Now

122 5 0
                                    

Das erdrückende Schweigen breitete sich auch in meinem Inneren aus, weil Ryan kein Wort sagte, sich zu mir ins Auto setzte, als wäre alles normal und mich nicht ein einziges Mal anschaute. Ich war zu durcheinander, um auch nur eine einzige Frage zu formulieren, dabei schwirrten mir tausende durch den Kopf, aber wollte ich die Antworten wirklich hören? Während der Fahrt war Ryan mit seinem Handy beschäftigt. Was er machte, ließ er mich nicht wissen und auch danach fragte ich nicht. Mein Blick glitt aus dem Fenster. Die Straßen und Häuser rauschten an uns vorbei, ohne dass ich wirklich darauf achtete, wohin wir fuhren.
Ich wusste, warum ich hier war. Mal wieder war ich für Ryan zu einem Objekt geworden. Er wollte mich nur ausnutzen und am Ende seines Rachefeldzuges wäre ich nicht mehr als ein lästiger Klotz an seinem Bein, den er austauschen oder wegwerfen konnte, wie es ihm beliebte. Doch trotz der Akzeptanz bescherte mir das Gefühl einen Kloß im Hals und tat weit mehr weh als alles, was er je körperlich mit mir machen konnte. Ich würde Ryan verlieren, ob ich wollte oder nicht und im Gegensatz zu mir wusste er wahrscheinlich längst, was mich am Ende dieses Weges erwarten würde. Er hatte mich doch nur geheiratet, um es meinem Vater heimzuzahlen. Damals als er mich entführt hatte, war alles im Schatten geschehen. Mein Vater wusste nicht mit wem er es zu tun hatte. Am Ende dachte er nur noch, das man auf das Geld aus gewesen war. Nun ich wusste es besser und nun wahrscheinlich Dad auch oder besser er würde es wissen, wenn er erwachte. Ryan war ausschließlich auf Rache aus und ich hatte sie ihm wahrscheinlich vereinfacht mit meinen Fehltritten. Ich war blind und dumm geworden, hatte mich nach Zuneigung gesehnt und lechzte anschließend ein Jahr lang nach ihm. Es war alles meine Schuld und mein Vater würde das genauso sehen. Doch wollte ich nur eins, etwas Zuneigung und mehr nicht.
Das wollte doch jedes Mädchen oder? So musste es sein, wieso sonst musste ich ausgerechnet für ihn etwas empfinden? Warum nicht für Cedric? Wieso musste ich ausgerechnet Ryan lieben? Mein Kopf würde platzen, wenn ich noch weiter darüber nachdenken musste. Ich seufzte leise und wandte mich zu Ryan. „Was passiert jetzt?"
Er lächelte süffisant und drehte sein Kopf zu mir bis seine Augen direkt in die meine sahen. So schöne blaue Augen. „Wir haben geheiratet. Muss ich dir wirklich erklären, was jetzt kommt?", fragte er belustigt. Meine Augen wurden zu schlitzen. Das war nicht das, worauf ich hinaus wollte. „Wenn ich mich recht erinnere, hattest du es echt eilig im Auditorium und dennoch ..."
„Ich meinte, was du jetzt vor hast", unterbrach ich ihn barsch.
„Habe ich gerade eben doch gesagt. Kann es sein, dass du nicht mehr richtig hörst, seit du deine Sicht wieder hast?"
„Nicht nett", meinte ich beleidigt. „Ich meine danach."
„Danach will ich schlafen, vielleicht dusche ich auch vorher oder besser gesagt wir beide."
Es würde nichts bringen, er wollte nichts sagen. Ich rutschte zu ihm und er sah mich etwas überrascht an. Ich hob meine Hand. „Darf ich?" Er nickte und meine Fingerkuppen berührten seine Stirn. Ich schloss meine Augen und wanderte mit meinen Fingern herunter, über die Wölbung der Nase bis hin zu seinen Lippen. Mir wurde heiß. „Hast du Zweifel, das ich Ryan bin?", fragte er mich als ich meine Finger von seinem Gesicht nahm. Ich schüttelte den Kopf. „Kein Stück." Er beugte sich vor und sah mich fragend oder war es bittend, an? Ich hielt es nicht länger aus. Ich presste sofort meine Lippen auf die seine. Seine linke Hand legte sich auf mein Knie, aber ich rutschte näher, so das ich auf ihm saß. Ich hatte meine Hände auf seinen Wangen gelegt und er seine um meine Hüften. Ich küsste ihn intensiv und er küsste genauso intensiv zurück. Seine Lippen spalteten die meinen und seine Zunge drang tief in meinen Mund. Seine Hand streichelte die Kurve meiner Taille, bevor er die Unterseite meiner rechten Brust umfasste. Alle Vernunft verrauchte. Mein Kopf drehte sich. Es war, als hätte jemand die ganze Luft aus dem Auto gesaugt. Jedes Nervenende in meinem Körper sprühte Funken. Er schmeckte nach Kaffee und Minze, während seine Zunge wirbelte und um meine herumtanzte. Meine Hand kroch hoch, um in das dünne, weiche Material seines Hemdes zu greifen, während ich ein schamloses Stöhnen nicht unterdrücken konnte. Seine Küsse. Mein Gott, seine Küsse waren alles verzehrend. Ab dem Zeitpunkt, an dem er den Kopf hob, konnte ich mich kaum an meinen Namen erinnern, geschweige denn an das, worüber wir gesprochen hatten. „Ich glaube, Sie haben mehr Spaß als ich, Mrs. Carson", murmelte er lächelnd. Ich lächelte zurück.
Es war Zeit wieder eins zu werden. Und diesmal vollständig.

Just See my HeartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt