Die erste Nacht schlief ich schlecht. Dauernd hörte ich die Autos vorbeifahren und gelegentlich auch die Straßenbahn. Mehrmals vibrierten die Wände und ich nahm mir vor Ohrstöpsel zu kaufen. Doch es war nicht nur die neue Umgebung, die mich nervös machte, auch meine Angst vor dem Träumen kam zurück. Doch es geschah nichts. Ich träumte, wie zuvor schon im Wohnzimmer nicht und meine Vermutung, dass es etwas mit der Hasenfigur zutun hatte, festigte sich.
Ich wachte im Laufe des Vormittags auf. Die Lichter der beiden Stehlampen brannten noch, ich hatte sie absichtlich eingeschaltet lassen, weil mir die Dunkelheit in der Nacht viel zu nah gekommen war. Meine Sachen lagen am Boden verstreut da, so wie ich sie am Vortag ausgepackt hatte. Ich nahm mir vor zuerst etwas zu essen und dann weiterzumachen. Dafür musste ich die Wohnung verlassen, also zog ich mich an, ordnete mein Haar und schnappte meine Jacke.
Niemand war in der Bowlingbar, die Tische waren leer. Staub flimmerte durch die Luft. Ich ging nach draußen und schlenderte die Straße entlang. Nur ein paar Blocks weiter gab es einen Spar und in der Nähe war auch ein Park. Es war nicht so schlimm, wie es mir gestern zeitweise erschienen war. Trotzdem würde ich nicht lange bleiben.
Als ich vom Einkauf zurückkam, ich hatte einiges gekauft, grüßte mich ein Mädchen vorm Blumenladen. Ich war irritiert und erwiderte den Gruß leise. Sie lächelte mich an und kehrte weiter vor dem Eingang den Schnee zusammen, der in der Nacht gefallen war.
Zurück in meiner Wohnung räumte ich die Sachen aus, rümpfte die Nase, weil der Kühlschrank miefte und putzte ihn erst, bevor ich meine Lebensmittel hineinschob.
Danach verbrachte ich den ganzen Tag damit mich einzurichten. Dennoch glitten meine Gedanken immer wieder zu Astrid und Linda ab, weshalb ich gelegentlich mein Handy zur Hand nahm und aufs Display starrte, als erwarte ich ein Wunder. Erst war ich nur gereizt. Dann wurde ich wütend und schließlich rief ich unsere gemeinsame Gruppe auf, ging in die Einstellungen und drückte auf Verlassen. Keine von ihnen reagierte darauf und ich wusste nicht, ob ich mich über mich selbst ärgern oder verzweifeln sollte. Vielleicht war es so besser und ich konnte schneller damit abschließen.
Trotzdem war ich besorgt, dass sie wütend sein könnte. War sie aber offensichtlich nicht, sonst hätte sie sich gemeldet, so dachte ich zumindest.
Bevor ich mich abends schlafen legte, bestellte ich noch einen Staubsauger und sah in meinen Emails nach Antworten nach. Ich hatte keine neuen Nachrichten, lediglich ein paar Spams, die ich löschte. Ich überflog die Gesendeten und las durch, was ich an die Traumforschung geschickt hatte. Dann klappte ich den Laptop zu, stellte ihn auf den Boden und drehte mich zur Wand, um zu schlafen.
Am nächsten Tag putzte ich die Küche von oben bis unten. Ich schrubbte, bis mir die Finger wehtaten und ich nicht mehr knien konnte. Ich musste den abgestandenen Geruch loswerden, doch es brachte nichts, da die Luftzirkulation im Keller schlecht war. Ich überlegte, was ich dagegen tun konnte und bestellte mir eine sündhaft teure Klimaanlage, die mich hoffentlich nicht enttäuschen würde. Dafür nahm ich, ich konnte es nicht glauben, einen kleinen Sofortkredit auf und machte mir den restlichen Tag deshalb Vorwürfe. Nachdem ich einigermaßen mit der Wohnung zufrieden war und die Kartons entsorgt hatte, beschloss ich in den Park zu gehen.
Es war merkwürdig. Ich hatte auf einmal so viel Zeit. Zuhause war mir ständig etwas eingefallen, entweder ich war im Garten gewesen, hatte im Haus geholfen oder war mit meinen Freundinnen unterwegs gewesen. Jetzt fühlte ich mich nutzlos und allein.
Ich setzte mich auf eine Bank, obwohl das bei der Jahreszeit wohl keine gute Idee war. Dann stopfte ich mir meine Kopfhörer in die Ohren und hörte Musik, wobei mir das keine Freude bereitete. Als eine Joggerin an mir vorbeilief, sah ich ihr hinterher. Sie trug enge Sportbekleidung. Sollte ich das ab jetzt auch machen? Ich konnte auch einfach etwas lesen. Aber ich hatte keine Lust dazu.
Bald darauf wurde mir kalt. Es begann zu schneien.
DU LIEST GERADE
Die Wiese der toten Tiere
FantasyNiemand träumt. Es ist ein Märchen, ein Mythos, Hexerei. Und wenn es doch passiert, wird es von einem Forschungsinstitut in Grein erforscht. Man kann sich dort anmelden und an einem Programm teilnehmen, liest Hildegard im Internet und schreibt eine...