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»Ein Geist?«, fragte Rio verwundert und schob den Einkaufswagen nach vorne. Jimin derweil hatte es schwer nicht zu platzen. Ja, ein Geist verdammt! Konnte sie etwa nicht mehr richtig hören? »Mach dich nicht darüber lustig.«, murrte er und drückte sich an ihr vorbei, begann dann wieder die ganzen Waren in den Wagen zu legen, welche die Kassiererin eigenscannt hatte. »Ich schwöre es dir das ich es komplett ernst meine. Er.. dieser Geist exsistiert wirklich. Oder was auch immer das ist. Das habe ich mir ganz sicher nicht eingebildet.« Wäre die Situation nicht so ernst gewesen hätte Rio breit gegrinst und ihm unter die Nase gerieben das sie von Anfang an Recht hatte, aber gerade war ihr einfach nicht danach so zu reagieren. Jimin schien es wirklich ernst zu meinen und keine Späße zu machen.

»Wie sieht er denn aus?«, fragte sie trotzdem durchaus neugierig nach und wartete bis er bezahlt hatte, schob den vollen Einkaufswagen dann aus dem Laden. Jimin stolperte ihr hinterher und riss ihr diesen aus den Händen. Er könnte sich vorstellen das sie nicht davor Halt machen würde damit einfach wegzulaufen und ihn somit zu bestehlen. Schließlich kannten sie sich überhaupt nicht, und trotzdem ging sie mit ihm um als wären sie Freunde. »Stell dir einfach einen Menschen in schwarz vor, als hätte man ihn in dieser Farbe angemalt. Also irgendwie... Und seine Silhouette war ziemlich verschwommen, auch als er vor mir stand. Ich konnte zwar grob erkennen das er Arme und Beine hatte, aber das einzige was ich wirklich deutlich sehen konnte war sein Gesicht.« Rio lief für seinen Geschmack etwas zu dicht neben ihn her und Jimin's Geduldsfaden begann zu reißen.

Er entschied sich dazu den Einkaufswagen einfach mit zu nehmen, da er jetzt nicht die Nerven dazu hatte alles zu schleppen und dazu noch diese Frau an sich kleben zu haben. Außerdem würde er den wieder zurückbringen wenn er mit allem fertig war, also war doch alles gut. »Oh, ist er denn hübsch?« Fassungslos sah Jimin sie an und hielt sich seinen Nasenrücken. Alles was er noch in Erinnerung hatte war das er fast vor Angst in Ohnmacht gefallen war. In so einer Situation dachte er doch nicht daran ob der Geist gut aussah oder nicht. »Er war scheiße gruselig Rio! Wieso kommt das nicht in deinen Kopf rein? Ich hatte in dem Moment die größte Panik meines Lebens gehabt. Wenn du willst kannst du ja die nächste Nacht in diesem verdammten Haus bleiben und ihn um ein Date fragen, so sehr wie du auf ihn geierst.« Rio lachte auf, wischte sich die Tränen aus den Augen und klopfte Jimin amüsiert auf den Rücken.

Genervt schlug er ihre Hand weg, schob den Wagen den wackeligen Gehweg entlang. Ah, wie sehr er es hasste! »Ich wusste gar nicht das du so lustig sein kannst.«, kicherte sie und löste ihn dann von dem herumschieben ab. Das kam Jimin gerade recht, dann konnte er sie einfach stehen lassen und flüchten, sollte er es nicht mehr aushalten. Wäre zwar schade um die ganzen Kerzen und das Essen, aber Hauptsache er wäre sie los. »Den Rest kann ich selber laufen. Alleine. Ohne dich.«, grummelte Jimin, nachdem sie in einigen Minute der Stille einfach gerade aus gingen und planlos in die Gegend umher schauten. Für ihn war es sehr unangenehm in dieser Stille zu verweilen und das diese unverschämte Frau nicht einmal los ließ, als Jimin den Griff des Einkaufswagen beschlagnahmen wollte. Tat sie das mit Absicht? Hatte sie etwa nichts zu tun?

»Lass los.«, zickte er sie genervt an und schob ihre Hände von dem Griff weg, schob sich dann in ihren vorherige Position und ging weiter. Rio ließ trotzdem nicht locker und stellte sich wieder so dicht an ihn, das sie bei jedem Schritt aneinander stießen und sich ihre Oberarme berührten. »Oh mein Gott, kannst du nicht damit aufhören?« Jimin maulte laut und verzog sauer das Gesicht, als Rio nur unschuldig mit den Schultern zuckte. »Hm? Was meinst du denn?« Ihm schoss der Dampf aus den Ohren. Ja, was denn wohl? Sie war ihm viel zu nah! »Vergiss es..«, schnalzte er mit der Zunge und ging weiter. Es machte keinen Sinn sich zu streiten, sie würde ihn trotzdem belästigen und er konnte einfach nichts dagegen tun. Hoffentlich folgte sie ihm nicht noch in das Haus und blieb den ganzen Tag bei ihm, bis die Elektiker antrudelten.

Sie kamen an dem Herrenhaus an und Jimin schob den Wagen genervt den gepflasterten Weg entlang, Rio aber blieb auf dem Gehweg stehen und wagte es nicht einen Fuß auf das Grundstück zu setzen. Mit großen Augen starrte sie einfach das Gebäude an, die von innen abgedunkelten Fenster und die Einganstür mit dem Löwenkopf in der Mitte. Sie sah zu einem Fenster von der rechten Haushälfte und konnte erkennen, wie schwarze Finger einen Vorhang leicht zur Seite schoben und die Dunkelheit dahinter entblößte. Sie trat ängstlich einen Schritt zurück, spürte das Paar Augen stechend auf sich und sah noch einmal hastig zu Jimin. »Wir sehen uns!«, rief sie ihm zu und als er sich zu ihr umdrehen wollte war sie schon weg. Verwirrt musterte er die leere Straße, zuckte dann aber mit den Schultern und füllte den Inhalt seiner Einkäufe in seine großen Stofftüten, um sie dann in das heimgesuchte Haus zu tragen.

The legend of the Min family ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt