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Einige Straßen weiter kam Jimin einer hübschen Bar entgegen, die wohl die einzige in der näheren Umgebung sein müsste. Die Flasche hatte er auf dem Weg dorthin in einen Mülleimer geschmissen, welche er davor so schnell ausgetrunken hatte. Kurz kratzte er seinen ganzen Mut zusammen, ehe er die Tür der Bar öffnete und hinein trat. Der Raum war in angenehme, orange-rote Lichter eingehüllt und es war warm und stickig.

Eine leichte Note von Bier schwebte in der Luft und ließ Jimin kurz erfreut durchschütteln. Durch Boxen an der Theke kam noch leise Musik, welche eine mögliche Stille verhinderte. Er lauschte dem Brummen der Gäste, welche alle miteinander sprachen und deren Töne somit verschmolzen wurden. Doch plötzlich verstummten alle Anwesenden und starrten beinahe erschrocken den Studenten an.

Dieser schluckte kaum merklich, machte sich unter den Blicken ganz klein und huschte hastig zur Theke, um sich dort an einen hochliegenden Hocker zu setzen. Auch wenn er sich den Gästen abgewandt hatte, stachen die neugierigen Blicke in seinen Rücken und schienen beinahe zu brennen. Seine schwitzige Hand umgriff sein Telefon.

»Oh, Frischfleisch.« Jimin zuckte zusammen und hob empört seine Nase in die Luft. Vor ihm stand eine Barkeeperin, ihre Haare reichten ihr bis zu den Ellebogen und waren dunkelblond gefärbt. Keck verzog sie ihre Lippen zu einem Grinsen und stützte ihre Unterarme auf der Theke ab. »Na, was darf's denn sein?« Beleidigt sah Jimin die Frau an, verschränkte seine Arme vor der Brust und zog seine Augenbrauen zusammen.

»Einen Cocktail bitte.« Ihr Grinsen wurde etwas breiter. »Mit?« »Überrasch' mich.« Die Barkeeperin drehte sich um, griff hier und da nach ein paar Flaschen und begann ihm ein Getränk zu mischen. »Was führt denn so einen jungen Mann in diese Gegend? Von der Familie verstoßen?« Jimin verdrehte seine Augen. »Ich bin hier in die Umgebung gezogen.« Sie wandte sich wieder an Jimin, füllte den Cocktail in ein Glas und schmückte etwas den Behälter. »Sicher? Nach meines Wissens sind hier zurzeit keine Häuser frei gewesen die man hätte verkaufen können. Sowas müsste ich doch mitbekommen.« Jimin griff nach seinem Getränk und bekam noch einen Strohhalm dazu. »Ich bin in dieses eine Herrenhaus gezogen.«

Die Frau erstarrte und musterte Jimin nun genauso, wie es alle Gäste taten. Und jetzt spürte er die Blicke noch intensiver auf sich. Nur die leise Musik durchströhmte die Bar mit Leben. »Welches Herrenhaus?«, flüsterte sie und Jimin hatte sie beinahe nicht gehört, da dies sich eher wie ein angestrengtes Ausatmen als nach einem Satz anhörte. »Na das eine da, ein paar Straßen weiter von hier. Es hat im Vorgarten zwei Bäume und einen Löwenkopf an der Haustür.«

Ihr Gesicht wurde ganz bleich, hinter Jimin's Rücken wurde getuschelt. Er spannte sich an. Hatte er etwas falsches gesagt? »Meinst du das Anwesen der... der-?« Sie traute sich nicht den Familiennamen auszusprechen, als würde sich ein Fluch über sie legen sollte sie es zu wagen versuchen. »Wie bist du darauf gekommen? Wer hat es dir verkauft?«

Ihre Stimme klang aufdringlich und verängstigt und plötzlich wollte Jimin am liebsten wieder in seinem Gruselhaus sein und dieser lauten Stimme entfliehen. »Keine Ahnung, irgend ein Typ hat es mir verkauft! Es- es war so verdammt billig und diese Chance konnte ich mir nicht entgehen lassen.« Jimin dachte nun er hätte etwas schlimmes gemacht. Etwas schreckliches, was man ihm niemals verzeihen könnte. »Das ist doch nur ein ganz normales Haus-«

Die Barkeeperin schwang ihre Hand in die Luft. »Nur ein normales Haus? Weißt du denn eigentlich was dort passiert ist?« Verängstigt schüttelte Jimin seinen Kopf. Sie beugte sich vor, verdeckte ihren Mund mit ihrer Hand. »Jemand hat die gesamte Familie umgebracht, welche im 19 Jahrhundert dort gelebt hatte. Seitdem gilt das Haus als verflucht und von den Seelen besessen, die in dieser Nacht nicht fliehen konnten.«

The legend of the Min family ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt