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Erst jetzt ließ mein Vater endlich von mir ab; er setzte sich ein gespieltes Lächeln auf. Er nahm meine Mutter in seine Arme; betrat den Saal. Er begrüßte seine Gäste; er war wie ein neuer Mensch. Freundlich. Manierlich erzogen. Er wirkte wie der großzügigste Gastgeber; der treuste Ehemann. Der beste Vater.

,,Draco." flüsterte ich panisch, als eine einzelne Träne meine blasse Wangen hinunter glitt; Draco sich hinter mich stellte.
,,Ich weiche nicht von deiner Seite, Medina." antwortete er leise, als er mit seiner Hand an meinen unteren Rücken glitt. ,,Sprich kein Wort; halt dich an Vaters Aufforderung."

,,Ich will nicht." weinte ich leise, als ich panisch nach seiner Hand griff. ,,Bitte; zwing mich nicht."
,,Komm." sagte er und zog mich an meiner Hand langsam in den Saal hinein. Ich klammerte mich ängstlich an seinen Arm; versteckte mich so halb hinter ihm.

,,Unsere Ehrengäste." ertönte eine kalte, tiefe und angsteinflößende Stimme, als Draco und ich vor dem langen Tisch stehen blieben. ,,Wie schön euch endlich kennenzulernen."
,,Mein Lord." erwiderte Draco monoton; ernst. Er war das komplette Gegenteil von mir; ich konnte nicht begreifen wie er so kalt sein konnte. Vollkommen ohne Furcht.
,,Bitte-" grinste der dunkelste und meist gefürchtetste Zauberer der ganzen Welt. ,,-nehmt doch Platz."

Vollkommen sprachlos und von schmerzhaften Emotionen geleitet, ausgelöst durch den Verrat meiner eigenen Familie, folgte ich Draco schließlich zu unseren Plätzen. Ich saß neben ihm; er neben unserer Mutter. Sie neben unserem Vater. Mir war unfassbar kalt; mein Herz schlug aus purer Angst. Ich verstand es nicht; ich verstand diesen Augenblick nicht. Es musste ein Albtraum sein; es war nicht die Realität. Es durfte nicht so sein. Ich hatte mich nicht so in meinen Eltern täuschen können; in meinem eigenem Bruder. Unmöglich.

,,Wie war die Anreise?" fragte der dunkle Lord weiter. Beinah schon überheblich freundlich; dabei doch so unfassbar angsteinflößend und diabolisch. ,,Medina; erzähl mir von dir. Dein Vater hat mir viel von dir erzählt. Er scheint sehr stolz auf seine Tochter zu sein."

Doch ich konnte nicht antworten; mein Blick galt weiter dem Silberteller vor mir. Dem Weinkrug; dem glänzenden Besteck. Der Serviette; dem Kerzenständer vor mir. Ich beobachtete wie die Kerze flackerte; wie sie in meinen Tränen verschwomm. Wie mir übel wurde; wie mir bewusst wurde, dass hier tatsächlich ein Essen stattfinden würde. Ein Essen mit meiner Familie; ein Essen mit Voldemort. Es widerte mich an.

,,Medina." flüsterte Draco ernst und stupste mich leicht an. ,,Antworte ihm."
,,Mein Lord." sagte ich mit zittriger Stimme, als ich das erste Mal zu ihm sah; ihm in seine kaltblütigen Augen blickte. Meine Hände zitterten; mein Hals war ganz trocken. Mein Mund war wie zugeschnürt; jeder Atemzug zog mein Herz noch ein wenig weiter auseinander.

,,Erzähl mir; bist du eine gute Schülerin?" fragte er weiter, als er mit seinem Zauberstab in seinen Händen spielte.
,,Ja, mein Lord." flüsterte ich immer panischer.
,,Was ist dein Lieblingsfach?" fragte er weiter, als Draco mir in meinen Arm zwickte; ich leise aufschrak. Er wusste, dass es Verteidigung gegen die dunklen Künste war; die Angst in seinen Augen hatte es verraten.
,,Zaubertränke, mein Lord." antwortete ich schließlich, als ein kleines kaltes Grinsen über seine Lippen kam.

,,Wie dein Bruder also." witzelte er, als ich Draco fassungslos in seine Augen blickte; eine Leere in meinem Herzen entstand. ,,Ich nehme an, dass das Bund der Zwillinge etwas ganz besonderes ist, nicht wahr?"
,,Ja, mein Lord." sagte ich enttäuscht und sah wieder von ihm; sah auf meinen Silberteller.

,,Genug des Guten; nun lasst uns essen. Dieser Abend soll anständig gefeiert werden!" rief er lachend, als all seine Todesser, vielleicht zwanzig, fünfundzwanzig an der Zahl, jubelnd zustimmten. Mit seinen langen knochigen Fingern glitt er über seinen Teller; zauberte so uns allen ein Festmahl auf die Teller vor uns.

heart attack - George WeasleyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt