte Aufgabe des Trimagischen Turniers vorbereiten und obwohl sie immer noch nicht wussten was auf ihn zu kam versuchten Ron, Hermine und Lucy ihn so gut es ging zu unterstützen. Endlich, in der letzten Maiwoche, nahm ihn Professor McGonagall nach Verwandlung kurz beiseite.
„Sie gehen heute Abend um neun hinunter zum Quidditch-Feld, Potter", verkündete sie ihm. „Dort wird Mr Bagman allen Champions die dritte Aufgabe erläutern."
Und so ließ Harry um halb neun Ron, Hermine und Lucy im Gryffindor-Turm zurück und ging nach unten. Stirnrunzelnd sah Lucy ihrem Bruder nach. Sie konnte nicht verhindern, dass ihr bei dem Gedanken an die dritte Prüfung eine Gänsehaut über den gesamten Körper fuhr. Sie hatte ein ganz schlechtes Gefühl und doch gab es keine Warnung. Also konnte sie erstmal nichts anderes tun als zu warten bis Harry wieder kommen und ihr von der Aufgabe erzählen würde.
„Du bist angespannt Luce", murmelte George als er sich neben dir Rothaarige setzte.
„Ich hab einfach ein schlechtes Gefühl", antwortete sie abwesend. „Und damit bin ich auch nicht alleine. Sirius sagte wir sollen vorsichtig sein."
„Hast du ihm von der Entführung erzählt?", fragte George. Lucy seufzte und schüttelte den Kopf.
„Durch all das was grade passiert habe ich das Hogsmead Wochenende verpasst an dem Sirius kommen wollte", antwortete die Rothaarige. „Doch er bleibt vorerst in Hogsmead um zur Stelle zu sein wenn irgendwas passiert."
„Verstehe", antworteten die Zwillinge.
Lucy wollte grade noch etwas sagen als das Portrait der fetten Dame zur Seite schwang und Harry durch das Loch kam. Lucy stand auf und sah argwöhnisch zu ihrem Bruder.
„Was ist passiert?", fragte sie und ließ ihren Blick an ihm hinab gleiten. Seine Kleidung war unordentlich und dreckig. Seine schwarzen Haare standen zu allen Seiten ab und sein Gesicht war blass....

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„Es gibt nur zwei Möglichkeiten", sagte Hermine und rieb sich die Stirn. „Entweder hat Mr Crouch Viktor angegriffen oder jemand anderer hat beide aus dem Hinterhalt überfallen."
„Es war sicher Crouch selbst", warf Ron ein. „Darum war er verschwunden, als Harry und Dumbledore hinzukamen. Hat sich schnell aus dem Staub gemacht."
„Das glaub ich nicht", entgegnete Harry kopfschüttelnd. „Mir kam er tatsächlich schwach vor – sah nicht so aus, als hätte er disapparieren können."
„Man kann auf dem Hogwarts-Gelände nicht disapparieren, wie oft soll ich euch das denn noch erklären?", sagte Hermine.
„Okay ... und wie wär's mit meiner Theorie", sagte Ron erhitzt. „Krum hat Crouch angegriffen – nein, lass mich ausreden – und sich dann selbst einen Schockzauber verpasst!"
„Und Mr Crouch hat sich in Luft aufgelöst, ja?", entgegnete Hermine kühl.
„Ähm, jaah..."
Der Tag brach an. Harry, Ron, Hermine und Lucy hatten sich in aller Frühe aus ihren Schlafsälen geschlichen und waren in die Eulerei hochgehastet, um Sirius eine Nachricht zu schicken. Nun standen sie oben am Fenster und sahen hinaus auf das nebelverhangene Land. Alle vier waren blass und hatten geschwollene Augen, weil sie noch bis spät in die Nacht hinein über die Sache mit Mr Crouch gesprochen hatten.
„Lass uns das Ganze noch mal durchgehen, Harry", sagte Lucy und rieb sich die Schläfe. Seit Harry spät in der Nacht zurück gekehrt war und ihr erzählt hatte, dass er Crouch am Rande des verbotenen Waldes über den Weg gelaufen war spürte sie das unangenehme Ziehen einer kommenden Migräne. „Was genau hat er gesagt?"
„Ich hab's dir doch schon erzählt, es war viel wirres Zeugs darunter", erwiderte Harry. „Er wollte Dumbledore vor etwas warnen. Jedenfalls hat er von Bertha Jorkins gesprochen und schien sie für tot zu halten. Immer wieder hat er gesagt, es sei seine Schuld gewesen... und seinen Sohn hat er auch erwähnt."
„Ja, das war allerdings wirklich seine Schuld", sagte Hermine gereizt doch Lucy winkte ab. Über Crouch Sohn konnten sie später immer noch diskutieren. Das war fürs erste nebensächlich.
„Er war vollkommen durcheinander", fuhr Harry fort. „Mir kam's immer wieder so vor, als glaube er, seine Frau und sein Sohn seien noch am Leben, und dauernd hat er mit Percy geredet und ihm irgendwelche Anweisungen für die Arbeit erteilt."
„Und ... was hat er noch mal über Du-weißt-schon-wen gesagt?", fragte Ron argwöhnisch.
„Hab ich doch schon gesagt", erwiderte Harry matt. „Er sei stärker geworden."
Stille trat ein.
Dann meldete sich Ron zu Wort, doch sein zuversichtlicher Tonfall klang nicht ganz echt: „Aber du sagst doch selbst, dass er völlig durcheinander war, und die halbe Zeit hat er wahrscheinlich nur rumgesponnen..."
„Er klang am klarsten, als er von Voldemort gesprochen hat", sagte Harry, ohne auf Rons erschrockenes Zucken zu achten. „Sonst ist es ihm recht schwergefallen, seine Gedanken auf die Reihe zu bringen, aber bei Voldemort schien er zu wissen, wovon er redete und was er wollte. Er sagte immer wieder, er wolle Dumbledore sehen."
Harry wandte sich vom Fenster ab und spähte hoch ins Dachgebälk. Die Hälfte der vielen Vogelstangen war leer; dann und wann kam eine Eule mit einer Maus im Schnabel von der nächtlichen Jagd durch eines der Fenster gesegelt.
„Stand er vielleicht unter dem Einfluss des Imperius Fluchs?", fragte Lucy leise. „Wenn er es geschafft haben sollte sich zu befreien wäre es normal erstmal durch den Wind zu sein - je nach dem wie lange man unter dem Bann stand und wie mächtig dieser gewesen ist."
„Das wäre schlecht", murmelte Hermine. „Wenn Crouch unter dem Einfluss Voldemorts stand dann könnte er verdammt viele Informationen von ihm bekommen haben."
„Das würde bedeuten Voldemort weiß genau was hier grade vor sich geht. Ich bin mir sicher ein pflichtbewusster Junge wie Percy würde seinen Vorgesetzten über alle Vorkommnisse in Kenntnis setzen sollte er nicht anwesend sein", murmelte Lucy und wurde blass.
„Wir müssen zu Professor Moody", schlug Hermine vor, „und ihn fragen, ob er Mr Crouch gefunden hat."
„Wenn er die Karte des Rumtreibers mithatte, war es sicher einfach", sagte Harry.
„Oder Crouch war schon außerhalb des Geländes", sagte Ron, „weil sie ja nur bis zur Grenze...."
„Schhh!", machte Hermine plötzlich.
Jemand stieg die Treppe zur Eulerei hoch. Lucy konnte zwei streitende Stimmen hören, die immer näher kamen und sie wusste genau wem die beiden Stimmen gehörten.
„...das ist diesmal wirklich Erpressung, sag ich dir, das kann uns 'ne Menge Ärger einbringen..."
„... wir haben es lange genug auf die nette Tour versucht, wird allmählich Zeit, dass wir die harte Gangart einschlagen, tut er ja auch. Es wäre ihm sicher unangenehm, wenn man im Zaubereiministerium erfährt, was er getan hat..."
„Ich sag dir, wenn du das schreibst, ist es Erpressung!"
„Jaah, und ausgerechnet du wirst dich beklagen, wenn 'ne hübsche Summe dabei rausspringt?"
„Luce hat uns davor gewarnt... sie wäre bestimmt nicht erfreut wenn sie..."
Die Eulereitür schlug auf. Fred und George traten über die Schwelle und blieben beim Anblick von Harry, Ron, Hermine und Lucy wie angewurzelt stehen.
„Was macht ihr denn hier?", fragten Ron und Fred gleichzeitig.
„Post verschicken", antworteten Harry und George wie auf Kommando.
„Wie, so früh?", fragten Hermine und Fred.
Fred grinste.
„Schön – wir fragen euch nicht, was ihr hier zu suchen habt, wenn ihr uns nicht fragt, was wir hier treiben", sagte er.
Er hielt einen versiegelten Umschlag in der Hand. Harry warf einen Blick darauf, doch Fred, ob zufällig oder absichtlich, verschob die Hand, so dass der Namenszug nicht mehr zu lesen war.
„Lasst euch von uns nicht aufhalten", sagte er und deutete mit einer übertriebenen Verbeugung zur Tür.
Ron rührte sich nicht vom Fleck.
„Wen wollt ihr erpressen?", fragte er.
Das Grinsen auf Freds Gesicht erstarb. George warf Fred einen kurzen Blick zu, dann lächelte er Ron an.
„Mach dich nicht lächerlich, ich hab nur Witze gemacht", sagte er gelassen.
„Klang aber gar nicht danach", sagte Ron.
Fred und George wechselten einen Blick.
Dann sagte Fred barsch: „Ich hab's dir doch schon mal gesagt, Ron, steck deine Nase nicht da rein, wenn du sie hübsch findest, so wie sie ist. Weiß zwar nicht, warum das so sein sollte, aber..."
„Es ist auch meine Angelegenheit, wenn ihr jemanden erpresst", sagte Ron. „George hat Recht, ihr könntet ernsthaft Ärger kriegen."
„Ich hab dir doch gesagt, dass ich einen Witz gemacht hab", entgegnete George. Er ging auf Fred zu, nahm ihm den Brief aus der Hand und band ihn an das Bein der nächstbesten Schleiereule. „Du klingst allmählich wie unser lieber älterer Bruder, muss ich sagen. Mach so weiter, und sie ernennen dich noch zum Vertrauensschüler."
„Was für ein Blödsinn", sagte Ron entrüstet.
George trug die Schleiereule hinüber zum Fenster und ließ sie davonflattern. Dann wandte er sich grinsend zu Ron um.
„Na dann hör auf, den Leuten vorzuschreiben, was sie tun sollen. Bis später."
Die beiden verschwanden. Harry, Ron und Hermine starrten sich verdutzt an während Lucy den Zwillingen misstrauisch hinterher sah. Sie wusste genau an wen der Brief ging...
„Ihr glaubt doch nicht, dass sie etwas von alldem mitbekommen haben?", flüsterte Hermine. „Von Crouch und so weiter?"
„Nein", sagte Harry. „Wenn es etwas so Ernstes wäre, dann würden sie es jemandem sagen. Zumindest Dumbledore."
Ron jedoch schien sich in seiner Haut nicht recht wohl zu fühlen.
„Was ist los mit dir?", fragte Hermine.
„Na ja ...", setzte Ron an, „ich bin mir da nicht so sicher. Sie ... sie sind in letzter Zeit ganz scharf darauf, Geld zu machen, das ist mir aufgefallen, als ich öfter mit ihnen rumgehangen habe – als – ihr wisst schon..."
„Als wir nicht miteinander redeten", beendete Harry den Satz für ihn. „Sicher, aber Erpressung ..."
„Sie haben sich diese Sache mit dem Zauberscherzladen in den Kopf gesetzt", sagte Ron. „Ich dachte zuerst, sie wollten damit nur Mum ärgern, aber sie meinen es ernst, sie wollen einen Laden aufmachen. Sie haben nur noch ein Jahr in Hogwarts, ständig reden sie davon, es sei an der Zeit, über die Zukunft nachzudenken, und dass Dad ihnen nicht helfen könne und dass sie Gold brauchten, um überhaupt anfangen zu können."
Jetzt schien sich Hermine unbehaglich zu fühlen. „Schon, aber ... sie würden nichts Ungesetzliches tun, oder doch?"
„Oder doch?", wiederholte Ron mit skeptischer Miene. „Keine Ahnung ... jedenfalls haben sie keine großen Probleme damit, Regeln zu verletzen."
„Ja, aber hier geht's um das Gesetz", sagte Hermine mit besorgtem Blick. „Und nicht um eine alberne Vorschrift in der Hausordnung... bei Erpressung kommen sie mit Nachsitzen nicht davon! Ron ... vielleicht solltest du es Percy sagen..."
„Bist du verrückt?", entgegnete Ron. „Percy? Er würde wahrscheinlich einen auf Crouch machen und sie einbuchten lassen!"
„Keine Sorge ich pass schon auf unsere Chaoten auf", sagte Lucy und legte Ron eine Hand auf die Schulter. „Ich weiß was sie grade machen und warum sie es machen. Wenn es zu wild wird werde ich die zwei schon zur Vernunft bringen."
Ron starrte zum Fenster hinaus, durch das die Eule von Fred und George verschwunden war, dann sagte er: „Kommt, lasst uns was frühstücken."
„Glaubt ihr, es ist noch zu früh, um zu Professor Moody zu gehen?", fragte Hermine, während sie die Wendeltreppe hinunterstiegen.
„Ja", antwortete Harry. „Wenn wir ihn im Morgengrauen wecken, wird er wahrscheinlich glauben, wir wollten ihn im Schlaf angreifen, und dann sprengt er uns glattweg durch die Tür. Warten wir lieber bis zur großen Pause."
Geschichte der Zauberei war lange nicht mehr so furchtbar zäh dahingeflossen. Harry sah andauernd auf Rons Uhr, da er seine eigene nun doch weggeworfen hatte, aber Rons ging so langsam, dass er gewettet hätte, auch die sei kaputt. Alle vier waren dermaßen müde, dass sie am liebsten die Köpfe auf den Tisch gelegt und geschlafen hätten; selbst Hermine machte sich ausnahmsweise keine Notizen, sondern saß da, den Kopf auf die Hände gestützt, und sah Professor Binns mit trüben Augen an.
Als es endlich läutete, hasteten sie hinaus in den Gang und hinüber zum Klassenraum, in dem sie Verteidigung gegen die dunklen Künste hatten; Moody kam gerade aus der Tür. Er sah so müde aus, wie sie sich fühlten. Das Lid seines normalen Auges hing schlaff herab und verlieh seinem Gesicht einen noch schieferen Ausdruck als sonst.
„Professor Moody?", rief Harry und sie drängelten sich durch die Scharen auf dem Korridor zu ihm hinüber.
„Hallo, Potter", knurrte Moody. Sein magisches Auge folgte ein paar vorbeigehenden Erstklässlern, die verängstigt ihre Schritte beschleunigten; es kippte zurück ins Innere seines Kopfes und beobachtete, wie sie um die Ecke verschwanden, bevor er wieder ein Wort sagte. „Kommt hier rein."
Er trat zur Seite, ließ sie in sein leeres Klassenzimmer treten, hinkte ihnen nach und schloss die Tür.
„Haben Sie ihn gefunden?", fragte Harry ohne Umschweife. „Mr Crouch?"
„Nein", antwortete Moody. Er humpelte hinüber zu seinem Tisch, setzte sich, streckte leise grunzend das Holzbein aus und zog seinen Flachmann hervor.
„Haben Sie die Karte benutzt?", fragte Harry weiter.
„Natürlich", entgegnete Moody und genehmigte sich einen Schluck aus der Flasche. „Hab mir ein Beispiel an dir genommen, Potter. Hab sie aus meinem Büro in den Wald gerufen. Auf der Karte war er jedenfalls nicht."
„Also ist er tatsächlich disappariert?", fragte Ron.
„Du kannst auf dem Gelände nicht disapparieren, Ron!", entgegnete Lucy genervt bevor Hermine und er wieder einen Streit provozieren konnten. „Es gibt andere Wege, auf denen er hätte verschwinden können, nicht wahr, Professor Moody?"
Moodys magisches Auge blieb leicht zitternd auf Lucy ruhen.
„Schon mal über eine Laufbahn als Aurorin nachgedacht, Potter?", fragte er. Überrascht sah sie zu ihm und schüttelte leicht mit dem Kopf. Über ihre Zukunft hatte sie tatsächlich noch nicht nachgedacht.
„Jedenfalls war er nicht unsichtbar", sagte Harry. „Die Karte zeigt auch Unsichtbare. Also muss er das Gelände verlassen haben."
„Aber aus eigener Kraft?", sagte Hermine eifrig. „Oder weil ihn jemand gezwungen hat?"
Moodys magisches Auge blieb auf Hermine liegen.
„Du bist auch so eine, die mal über eine Laufbahn als Auror nachdenken sollte", erklärte er. „Tickst genau richtig dafür, Granger."
„Ja, jemand hätte – hätte ihn auf einen Besen zerren und mit ihm fortfliegen können, oder?", fragte Ron hastig und sah Moody hoffnungsvoll an, ganz als ob auch er hören wollte, dass er das Zeug zum Auroren habe.
„Auch eine Entführung können wir nicht ausschließen", brummte Moody.
„Und?", fragte Ron, „vermuten Sie, dass er irgendwo in Hogsmeade ist?"
„Könnte überall sein", sagte Moody kopfschüttelnd. „Sicher wissen wir nur, dass er nicht hier ist."
Er gähnte so ausgiebig, dass sich seine Narben spannten und sein schräger Mund einige Zahnlücken offenbarte.
„Nun, Dumbledore meint zwar, ihr vier spielt gern Detektive, aber für Crouch könnt ihr nichts tun. Das Ministerium wird inzwischen nach ihm suchen, Dumbledore hat sie unterrichtet. Potter, du musst jetzt über die dritte Aufgabe nachdenken."
„Wie bitte?", fragte Harry. „Ach ja..."
Er hatte keinen einzigen Gedanken an den Irrgarten verschwendet, seit er ihn letzte Nacht mit Krum verlassen hatte.
„Sollte dir diesmal wirklich liegen", sagte Moody, sah zu Harry auf und kratzte sein vernarbtes und stoppliges Kinn. „Dumbledore meint jedenfalls, dass du schon einschlägig bewandert bist. Hast im ersten Schuljahr ein paar Hindernisse auf dem Weg zum Stein der Weisen abgeräumt, nicht wahr?"
„Wir haben ihm dabei geholfen", warf Ron hastig ein. „Ich, Hermine und Lucy haben ihm geholfen."
Moody grinste.
„Schön, wenn ihr ihm auch helft, sich auf diese Runde vorzubereiten, dann würd's mich sehr überraschen, wenn er nicht gewinnt", sagte er. „Und bis dahin ... immer wachsam, Potter. Immer wachsam."
Er nahm noch einen kräftigen Zug aus seinem Flachmann und ließ sein magisches Auge zum Fenster hinüberschwenken. Von seinem Platz aus war die oberste Spiere des Durmstrang-Schiffes zu sehen.
„Ihr drei", – sein normales Auge musterte Ron, Hermine und Lucy – „ihr passt auf Potter auf, klar? Ich behalt zwar im Auge, was hier so vorgeht, aber trotzdem... man kann nie genug Augen offen haben."

Sirius schickte ihre Eule schon am nächsten Morgen zurück. Sie flatterte vor Harry auf den Tisch, genau in dem Moment, als ein Waldkauz mit einem Tagespropheten im Schnabel vor Hermine landete. Sie nahm ihm die Zeitung ab, überflog die ersten Seiten, sagte: „Ha! Sie hat nichts von Crouch erfahren!". und beugte sich dann zu Ron, Harry und Lucy hinüber, die lasen, was Sirius über die mysteriösen Ereignisse der vorletzten Nacht zu sagen hatte.

Harry – wie konntest du dich darauf einlassen, mit Viktor Krum in den Wald zu gehen? Schwöre mir bitte eulenwendend, dass du mit niemandem mehr nachts spazieren gehst. In Hogwarts ist jemand, der höchst gefährlich ist, der es vielleicht nicht nur auf dich sondern auch auf Lucy abgesehen hat. Für mich ist offensichtlich, dass sie nicht wollten, dass Crouch mit Dumbledore spricht, und sie waren vermutlich nur ein paar Meter von dir entfernt in der Dunkelheit. Sie hätten dich umbringen können. Dein Name ist nicht zufällig in den Feuerkelch geraten. Wenn dich jemand angreifen will, dann hat er jetzt seine letzte Chance. Bleib immer in der Nähe von Ron, Hermine und Lucy, verlass abends nicht mehr den Gryffindor-Turm und wappne dich für die dritte Aufgabe. Übe Schockzaubern und Entwaffnen. Ein paar Hexereien können auch nicht schaden. In dieser Crouch-Sache kannst du nichts tun. Halt dich bedeckt und pass auf dich auf. Ich erwarte deinen Brief mit dem Versprechen, dass du dich nicht wieder draußen rumtreibst. Sirius

„Ausgerechnet er will mir was erzählen von wegen draußen rumtreiben?", entrüstete sich Harry mild, faltete Sirius' Brief zusammen und steckte ihn in den Umhang. „Nach all dem, was er selbst damals in der Schule getrieben hat!"
„Er macht sich nur sorgen", murmelte Lucy.
„Das ganze Jahr über hat keiner versucht, mich anzugreifen", sagte Harry. „Niemand hat mir auch nur ein Haar gekrümmt..."
„Außer, dass jemand deinen Namen in den Feuerkelch geworfen hat", unterbrach ihn Hermine. „Und der oder die müssen das aus einem bestimmten Grund getan haben, Harry. Schnuffel hat Recht. Vielleicht haben sie nur abgewartet. Vielleicht ist es genau diese Runde, bei der sie dich kriegen wollen."
„Pass auf", sagte Harry ungeduldig, „nehmen wir an, Schnuffel hat Recht und jemand hat Krum einen Schocker verpasst und Crouch entführt. Gut, dann wären sie doch irgendwo hinter den Bäumen um uns her gewesen? Aber sie haben gewartet, bis ich fort war, und dann erst angegriffen. Also sieht's nicht danach aus, als ob sie es auf mich abgesehen hätten!"
„Sie hätten es nicht nach einem Unfall aussehen lassen können, wenn sie dich im Wald ermordet hätten!", entgegnete Hermine. „Aber wenn du während einer Turnierrunde stirbst..."
„Aber Krum haben sie doch einfach angegriffen", sagte Harry. „Warum haben sie mich dann nicht auch gleich weggeputzt? Sie hätten es zum Beispiel so aussehen lassen können, als ob Krum und ich uns duelliert hätten."
„Harry, ich versteh's ja auch nicht", sagte Hermine verzweifelt. „Ich weiß nur, dass eine Menge merkwürdiger Dinge passieren, und mir gefällt das überhaupt nicht ... Moody hat Recht – Schnuffel hat Recht – du musst endlich für die dritte Runde trainieren, und zwar sofort. Und vergiss ja nicht, Schnuffel zu antworten und ihm zu versprechen, dass du dich nicht mehr alleine rumtreibst."
„Vielleicht wollen sie etwas von dir...", murmelte Lucy in Gedanken versunken. „Wir wissen, dass die Todesser dich nicht umbringen dürfen da Voldemort selbst derjenige sein will, der dich erledigt."
Ihr Blick flog zu Harry.
„Du sagtest die dritte Aufgabe wäre ein Irrgarten?", fragte sie. Harry nickte verwirrt.
„Ja aber inwiefern ist das von Belang?", fragte er.
„Also die perfekte Aufgabe um jemanden einfach verschwinden zu lassen. Das ist es!"
Lucy sprang auf und begann im Raum auf und ab zu tiegern.
„Das muss es sein! Sie wollen dich ihm ausliefern. Deswegen haben sie deinen Namen in den Kelch geworfen. Deswegen haben sie solange gewartet. Sie haben auf die dritte Aufgabe gewartet!"
„Aber ich dachte sie wollten dich entführen", murmelte Hermine überrascht.
„Wartet hier. Ich muss etwas herausfinden!"
Mit diesen Worten ließ Lucy sie stehen und lief aus dem Gemeinschaftsraum.

Licht oder Dunkelheit - Die Geschichte der Potter Zwillinge #4 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt