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Die Suche blieb erfolglos. Jimin hatte am nächsten Tag das gesamte Kaminzimmer ausgemistet, alle Papiere auf Boden und Sofa in Tüten gepackt und sie zu den anderen in eine Ecke gestellt. Es war dabei anzumerken, dass sich Jimin dadurch gequält hatte, da sich sein Gesundheitszustand nicht wirklich gebessert hatte.

Die Nacht über konnte er auch kaum schlafen, da ihn die Angst beinahe erdrückt hatte. Angst vor der Rückkehr des Unbekannten, welcher doch jeden Moment in das Haus spazieren konnte, ohne dass es Jimin bemerkte.

Erschöpft ließ er sich Nachmittags auf dem Bett nieder und sah mit zufallenden Augenlidern an die Decke, die Beine umher baumelnd. Er war am überlegen, wie er an den Hausschlüssel kommen konnte, wenn dieser tatsächlich im Besitz der Polizei sein sollte. Dann müsste er war die umliegenden Reviere abklappern, aber das würde in diesem Moment seine geringste Sorge sein.

Und mit der ganzen Sucherei hatte er fast das Drama um die Spieluhr vergessen. »Deine Garten-Freunde sind da.«, meinte Yoongi, nachdem er ins Zimmer trat und lächelte seinen Freund an. Jimin seufzte genervt auf, quälte sich runter und öffnete ihnen die Tür.

Ein Glück hatten sie haufenweise Verlängerungskabel dabei, denn in der Bibliothek lief der Strom noch nicht so wirklich wie er sollte, und Jimin hatte auch keine Lust darauf, wenn ihm eine der alten Leitungen explodiert. Wenigstens kann ich in dieser Bude mein Handy aufladen, dachte er sich.

»Hey, Jimin!«, strahlte Jin ihn an und umarmte ihn kräftig. Der Kleinere ließ es sich für einige Sekunden ergehen, ehe er den Gärtner von sich drückte und ihn müde lächelte. »Tut mir leid, ich bin krank.« Jin musterte ihn überrascht, trat dann verständnisvoll zurück.

Hinter ihm tauchte bereits Jungkook auf, welcher Jimin begrüßte und die ersten Kabel an den Steckdosen im Saal anschloss. Glücklicherweise stellten sie keine Fragen, warum eine einzelne Person so ein riesiges Haus besaß oder verhielten sich generell neugierig. Dafür war Jimin ihnen dankbar. »Ach ja, es ist gerade jemand vorbeigelaufen und hat gefragt, ob du daheim wärst.«, sprach Jin, während sie Jimin durch den Saal folgten und die Tür unter der Treppe überschritten.

»Wer denn?«

Jin zuckte mit den Schultern. »Ein großer, recht schlanker Kerl, vielleicht in deinem Alter. Braun-schwarze Haare, markantes Gesicht. Kennst du so jemanden?«

Jimin frohren die Gesichtszüge ein und er hielt inne, als er ihnen die alte Tür des WIntergartens nach draußen öffnete. Redete er etwa von..? »Nein, keine Ahnung. Hier kenne ich generell nicht wirklich jemanden.«, zuckte Jimin mit den Schultern und sah zur Tür unter den Treppen, unter der Yoongi misstraurisch blickend stand. »Ach ja?«

Der Jüngere verzog sein Gesicht, folgte den Gärtnern nach draußen. Jimin hielt sich wegen den Bauchschmerzen seinen Bauch, jedoch wollte er noch etwas bei den beiden draußen bleiben. »Das ist ja komisch. Vielleicht ist das ja ein Nachbar, der dich kennenlernen möchte?« Das bezweifelte Jimin.

Wenn ihn die Gäste der Bar schon schief anguckten, dann wollte man ganz sicher nicht mal 'einfach so' was mit ihm zu tun haben. Er war doch das schwarze Scharf mit dem Alkoholproblem in der Nachbarschaft, der mit dem Geist in seinem Haus befreundet war. Ging es nicht noch schräger?

Jimin verabschiedete sich von den beiden und ließ sie ihre Arbeit machen, während er mit seinem Freund Yoongi die Treppen hoch zu seinem Zimmer ging.

»Mist, jetzt ist noch mein Tee leer.«, stöhnte Jimin, als er in die Kiste mit den kleinen Beuteln rein greifen wollte, dort aber nichts in die Finger bekam.

Yoongi überlegte, setzte sich auf das Bett. »Frag doch deine Alkohol-Freundin, sie kann dir bestimmt was vorbeibringen.« Jimin winkte ab. Rio schlief wahrscheinlich noch, und wenn nicht, dann schlief sie mit jemand anderem. Egal mit was von beidem sie beschäftigt war: er wollte sie nicht stören.

»Rio? Ja, klar. Die würde mir noch mehr Alkohol bringen und mir sagen, dass das mehr hilft als Tee. Auf die kann ich mich nicht verlassen.«




Es klopfte laut an der Tür. Jimin sprang sehnsüchtig die Treppen runter, riss sie auf und blickte in das Gesicht der Barkeeperin. Sie grinste ihm entgegen. »Hier ist dein Tee!«, meinte sie und reichte ihm eine Tüte, voll mit Tee-Verpackungen. Erleichtert nahm Jimin sie entgegen und bedankte sich bei ihr.

»Oh, was hast du da an deinem Gesicht gemacht?« Jimin zeigte auf ihre Wange und Stirn, die ein großes, weißes Pflaster auf sich trugen. Rio winkte belustigt ab. »Als du dich besoffen hast, hat mich ein Penner mit einem Messer in der Bar angegriffen. Du kennst das ja, die denken, die können sich an Frauen ranmachen wie sie es wollen.«

Jimin schmunzelte und nickte, aber irgendwie konnte er diesen Worten keinen Glauben schenken. Es wirkte so, als würde sie ihn.. Ach nein, das bildete er sich doch ein. »Tut mir leid, dass du was abbekommen hast.« Rio schüttelte ihren Kopf. »Ach weißt du, ich bin dem sogar dankbar. Das werden richtig coole Narben werden, wenn das erstmal verheilt ist.«

Sie unterhielten sich miteinander, während Yoongi oben an den Treppen saß und ihnen von dort aus zuhörte. Der Geist wusste ja, dass Rio ihn sehen konnte, deswegen wollte er ein erneutes, seltsames Aufeinandertreffen vermeiden. Das von letztem Mal hat ihm nämlich ausgereicht.

»Ach ja, ich hätte da mal eine Frage. Hast du heute Abend Zeit? Ich weiß, du bist krank und willst deine Ruhe, aber ich habe da jemanden kennengelernt und würde ihn dir gerne mal vorstellen. Wir können zu dir kommen und quatschen, wenn das für dich okay wäre?« Rio klimperte mit ihren Wimpern.

Jimin dachte nach, zuckte zögernd mit seinen Schultern. Eigentlich wollte er wirklich nur im Bett sein und mit niemandem reden müssen, aber Rio konnte er diese Kleinigkeit doch nicht abschlagen. Schließlich hatte er schon zwei mal seine Wäsche bei ihr getrocknet und einmal gewaschen und er musste in der Bar immer etwas weniger für den Alkohol zahlen, als angegeben.

»Bitte, Jimin! Er möchte dich auch besser kennenlernen und er ist auch ein ganz Lieber, ich schwöre es dir.« Jimin gab nach. Er nickte nur stumm und erhielt von Rio ein erfreutes Grinsen, welches von einem Ohr bis zum anderen ging.

»Cool! Du bist der Beste. Wir kommen dann gegen 19 Uhr, okay? Wir bleiben auch nicht lange, keine Sorge!« Rio ging schon lächelnd den Gehweg zurück. Jimin wank ihr überfordert zu, hörte dann das unzufriedene Grummeln von Yoongi hinter sich.

»Ich dachte, sie hat Angst vor dem Haus?«

Jimin sah ihr nach, wie sie den Gehweg entlang lief. Er zuckte ratlos mit den Schultern. »Vielleicht hat sie auch was genommen und benimmt sich deswegen so.«

Yoongi lachte leise.

»Das muss es sein.«

The legend of the Min family ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt