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Still stand Jimin unter dem Wasser des Duschkopfes seiner Badewanne und ließ die heißen Tropfen auf seinen Körper hinab prasseln. Er hatte die Nacht über viel und lange geweint, als das Klavier im Zimmer gegenüber seinem wieder Töne von sich gegeben hatte und ihn mindestens drei Stunden nicht ruhen ließ. Nach deren Verstummen ging auch schon wieder die Sonne auf, bevor er es überhaupt wagen konnte seine Augen ein wenig zu schließen.

Nein, ihm ging es nicht gut. Er litt an akuten Schlafstörungen, vernünftig essen tat er auch nicht mehr und generell schien es so als würde er gar nicht mehr voran kommen. Der Wischmop, welchen er im Saal einige Zeit kurz vor seiner Einweisung ins Krankenhaus stehen gelassen hatte, lag noch immer dort und er hatte ihn seitdem auch nicht mehr angefasst. Höchstens aus dem Weg getreten wenn er herum gelaufen war, aber das wars dann auch schon.

Jimin schaltete die Temperatur des Wassers so heiß wie es ging und vergaß durch die Hitze in was für eine Scheiße er sich hinein geritten hatte, dass er aus dieser nicht mehr heraus kam und Yoongi wohl oder übel helfen musste. Aber wie sollte er das anstellen? Er kannte sich mit sowas wirklich nicht aus und er wüsste nicht, wo er sich Unterstützung und Hilfe holen könnte. Verzweifelt biss sich Jimin auf seiner Unterlippe, musterte die Shampoo Flasche und bemerkte, wie um ihn herum immer mehr Dampf aufstieg. Er lehnte seinen Kopf an die geflieste Wand, fuhr sich durch seine Haare. Er musste dringend eine Lüftungsanlage anbauen lassen, sonst hatte er in ein paar Tagen Schimmel an den Wänden. Verdammt, das waren noch mehr Kosten die seine Eltern dann noch zusätzlich übernehmen mussten..




Zwanzig Minuten später verließ Jimin das dampfende Badezimmer, riss im Flur die Tür und das Fenster auf in der Hoffnung das es was bringen würde und verzog sich in das Schlafzimmer. Er rief noch schnell Yoongi -welcher sich noch nicht blicken gelassen hatte- zu, dass er die nächsten fünf Minuten nicht in das Zimmer hinein kommen dürfte und Jimin beeilte sich danach, sich schnell wieder anzuziehen. Es war an dem Tag wirklich heiß, also entschied er sich für luftigere, dünnere Sachen. Eine dunklere Hose welche ihm bis zu den Knien ging und ein weites, hellgraues Shirt. Summend verließ er kurz darauf das Zimmer, sah sich dann verwirrt im Flur um.

Eigentlich wartete Yoongi immer vor der Tür auf ihn wenn er mal nicht herein durfte, aber jetzt war er nicht aufzufinden. Der Moment erinnerte Jimin wieder an den Zeitpunkt wo Yoongi ihn im Saal alleine gelassen hatte und er dann in der Bibliothek von den Büchern erschlagen wurde. Er hatte deswegen noch immer etliche blaue Flecken an seinem Körper, die ihm jede Bewegung erschwerten. »Yoongi?«, rief Jimin durch den Flur, rieb sich mit dem Handtuch über seine Haare und ging dann den Teppich entlang. Er lief in sein Badezimmer, warf das Handtuch zum trocknen über den Stab des Vorhanges der Badewanne, verließ wieder den Raum und öffnete die Tür noch etwas weiter, welche die Treppen hinunter führte.

Aber Yoongi tauchte nicht auf. Schluckend sah er sich um, stieg sogar einige Stufen runter und blickte zum Eingangsbereich, welcher jedoch komplett in der Stille lag. Jimin hörte plötzlich ein Flüstern, ganz leise und in einem hauchenden Ton. Erschrocken zuckte er zurück, rutschte beinahe die Stufe hinunter auf der er stand. Eine sanfte, dennoch grausige Kälte umzingelte ihn, legte sich wie eine Decke um seine Schultern. »Y-yoongi?!« Jimin stotterte vor Angst.

Er stolperte die Stufen hinunter, ehe er auf der hölzernen Platte zu stehen kam welche die Treppe nach links und rechts spaltete und sah wieder mehrmals um ihn herum. Die flüsternde Stimme schien seinen Namen auszusprechen, sie klang flehend und genauso ängstlich wie Jimin sich angehört hatte. Ein leichter Windstoß drückte ihn nach vorne, in Richtung der Treppe welche zur rechten Hälfte des Hauses führte und Jimin wehrte sich nicht, stieg die Stufen nach oben.

Jimin wurde auffordernd zur Tür gedrückt, hätte er sich nicht rechtzeitig abgestützt wäre er mit Wucht dagegen gestoßen. Er lehnte seine Gesichtshälfte an das Holz, hörte hinter der Tür, zwischen dem Flüstern ein leises Weinen. Es hörte sich wie ein Mädchen an, welches schluchzte und etwas vor sich hin zu sprechen schien. Er konnte es nicht verstehen, jedoch merkte er, dass sie verzweifelt klang. Eine kalte Hand strich durch Jimin's nasse Haare, kämmte sie zurück und es fühlte sich so an als würde sich ein Kopf auf seine Schulter ablegen. Er erstarrte, wagte es nicht sich umzudrehen und sah gebannt auf die Tür.

»Wirst du uns im Stich lassen?« Jimin erschrak, die Stimme war rau, dunkel und jagte ihm einen Schauer über seinen Rücken. Seine Hand legte sich, ohne das er es kontrollieren konnte, auf die Türklinke und ehe er sich versah öffnete sich die Tür mit einem lauten quietschen. Anders, wie es im anderen Flur gewesen war, wurde der Gang mit Licht beleuchtet, was hieß dass das einzige Fenster dort nicht abgedeckt worden war.

Jimin nahm ein Kichern wahr, während sich die Tür immer weiter öffnete und schlussendlich stehen blieb. Er bekam eine schreckliche Angst als er den ersten Schritt in den Flur setzte und nach links und rechts sah, als würde er hoffen das dort kein Geist stand. Und wenn doch, dann sollte es nur Yoongi sein. Das schlechte Gefühl von Jimin wurde nur verstärkt, als er die Absperrbänder der Polizei sah, welche träge im gesamten Flur an den Wänden hingen und alle Zimmertüren versperrten. Was war hier nur passiert?

The legend of the Min family ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt