Skylar
„Was hast du angestellt? Wenn dein Vater davon erfährt ..."
„Bitte erzähl es ihm nicht!"
„Na schön, dafür schuldest du mir einen Gefallen."Meine Tür schwang auf, weswegen ich aus dem Alptraum gerissen wurde. Zum Glück hatte ich noch nicht angefangen zu schwitzen.
Jemand war in mein Zimmer getreten. Er war vom Schleier der Dunkelheit gedeckt, von der Figur her war es weder Dad noch einer der Security.
Wie auch immer, ich weiß, dass er da ist, nicht mehr als drei Meter von meinem Bett entfernt.
Sein Blick schweift über mich hinweg und bleibt mehr an meinem Körper haften als an der Decke, unter der ich liege. Auch eine Schicht Stoff schützt mich nicht davor, seinen intensiven Blick zu spüren. Er beobachtet mich wie ein Raubtier seine Beute. Ich bin schon oft beobachtet worden, aber das hier ist anders. Ganz anders. Es war nicht auf sexueller Ebene, sondern eher reiner Hass.
Wo sind die Männer meines Vaters und warum sind sie nicht hier?
„Niemand wird dich retten." Als ich die tiefe Baritonstimme höre, drehe ich meinen Kopf und suche ihn.
Ich kannte ihn nicht, zuerst dachte ich an Ryan, da er immer in der Dunkelheit auftauchte, aber diese Stimme ... das war ein russischer Akzent.
Was wollte er hier? Was auch immer es war, es waren keine gute Absichten. Er wollte mir Schaden zufügen.
Die Beruhigung, die ich bei der Vorstellung, von den Männern meines Vaters gerettet zu werden, in meiner Brust verspürt habe, verfliegt augenblicklich. Sie verwandelt sich von einem leichten Gefühl in ein schweres, wie eine Last sinkt es auf den Grund meines Magens und fesselt mich an die Matratze. Sind die Männer meines Vaters tot? Wieso höre ich nichts?
Ich blinzle in die Dunkelheit und versuche die Gesichtszüge des Mannes zu erkennen. Sein Haar ist blond und seine Augen dunkel. Doch sein Gesicht ist im Schatten verborgen und ich kann mich nicht auf meine Erinnerung verlassen. Nur die Morgendämmerung kann das Gegenteil beweisen, und vielleicht erlebe ich sie nicht mehr.
„Setz dich auf", sagt er
Die Entscheidung, ob ich gehorchen soll, bereitet mir Kopfzerbrechen. Der Fremde neigt seinen Kopf ein wenig. Die Bewegung beträgt weniger als einen Zentimeter, aber es reicht. Die Energie im Raum verändert sich und macht mich auf meinen Fehler aufmerksam. Ich ringe mich in eine sitzende Position, bevor er sich vom Schreibtisch wegdrückt und aufrichtet. Obwohl er nicht auf mich zugeht, ist sein ganzer Körper angespannt, als wäre er jeden Moment bereit zuzuschlagen.
Ich hatte nur ein weißes, kurzes Satin Schlafkleid mit Spagettiträgern an und bereute es, nicht meinen Schlafanzug angezogen zu haben. Ich fühle mich verletzlich. Nackt und entblößt, obwohl ich vollständig bekleidet bin. Das ist unangenehm. Der Drang meine Hände zu reiben, wächst mit der Stille, also lege ich sie in meinen Schoß und warte. So unauffällig wie möglich lasse ich meinen Blick über sein Gesicht gleiten, jetzt, wo er näher an mich herangetreten ist und ich ihn besser sehen kann. Er sah durch und durch aus wie ein Hulk aus Russland. Die Anwesenheit dieses Mannes in meinem Schlafzimmer muss etwas Unheilvolles bedeuten. Ich senke meinen Blick ein wenig, damit er die Angst in meinem Gesicht nicht sehen kann. Manche Menschen fühlen sich von der Angst der anderen angezogen, also ist es am besten, ihn nicht in Versuchung zu führen.
„Was willst du?", frage ich mit sanfter, aber fester Stimme. „Und wer bist du?"
„Willst du nicht wissen", brummte er.
„Was du wissen musst ist, dass du ab jetzt deine Klappe hältst. Kein Wort kommt über diese hübschen Lippen, Ponyal?" Ich sah ihn verständnislos an.
„Verstanden?", knurrte er.
„Ja."
„Komm mit mir. Wenn du versuchst zu fliehen, wird das alles nur noch schlimmer für dich machen, als es ohnehin schon ist. Andererseits bin ich mir nicht sicher, ob es am Ende der Nacht nicht noch schlimmer wird."
Ich folgte ihm schweigend aus meinem Zimmer. Wieso war hier niemand zu sehen? Das war so surreal, mein Vater hatte die Sicherheit verdoppelt, seit ich entführt worden war. Wie kam einfach jemand hier rein?
Er machte nicht mal lautlose Schritte, es war klar zu hören, dass ein erwachsener Mann durch die Fluren des Hauses schritt. Als wir das Erdgeschoss erreichen, packt der Kerl meinen Arm, was mich aufkreischen lässt. Er geht mit mir in das Büro meines Vaters ohne anzuklopfen. Mein Vater sitzt dort, total verärgert und rot vor Zorn. Neben ihm steht Pastor Peter, ihn findet man in der Kirche der Stadt wo wir zu jedem wichtigen Anlass beten gehen. Auf der anderen Seite steht Bruce, weswegen ich einen tiefen Atemzug nehme. Vor Dad auf dem Stuhl saß ein Mann, dessen Gesicht ich nicht sehen konnte, was ich sah war nur dunkles kurzes Haar und seinen starken Rücken, der in einer Jacket steckte.
„Was zum Teufel ist hier los?" Dad schoß von seinem Stuhl hoch, als wir den Raum betraten und Bruce knallt seine beiden massiven Handflächen auf die Schultern meines Vaters und drückt ihn zurück in den Stuhl. Das hindert Dad zwar am Aufstehen, aber nicht am Sprechen. „Warum hast du meine Tochter hierhergebracht?", fragte er den Mann der vor ihm saß. Der Stuhl neben ihm war unbesetzt.
Der Kerl, der mich festhielt zwang mich, mich auf den Stuhl zu setzten und blieb neben mir stehen, so konnte ich die Person die auf dem anderen Stuhl saß nicht sehen.
„Danke, dass du mich so nett empfängst", fing die Person an zu reden. Diese Stimme ...
Ryan!
Ich sah zu dem Hulk, der mich warnend ansah, weswegen ich meinen Mund hielt.
„Was zum Teufel ist hier los?", wiederholte Dad. Diesmal versucht er allerdings nicht, von seinem Stuhl aufzustehen. Seinen Willen zu brechen war einfacher, als ich gedacht hatte. Wieso hatte Ryan solch eine Macht über ihn?
„Das was mit deinen Eltern passiert war, war ein tragischer Unfall, was willst du von mir?"
Ich sah zu Pastor Peter, der total verstört aussah.
„Ich bin nicht wegen meinen Eltern hier", hörte ich Ryan sagen.
„Was dann?", fuhr mein Vater mich an.
„Wegen des Grundstückes, wieso sonst?"
„So willst du das also klären? In dem du meine Tochter so hinsetzt? Was macht Pastor Peter hier überhaupt?"
Ich sah zu Bruce, der mir zuzwinkerte und dann zu Dad, der anscheinend nur Ryan anstarrte.
„Oh ich vergass, deine Tochter ...", sprach er. „Ich heirate sie jetzt", ich sah wie Pastor Peter sich bekreuzigte, während Dad ihn anstarrte.
„Ja", sage Ryan in seiner tiefen Stimme. „Heute werde ich Skylar zu meiner rechtmäßig angetrauten Ehefrau nehmen und du sollst das bezeugen. Deshalb bist du hier, Pastor."
Mein Herz rast so schnell, dass ich einen Schlag nicht vom nächsten unterscheiden kann. Es ist ein einziger, ununterbrochener Rhythmus, ein Brummen, das jedes Geräusch um mich herum übertönt. Ein lautes Brummen dröhnt in meinen Ohren und verzerrt meine Gedanken, sodass ich die Ereignisse, die sich direkt vor meinen Augen abspielen, nur schwer verarbeiten kann.
Er will mich heiraten? Jetzt sofort?
Mein Vater sitzt mit gerunzelter Stirn und müden Augen da.
„Wieso?", fragte Dad.
„Du hast einen Deal mit Cedric, ich will ihn."
„Cedric hat mir zehn Prozent seiner Einnahmen vom Diamanten Geschäft versprochen. Dein Geschäft ist auch sehr gut. Ich gebe mich mit fünfzehn zufrieden."
„Dad!", keuchte ich erschrocken. Wie konnte er das sagen? Er war mein Dad, wie konnte er aus mir ein Geschäft machen? Er sah mich streng an, ich sollte kein Wort sagen.
Wieso wollte Ryan mich heiraten?
Die logischste Schlussfolgerung ist, dass er einen persönlichen Rachefeldzug gegen meinen Vater führt, aber ich sollte nicht der Preis sein, den Ryan konfisziert.
„Dimi mein bester, hol doch unseren weiteren Gast herein."
Der Kerl neben mir bewegte sich und gab die Fläche zwischen ihm und mir frei. Er war so viel schöner als ich es je erhofft hatte. Ein markantes Gesicht. Sein Kiefer und seine Wangenknochen stehen genau im richtigen Winkel zueinander, um ihm eine hochmütige Miene zu verleihen. Sein dunkles Haar war zurecht frisiert und seine blauen Augen sahen kurz zu mir. Seine vollen Lippen formten kurz ein lächeln bis er wieder zu meinem Vater sah. Ich war von Ryan überwältigt. Mein Herz klopfte wie verrückt. Verdammt ... ich liebte ihn.
Der Kerl der anscheinend Dimi hieß betrat mit einer weiteren Person die Tür. Er war wie ein Anwalt gekleidet. Er war förmlicher gekleidet als alle anderen im Raum. Ryan und ich sahen überhaupt nicht aus, als würden wir heiraten. Er in einem einfachen Anzug und von mir konnte man gar nicht sprechen. Ein Nachtkleid aus Seide ...
Es war zwar nicht durchsichtig, aber jeder im Raum außer Dad und Ryan starrten mich an. Ich möchte sie und alle anderen für das, was hier passiert, anschreien, aber ich bin so konditioniert, den Kopf in den Sand zu stecken und mich in mein Loch zurückzuziehen.
„Schön, dass Ihr hier seid, Euer Ehren", sagte Ryan. „Danke, dass Ihr gekommen seid."
„Mr. Kingston", sagte der Neuankömmling und stellte seine Aktentasche auf Dads Schreibtisch.
Er öffnet sie und holt seinen Füllfederhalter raus, gemeinsam mit einem Dokument.
„Wenn Sie die Lizenz durchsehen möchten, bevor wir fortfahren?" Ryan winkt mit der Hand.
„Die Zeremonie wird nur einen Moment dauern", sagte er.
„Ich will meine Braut mit nach Hause nehmen", teilte Ryan jedem mit.
„Du hast dem Geschäft nicht zugestimmt, Ryan Carson. 15 Prozent."
Ich zuckte bei dem Namen Carson zusammen. Das war nicht sein Ernst.
„Weswegen meine Tochter nirgendwo hingeht."
Langsam verstand ich was mein Vater tat. Er wollte mich nicht mit Ryan vermählen, sondern versuchte ihn abzuwimmeln.
Mein Vater atmet tief ein und seine Wangen blähen sich mit Luft und noch mehr Wut auf. „Du wirst Skylar nirgendwo mitnehmen!"
„Oh doch, das werde ich."
„Dann lass uns einen Deal machen."
„Ich höre."
Mein Vater befeuchtet seine Lippen, und diese Handlung zeugt von seiner allgegenwärtigen Gier. Es überrascht mich nicht, dass er diese Situation ausnutzt, um sich Vorteile zu verschaffen. Das war nicht sein fu*king ernst. Ich hoffe, es war eine Masche. Als mein Vater musste er mich doch beschützen!
„Ich habe meine Tochter bereits jemand anderem versprochen, aber ich bin mehr als bereit, sie dir zu geben ..., wenn du es mir wert bist, Carson."
Ryan lachte und lehnt sein gesagtes nicht ab.
„Ich habe keine Ahnung wie du es geschafft hast, aber ich will dass der Nyxplatz wieder auf meinem Namen läuft und natürlich die fünfzehn Prozent von den Einnahmen."
Ein keuchen überkam meine Lippen.
Dad versuchte mich ernsthaft zu verkaufen ... und Mum war auch keine Ahnung wo.
Wut steigt in mir auf und vergiftet mich wie pure Säure. Meine Eltern kümmert es eine Scheiß wie es mir geht.
„Nun gut, Pastor Peter, wären sie bereit uns zu ehelichen?"
Ich sah zu Ryan, der mich nicht ansah. Das konnte er jetzt nicht wirklich tun.
DU LIEST GERADE
Just See my Heart
Roman d'amourIch entführte die Tochter meines Feindes, in dem ich ihren Fahrer bewusstlos schlug und seinen Platz einnahm. Sie schaute mich nicht ein einziges mal an. Sie war so arrogant und davon überzeugt, dass sie sicher war und vertraute darauf, dass ihr Fah...