11. Panther

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Ich schlief schlecht.

Am nächsten Tag hatte ich das Gefühl überfahren worden zu sein, mir taten sämtliche Muskeln weh und ich wollte meine Ruhe. Meine Mama rief mich an. Sie fragte nach meinem ersten Arbeitstag und ich brachte es nicht übers Herz ihr zu sagen, wie er geendet hatte.

„Wie geht es Papa?", fragte ich, während ich mein spätes Frühstück hinunterwürgte. Es war kurz vor Mittag.

„Gut, gut. Er hat gemeint, er würde dich gern besuchen kommen." Im Hintergrund piepste es. „Er kann es kaum erwarten dich wiederzusehen."

Ich sah die dunklen Wände hoch und fühlte mich unwohl. „Jetzt gerade ist es schlecht. Ich arbeite auch am Wochenende und am Tag sollte ich schlafen. Keine gute Idee. Ich komme euch bald besuchen, versprochen."

„Da fällt mir ein, gestern habe ich noch deine Fenster geputzt, bevor es richtig kalt wird. Dabei sind mir deine Figuren hinuntergefallen."

Ich hielt mitten in der Bewegung inne. Milch tropfte in die Schüssel. Ich aß Cornflakes.

„Welche Figuren?"

„Ich glaube, dass sie aus dem Fenster gefallen sind, weil ich sie nicht mehr gefunden habe. Hast du sie vergessen?"

Mein Herz tat einen Satz und für einen Moment war mir merkwürdig übel. Sie meinte den Stein und die Hasenfigur.

„Wie können sie aus dem Fenster fallen?"

„Ich weiß nicht. Sie waren nicht mehr da." Noch mehr Gepiepse. „Ich muss auflegen, tschüss!"

Ich starrte das blinkende Handydisplay an und hatte keinen Hunger mehr.

Nachdem ich aufgestanden war und abgewaschen hatte, stand ich im Bad.

„Was jetzt", sagte ich zu meinem Spiegelbild und kaute auf meiner Oberlippe. Eines stand fest. Ich musste den Stein wieder finden und ihn Astrid zurückgeben. Er gehörte mir nicht. Ich spielte mit dem Gedanken sie anzurufen und es ihr zu beichten, ich war sogar kurz davor ihre Nummer zu wählen, aber mein Zeigefinger zitterte so stark, dass ich das Handy fallen ließ und mein Display splitterte. Frustriert verkroch ich mich zurück im Bett, griff nach meinem Laptop und begann nach Jobangeboten zu suchen.

Ich schrieb drei Bewerbungen, ein Motivationsschreiben und erwog sogar in die nächste Stadt zu ziehen, sollte ich in Grein nichts finden. Das Schicksal schien mich zu hassen, denn es gab keine ordentlichen Stellenbeschreibungen, die auf meine Ausbildung zugetroffen hätten.

Ich stöhnte. Am liebsten hätte ich meinen Kopf unter der Decke vergraben und geheult. Doch immer wieder, wenn ich meine Augen schloss, sah ich Astrids Gesicht vor mir und mein Herz begann zu pochen.

Am Nachmittag klingelte mein Handy. Ich saß im Park, weil ich auf andere Gedanken kommen wollte und überlegte nur kurz, ehe ich abhob.

„Hallo?" Am anderen Ende meldete sich eine weibliche Stimme. „Frau Gsötter! Wie geht es Ihnen?" „Eh, gut?", die Hochstimmung am anderen Ende war mir nicht geheuer. Links von mir kreischte ein kleines Kind und ich stopfte mir den Finger ins Ohr, damit ich etwas hören konnte.

„Ich bin Frau Lieb, von B.F.A Industries." Mir dämmerte, was nun kommen würde. Ich war nicht darauf vorbereitet. „Aha?", stellte ich mich dumm.

„Sie haben die Stelle. Freuen Sie sich?"

Ich sagte nichts.

„Hallo? Hören Sie mich?"

Die Hochstimmung schien verflogen und ich fragte mich, ob sie nun auflegen würde.

Die Wiese der toten TiereWo Geschichten leben. Entdecke jetzt