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Jimin hatte sich während dem Wochenende bei seinen Eltern halbwegs erholt. Er erlebte dort die besten Nächte seit Langem, bekam das beste Essen was er jemals gegessen hatte und in dieser ganzen Zeit hatte er nicht einmal einen Gedanken an Yoongi verschwendet. Ja, dieser Geist konnte einem wirklich egal sein. Er war nämlich nur unglaublich gemein, fies, lieb, freundlich, aufmerksam..

Es ließ ihn nicht los. Yoongi ließ ihn nicht los. Dieser ständige, ahnungslose Gesichtsausdruck, diese freundliche Aussprache und dieses interessierte Verhalten. Ja, wieso stellte sich Yoongi denn so an? War er ein Kind? Müde lehnte Jimin seinen Kopf an die Fensterscheibe des Autos und kratzte etwas am Sicherheitsgurt herum. Yoongi.. Yoongi verhielt sich nur so da er die ganzen Dinge von Jimin nicht kannte. Er interessierte sich nicht dafür warum Jimin betrunken auf der Veranda schlief, er hatte sich sicher nur Sorgen gemacht ob dieser tot war, denn er wollte ja durch Jimin noch mehr von der Welt da draußen sehen. Ihm war bewusst, das Yoongi nur so lieb war weil er wissbegierdig war, nicht weil Jimin ihn interessierte. Er konnte verstehen warum dieser nur aufkreuzte wenn er mehr wissen wollte. Und es war auch okay so. Denn Jimin wollte sich nunmal nicht mit einem Geist anfreunden. Das wäre ja total schräg.

Das Auto hielt am Straßenrand an und Jimin's Vater warf einen Blick auf das Herrenhaus, stupste seinen Sohn auffordernd an. Erstmal reagierte er nicht, bis er zwei mal tief durchatmete und den Wagen verließ. Von den Rücksitzen zog er seinen Rucksack zu sich, schulterte diesen und sah nochmal kurz zu seinem Vater, welcher aufmunternd seine Mundwinkel anhob. »Zwei Wochen. Wenn es bis dahin nicht besser wird kannst du wieder zu uns einziehen.« Ja, aber warum denn nicht jetzt? Wieso verstand er nicht, das dieses Haus die Hölle war? Jimin hätte ihnen von dem Klavier erzählen sollen, von dem bösen Geist Yoongi und der Person, die ihn jede Nacht besuchte und nicht schlafen ließ. Wieso hatte er nichts gesagt? Wieso hat er alles nur auf Heimweh geschoben? »Ja, sicher.« Jimin drehte sich um, schlenderte mit hängendem Kopf den Weg entlang und stieg schlussendlich die Stufen der Veranda hoch.

Und dann fuhr sein Vater davon, ließ Jimin alleine mit den Geistern in dem Haus und ließ es zu das er wieder ganz irre wurde. Stil sah er dem Wagen hinterher, starrte auf den Fleck an dem er das Auto das letzte mal noch gesehen hatte und geriet ins Schweigen. Nein, er hatte nicht die Kraft dafür da jetzt rein zu gehen und die nächsten Nächte zu ertragen. Sein Kopf begann zu schmerzen, er hörte bereits jetzt schon die lauten Töne des Klaviers, welches ihn nicht mehr loslassen wollten.

Jimin öffnete die Haustür, trat in den Saal hinein und hörte wie die Tür hinter ihn zugeschlagen wurde. Er verdrehte seine Augen, begann dann alle Vorhänge im großen Empfangsbereich aufzureißen und das Tageslicht hinein zu lassen. Er hatte diese Dunkelheit satt. »Jimin?« Er verkrampfte sich, krallte sich in den Stoff einer Gardiene und starrte aus dem verschmutzten Fenster. Yoongi stellte sich hinter ihn, folgte neugierig seinem Blick, da er dachte das sich Jimin etwas interessantes ansah. »Ich habe auf dich gewartet. Du warst wirklich lange weg gewesen.« Ja, und wenn er könnte wäre er auch gar nicht wieder zurückgekehrt. Aber diesen Kommentar verkniff er sich, um nicht wieder wutendbrannt aus dem Haus zu stürmen und sich in Rio's Bar bis auf die Knochen zu betrinken. »Ich habe mein Studium abgebrochen, Yoongi. Glaubst du es? All die Jahre habe ich drauf hin gearbeitet um Arzt zu werden und jetzt habe ich es beendet.«

Gekränkt senkte er seinen Blick, spürte die Kälte welche Yoongi ausstieß an seiner Schulter. »Was ist ein Studium?« Jimin hätte beinahe abschätzend aufgelacht und wäre in sein Zimmer gestürmt. Wieso? Wieso sagte nicht Yoongi etwas anderes? Aufbauende Worte, meinetwegen auch ein einfaches "das ist aber schade". Aber nein, Yoongi gehörte zu der speziellen Sorte, die nur nach Wissen strebten. Aber im Inneren wusste Jimin das es schon okay so war. Denn Yoongi wollte doch nur wissen was Jimin bedrückte und beschäftigte. »Sowas wie eine Schule. Aber... anstrengender. Man muss dort sehr viel lernen, weißt du? Und wenn man sein Studium abschließt kann man seinem Traum endlich folgen.« Jimin ließ den Vorhang los, drehte sich um und ging einfach durch Yoongi hindurch, Richtung Treppen.

»Es gibt doch sicher eine andere Möglichkeit wie du an deinen Traum kommen kannst.« Yoongi folgte ihm schnell, stieg die Treppen dicht hinter Jimin hoch. »Nein, die gibt es nicht. Und ich weiß, das ich so oder so nicht mehr dort hin kommen kann. Und weißt du warum?« Jimin blieb auf der vorletzten Stufe vor der Tür stehen und drehte sich zu Yoongi um. Und dieser sah ihn wieder mit diesen großen, reinen Augen an, die Jimin beinahe in den Wahnsinn trieben. »Weil du und deine ach so tolle Geisterfamilie meinen verdammten Kopf kaputt gemacht haben.« Yoongi wirkte irritiert, ihm stand etwas der Mund offen und Jimin? Jimin biss sich fest auf seine Unterlippe und schlüfte in den Flur, knallte dann die Tür hinter sich zu um diesen Anblick nicht mehr ertragen zu müssen.

The legend of the Min family ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt