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Jimin bewegte sich nur langsam fort. Er blieb still, hatte seinen Blick abgewandt und schenkte Yoongi die Ruhe, die er brauchte, um sich zu sammeln. Yoongi hätte Jimin nur zu gerne gebeten wieder das Laken vom Gemälde abzureißen, um die Gesichter seiner Familie noch weiter anschauen zu können. Denn nun hatten die wenigen Erinnerungen, die er an sein Leben hatte, etwas mehr Füllung und die gesichtslosen Menschen dort nun wieder Details.

Aber Yoongi traute sich nicht zu fragen, denn er wollte nicht weiter in der Vergangenheit, in den Erinnerungen schwelgen und Jimin dadurch noch weiter in Verlegenheit zu bringen. Es war doch alles so schwer.

Jimin schritt tiefer durch den Dachboden und als er an einem großen, quadratischen Etwas, welches mit Laken bedeckt war, vorbei blickte, entdeckte er dahinter einen versteckten Schreibtisch mit einem Stuhl davor. Es befanden sich einige Briefe darauf, die meisten in einer Sprache geschrieben, die Jimin weder lesen, noch irgendwie zuordnen konnte. Es sah nicht nach arabischen, englischen, koreanischen oder chinesischen Schriftzeichen aus. »Yoongi, komm mal bitte her.«

Der Geist gesellte sich schnell zu ihm, hielt seine Ärmel in den Fäusten, um damit seine tränenden Augen zu trocknen. »Das ist Vaters Schrift.« Jimin griff nach dem obersten Brief und strich über das vergilbte Papier. Er hatte schon geahnt, dass es von ihm kommen musste. »Welche Sprache ist das?«

Yoongi betrachtete die wirren Buchstaben, sein Blick glitt aber abwesend nach unten und er musterte die Schubladen, welche links und rechts unter der Tischplatte angebracht waren. »Phönizisch. Vater schrieb immer seine Briefe in einer ausgestorbenen Sprache, die nur wenige verstehen können. Er tat dies, damit wir nicht von Angelegenheiten Wind bekommen konnten, die uns nichts angingen.«

Jimin öffnete die oberste Schublade links und hielt inne. In dieser war eine kleine Truhe, welche einen dunkelbrauen Ton hatte und leichte, goldene Verzierungen auf sich trug. Es schien eine Art Spieluhr zu sein, welche Musik spielte, wenn man den passenden Schlüssel dafür hatte und die Truhe öffnete. Jimin nahm sie an sich, strich über das Holz und das Schlüsselloch. Diese Form kam ihm irgendwie bekannt vor.

»Mutter hat uns von so einer Box erzählt.«, flüsterte Yoongi und Jimin hob überrascht seinen Kopf. »Sie sagte, dass es eine Truhe gibt, mit der man seine Fehler korrigieren kann. Man kann angeblich mit ihr durch die Zeit reisen, in die Vergangenheit und Zukunft. Aber das ist nur eine Legende, Mutter hat sich dies nur ausgedacht. Es waren Geschichten, die sie mir und meiner lieben Schwester zu Bett erzählt hat. Sie berichtete immer von großen Abenteuern und am Ende sagte sie immer, dass Vater es gewesen sei, der all dies erlebt hat.«

Jimin weitete seine Augen und er hörte Yoongi stillschweigend zu. Sein Vater soll all dies erlebt haben? Es war aber wahrscheinlich, dass dies tatsächlich nur erfunden war. Schließlich gab es auch Geschichten über Seeungeheuer und Feen, da konnte sowas auch einfach gelogen sein. Oder?



Jimin kramte wie wild in seinen Rucksäcken herum und schien in totaler Eile. Nach dem Fund der Box hatten sie den Dachboden verlassen und hatten nun für einige Tage vor, diesen ruhen zu lassen. Jimin war schließlich beschäftigt genug, denn er wollte die Sache mit der Box klären und dieser eine Mann ließ ihm ebenfalls nicht in Ruhe.

Nach einigen Minuten fand Jimin das, was er gesucht hatte und voller Erleichterung zog er den Schlüssel hervor, welchen er ein Glück aufbewahrt hatte. Der, der an seinem ersten Tag in dem Herrenhaus auf seinem Bett gelegen hatte.

»Yoongi!« Jimin klopfte kräftig an die Wand. Er spürte die Kälte an seinem Rücken und drehte sich aufgeregt um. Ihm rauschte das Adrenalin durch die Adern. »Siehst du das?« Jimin hielt Yoongi den Schlüssel hin und der Geist bemerkte, dass dieser dieselben Verzierungen hatte, wie die Truhe selbst. Überrascht hob er seine Augenbrauen und sah dabei zu, wie Jimin den Schlüssel in das Schloss steckte und nach rechts drehte.

Der Deckel öffnete sich langsam, doch im Gegensatz, dass eine Musik zu spielen anfing oder sich eine kleine Ballerina in der Mitte drehte, erschien dort eine Art Uhr. Sie war rund, weiß und anscheinend auch aus dem Holz, wie die gesamte Truhe bestand. In der Mitte befand sich ein Schlüsselloch, darüber sowas wie eine Art Drehscheibe, mit der man einige Buchstaben dort umstellen konnte. Gerade zeigte sie das Wort J an.

Um das Schlüsselloch waren schwarze Zahlen von 1-10 in einem Kreis von links nach rechts angeordnet, genauso wie es bei einer Uhr der Fall war.

Erstaunt sahen sich die beiden dies an und Yoongi war nach vielen Sekunden der erste, der wieder seine Worte fand. »Steck' den Schlüssel da rein.« Jimin nickte, zog den Schlüssel raus und tat ihn mittig in die Uhr rein. »Und jetzt?«

Yoongi musterte die Zahlen und dann die kleine Drehscheibe in der Uhr, über dem Schlüsselloch. »Was kann man da eigentlich verändern?« Jimin drehte zögernd an der Drehscheibe. Das J wechselte zu einem kleinen s und als Jimin weiter drehte, wurde das s zu einem m, dann kam ein großes S, ein T, ein W, M und dann wieder das J. »Was soll das bedeuten?«

Jimin fuhr vorsichtig die schwarzen Zahlen der Uhr entlang. Er hob die Truhe hoch und konnte somit direkt von oben auf die Uhr sehen. Er betrachtete den Griff des Schlüssels, welcher von dieser Perspektive wie ein Pfeil in eine Richtung zeigte. Nämlich auf die 0 ganz oben.
»Zeit. Es geht um die Zeit.«

Er drehte langsam wieder an der Drehscheibe und begann mitzuzählen. »Sekunden, Minuten, Stunden, Tage, Wochen, Monate, Jahre.«

Jimin drehte erneut und Yoongi, näherte sich Jimin, um die Uhr aus seiner Perspektive sehen zu können, er bemerkte ebenfalls den Zusammenhang und die Spitze des Schlüsselrückens, der nach oben zeigte. »Und das bedeutet..«

».. das bedeutet, dass die Geschichten deiner Mutter stimmen könnten.«

The legend of the Min family ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt