005

388 49 25
                                    


Tief Luft holend entfernte er sich wieder von dem Fenster, sah zur Couch und ließ sich von seiner Neugierde führen. Was war denn hier nur passiert? Wer oder was hat dieses Chaos verursacht? Er trat wieder vorsichtig über die Papiere rüber zum Sofa, nahm an der freigelegten Stelle Platz und griff zum nächstbesten Brief. Es war ein von Hand geschriebener Text, die Sprache war weder koranisch noch englisch, also konnte Jimin es nicht lesen. Es sah irgendwie wie französisch aus, aber er war sich nicht sicher. Sachte strich er über die Ränder des Briefes, betrachtete die dunkelblaue, blasse Tinte und das gelbliche Papier.

Er legte es zurück und griff nach einem anderen Brief, welches noch verschlossen wirkte und einen Stempel aus Wachs auf sich trug. Dort war das Wappen abgestempelt worden welches Jimin bereits bei der Deckenmalerei am Krieger gesehen hatte, ein Löwenkopf mit einem geweiteten Maul und einem geschwungenen "M" auf der Zunge. Neugierig zupfte er an dem Wachs herum, bis er es abriss und den Briefumschlag öffnete. Den Inhalt schüttete er auf seinem Schoß aus.

Es befand sich ein gefaltetes Blatt Papier darin, sowie ein Bild. Jimin griff sofort nach dem Foto, musterte dieses und konnte darauf ein Fenster sehen. Es schien so, als hätte man es von außerhalb eines Hauses aufgenommen. Durch die Gläser der Fenster erkannte man im Inneren zwei Männer, die sich in einer Art Speisekammer befanden. Einer der Männer war mit dem Rücken gegen ein Regal gelehnt, der andere Mann hatte seine Hände an die Hüfte des Anderen gelegt.

Sie schienen miteinander zu reden aber standen so dicht beieinander, dass es fast so wirkte als würden sie sich küssen wollen. Generell aber war das Bild etwas dunkler, nur im Inneren der Speisekammer in der sich die Männer im Bild befanden schien durch ein schwaches Licht beleuchtet zu sein. Jimin spürte auf einmal einen leichten, kühlen Windzug, als er über das Bild strich und zuckte kurz zusammen, drehte sich panisch um und sah zur offenen Zimmertür.

Dort war aber nichts. Angespannt holte Jimin nach Luft, betrachtete noch etwas weiter die zwei Männer, ehe er das Bild zur Seite legte und den Brief dann in seine beiden Hände nahm. Er konnte erkennen das dieser in der koreanischen Sprache verfasst wurde, jedoch konnte er nur einige Worte herauslesen, da die Schrift bereits beinahe komplett verblasst war. Er las die Worte 'widerlich', 'große Folgen für euch beide haben', 'euch nicht mehr sehen' und 'Folgen haben.' Die Unterschrift war ebenfalls beinahe komplett von dem Papier verschwunden, jedoch erkannte man noch immer die Verbleibnisse der Worte, welche man damals dort verewigt hatte.

Jimin wurde ganz unwohl bei dieser ganzen Sache und machte sich auf dem Raum wieder zu verlassen, legte das Bild und den Brief zurück in den Umschlag, platzierte diesen dann auf den Platz, auf welchem er bis gerade noch gesessen hatte. Diese ganze Sache fand er mehr als gruselig und er wollte so schnell wie möglich das Kaminzimmer verlassen, um eine Unterkunft für diese Nacht zu finden. Nur ungern wollte er auf dem alten Sofa schlafen, welches von den Briefen übersät war.

Leise trat er also aus dem Raum, stand wieder im Flur und ging schnurstracks zur letzten Tür rechts im Flur, öffnete sie und hatte einen nun beinahe leeren Raum vor sich. Er war recht groß jedoch etwas kleiner als das Kaminzimmer, gleichzeitig aber so groß das seine Schritte durch den Raum laut umher hallten und das Holz unter seinem Gewicht zu knacken begann. In der Mitte des Raumes stand ein weißes, verlassenes Klavier, dessen Farbe zum größtenteils abgeblättert war und das originale Holz unter dem Lack freilegte. In diesem Zimmer gab es zur Jimin's Überraschung keine Vorhänge, weswegen das Sonnenlicht kräftig durch die verschmutzten Fensterscheiben hinein schien und dem Studenten etwas die Angst vor der Dunkelheit in diesem Haus nahm.

Am Zimmer, an der Wand links von ihm war ein breiter, halber Erker angebracht, welcher dem Raum etwas edles hinzugefügte. Die andere Hälfte musste wohl mit einem anderen Zimmer in der rechten Seite des Hauses verbunden sein. Der Boden war relativ hell, die Tapeten weiß mit silbernen Verzierungen und etlichen Bilderrahmen, welche keine Bilder mehr trugen und leer an den Wänden hingen.

Einige von ihnen waren sogar zu Boden gefallen und benetzten einen kleinen Teil von diesem mit Glassplittern, auf die sich bereits eine dicke Staubschicht gebildet haben und eher wie ein großes Spinnennetz aussahen. Langsam schritt er nach vorne, näherte sich dem Klavier und wollte es gerade berühren, als er plötzlich die verstimmten Töne des Instruments wahrnahm, welches anfing ein Lied zu spielen und die mit Blut befleckten Tasten wie durch Geisterhand hinunter drückte.

The legend of the Min family ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt