Reason

202 4 2
                                    

Ryan

Ich hörte Schreie. Schreie, die durch die Wände gedämpft wurden. Ich stand auf und nahm meine Pistole. War jemand bei Miss Arrogant eingebrochen? Als ich die Tür erreichte wurde mir klar, dass die Tür geschlossen war, war jemand etwa durch das Fenster eingebrochen? Wie sollte das gehen? Wieso ist dann der Alarm nicht losgegangen? Ich reiße die Tür auf und Skylar setzt sich verängstigt auf. Ich atmete erleichtert aus. Sie hatte einen Alptraum. „ICH KANN NICHT SEHEN, ICH KANN NICHT SEHEN", schrie sie. Ich ging auf sie zu. Sie war völlig verschwitzt und ihre Augen waren aufgerissen. Ihre Hände waren ausgestreckt und zitterten. „Ich bin es. Ryan", sagte ich beruhigend und nahm ihre ausgestreckte Hand in meine. Ihr Atem beruhigte sich etwas und sie drückte meine Hand. „Alles gut", sagte ich und versuchte sie weiter zu beruhigen. „Geh nicht weg", sagte sie traurig. „Nach einem Alptraum aufzuwachen und nichts als Dunkelheit zu sehen, ist schrecklich", sagte sie. „Warte ich mache das Licht an."
„Was dann?", fragte sie leise. Ich hielt inne. „Oh das ...", ich wollte mich entschuldigen, sagte aber nichts weiter. „Schon gut, ich habe schon verstanden, dass du nicht der nette Typ bist. Das ist der andere." Ich verzog mein Gesicht. Sie redete über Bruce. „Aber ich verstehe das", sagte sie leise. „Ich habe das wahrscheinlich verdient. Ich war nie eine nette Person und mein Vater ist es bestimmt auch nicht. Deswegen bin ich hier oder? Das ist keine Rache an mich, weil ich dich fertig gemacht habe oder angeschrien habe oder?" Ich überlegte kurz. „Wer würde sich schon an dir rächen wollen?", fragte ich sie. „Irgendein Kellner, Flugbegleiter, Kassierer oder sonst wer ...", murmelte sie. Ich lachte. „Nein du hast recht, es ist wegen deinem Vater." Sie seufzte. „Tja die Kinder haben in den Sünden der Eltern zu baden. Das sagt meine Mum immer", sagte sie leise. „Ich schätze schon. Dein Vater liebt dich." Jetzt lachte sie. „Mein Vater liebt nur sich."
Das verstand ich nicht so ganz, aber ich hackte nicht nach um nicht neugierig zu wirken. „Was hast du geträumt?", fragte ich sie interessiert.
„Was hat mein Vater getan?", stellte sie eine Frage und ignorierte meine. Mir wurde klar, dass sie nicht darüber reden wollte.
„Er hat meine Familie getötet."
Ihr Gesicht verdunkelte sich. „Getötet?", hackte sie nach. Ich nickte, merkte aber das sie es nicht sah. „Ja", antwortete ich. „Das ... Ehrlich ... ich kann das nicht glauben. Das Dad so was getan hat", sagte sie verständnislos.
„So ist es nun mal Miss Arrogant. Hättest du sehen können, hätte ich dir all die Beweise vorgelegt, aber ..."
„Schon klar. Aber Miss Arrogant? Ich war doch überhaupt nicht ... Ich war sehr kooperativ ..."
„Ja klar", ich verdrehte die Augen. „Das was du mit meiner Freundin gemacht hast, war Kooperativ. Schon klar", spottete ich. „Freundin?", hackte sie nach. „Verletzt du sie nicht, wenn du mich anfasst?", fragte sie leise. „Nein, weil wir kein Paar sind sondern nur miteinander arbeiten, schläfst du jetzt weiter?"
„Nein", sagte sie verzweifelt.
„Wieso?", fragte ich genervt.
„Es ist so dunkel ..."
„Natürlich ist es dunkel", knurrte ich. „Es wird auch nicht heller für dich", sagte ich und wusste das es gemein war. „Eigentlich sehe ich schon einige helle Punkte manchmal, aber nur so kleine Lichtpunkte", erzählte sie. Sie rückte etwas tastend an die Wand und lehnte sich daran, zog ihre Beine an sich und hatte nicht vor weiter zu schlafen, obwohl ich es wollte. „Lichtpunkte?"
„Ja manchmal. Diese Dunkelheit erstickt mich. Ich fühle mich so mies, dass ich weinen und schreien könnte. Niemand in meinem Umfeld kann das verstehen, dafür muss man diese Erfahrung machen", sagte sie traurig. „Ich bin anfangs einfach gestolpert und hingefallen und nicht aufgestanden. Ich habe stundenlang da gesessen und geweint, aber das hat meine Augen nicht geheilt. Alles war so bunt und schön bis alles langsam schwarz wurde. Ich kann Tag und Nacht nicht mehr unterscheiden. Es ist erdrückend", sagte sie verzweifelt. „Verstehe. Das muss schwer sein für so eine Prinzessin wie dich."
„Das ich wie eine Prinzessin aufgezogen wurde, ist nicht meine Schuld. Ich kenne es nicht anders und ja zu deiner Frage, es ist total schwer. Klar, ich habe alles bekommen, aber sehen zu können ist ein Luxus, den ich wahrscheinlich nie wert geschätzt habe, da ich nie mit sowas gerechnet habe, aber alles im Leben kann plötzlich kommen. So wie du", sagte sie verzweifelt. Ich lachte. In letzter Zeit lachte ich viel. Nein nicht in letzter Zeit. In der Zeit seit sie hier ist. Ich war so bedrückt von meinem Leben und dann kam sie ...
Wow, eine Frau im Haus änderte wirklich viel ohne das sie was bemerkte.
„Also ist es dein Wunsch wieder sehen zu können?", fragte ich sie neugierig. „Ich glaube daran, eines Tages wieder sehen zu können."
„Ich verspreche dir, dass du bald wieder sehen kannst", die Worte kamen einfach über meine Lippen. „Was willst du von meinem Vater?", fragte sie leise. „Rache", sagte ich sofort. „In dem du was tust?"
„Weißt du wieso die Bösewichte in den Filmen immer verlieren?"
Sie lachte. Warum war ihr lachen so verdammt sexy?
„Weil sie ihre Pläne immer lauthals und Stolz im Vorfeld verraten."
„Richtig. Also verstehst du, wieso ich es nicht tun werde", sagte ich belustigt. Sie lächelte leicht. „Ich weiß, echt nicht was mein Dad tun wird. Ich mein, Geld gibt er dir vielleicht noch, aber das kommt auf die Summe an, aber Geld würde den Durst nach Rache von
einem Mann wie dir doch nicht stillen?"
Ich überlegte was ich sagen sollte. „Du sitzt ganz vorne und siehst zu. Also streng deinen Kopf nicht allzu sehr an."
„Ich sehe nichts."
Ich lachte. „Das war als Metapher gemeint, Sky."
„Verstehe. Heißt du nur Ryan?", fragte sie mich. „Ich werde dir meinen ganzen Namen nicht verraten, wenn du die Chance haben willst, hier weg zu kommen. Also wenn du willst, das ich dich irgendwann gehen lasse, solltest du so wenig wie möglich fragen und nun schlafen."
„Na schön. Ich lege mich ja wieder hin", sagte sie und gähnte. Was sie geträumt hatte, würde ich noch raus finden.

Just See my HeartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt