The legend of the Min family ✓

043

Nun war Jimin derjenige, der eine Grimasse zog und seine Augenbrauen in die Höhe gezogen hatte. Was? Yoongi konnte sich erinnern? Wie war das denn möglich? »Äh?«, stotterte Jimin und rückte unsicher von Yoongi weg, bis sich das Gelände der Treppe unangenehm in sein Schulterblatt drückte. »Du.. kannst dich erinnern?«, fragte er leise und sah wie Yoongi zu überlegen schien, ihn dabei eindringlich musterte. Jimin wurde bei diesem Blick ganz übel und er hatte die böse Vermutung, doch irgendwie seine Finger mit einbezogen zu haben. Unabsichtlich, aber dennoch.

»Ich weiß nicht, es ist schon so lange her.« Yoongi rückte mit seinem Gesicht so dicht an Jimin, dass sein Gesicht ziemlich schnell vor Kälte taub wurde und seine Nase eine rote Farbe annahm. »Erzähl' mir noch mehr. Was hast du sonst noch gesehen?« Was sollte Jimin schon sagen? Dass er das Pärchen vor deren letzter Intimität aufgehalten hatte und, wenn er nichts unternommen hätte, dabei zusehen musste? Nein, das behielt Jimin lieber für sich. Und dass er Yoongi auch beim Umziehen wie ein Auto angestarrt hatte, sollte er ebenfalls nicht erwähnen. Wer weiß, was der arme sich dann denken würde.

»Da.. wart noch ihr beide. Du und Jong-Hun. Genauso wie du mir damals erzählt hast, seid ihr irgendwann nach oben in dein Zimmer gegangen und habt euch dort unterhalten. Ich—« Jimin verlor wieder den Faden. »Ich habe dann meine.. Hand auf das Fenster gelegt und unter meiner Haut haben sich Eisflocken gebildet, bis man meinen gesamten Handabdruck auf diesem erkennen konnte.«

Eine Weile schwieg Jimin, er konnte nur daran denken wie verletzt Yoongi geschaut hatte, als Jong-Hun gegangen ist. Es war alles meine Schuld, dachte er und erzählte dann weiter. »Jong-Hun konnte es auch sehen und ihr seid dann in einen Streit hineingeraten, da er dir nicht geglaubt hatte. Er war der festen Überzeugung, dass dies keine ungewöhnliche Sache war und eine logische Erklärung haben musste.«

Jimin rieb sich über sein eiskaltes Gesicht und Yoongi rückte automatisch etwas weg, damit er nicht weiter frieren musste. Trotzdem bohrten sich seine Augen in den Menschen und dieser hatte dann wohl keine andere Wahl, als weiter zu sprechen. »Er ist gegangen, und du hast dann... sozusagen mit mir geredet. Ich wusste, dass du mich nicht sehen oder hören konntest, aber du wolltest wohl nicht wahrhaben, dass das alles keine Bedeutung hatte.« Jimin musste schmunzeln, als er daran zurückdachte, wie Yoongi daraufhin gehandelt hatte.

»Du hast mich gebeten, wieder einen Handabdruck entstehen zu lassen und du hast deine neben meine gelegt und gesagt, dass—«
»–dass du kleine Hände hast.«, beendete Yoongi Jimin's Worte und lächelte etwas, als dieser ihn überrascht ansah und schmunzelnd mit seinem Ärmel über seine laufende Nase rieb. Leicht nickte Jimin und sah verlegen in den Saal. Sein Herz pochte ihm bis zum Hals.

»Richtig.«

»Also.. warst du das die ganze Zeit gewesen? Wirklich?« Wieder nickte Jimin und mit einem verlegenen Lächeln sah er ihn an. Er konnte sich an ihn erinnern! Eigentlich nur an die Kälte und diese unerklärlichen Ereignisse, aber dennoch!

»Wegen mir war dir auch die ganze Zeit so kalt gewesen. Deshalb bist du auch nach oben gegangen und hast dich umgezogen.« Yoongi hob seine Augenbrauen. »Du hast mir beim Umziehen zugesehen?«

Jimin lief knallrot an und peinlich berührt bedeckte er sein Gesicht mit den Händen. Toll, jetzt war's raus. »Nein! Gar nicht!«, maulte er und wusste ganz genau, dass Yoongi gerade wieder so blöd am Grinsen war. Er konnte ernste Momente wirklich so schnell zunichte machen, das grenzt schon fast an eine Begabung.

»Das muss dir doch nicht peinlich sein, ich gucke doch auch immer.« Ja, wie ein Spanner glotzte Yoongi Jimin immer an. Das war schon nicht mehr ein unschuldiges "ups, ich habe nur ganz kurz unabsichtlich geschaut, wollte es eigentlich nicht aber weiß jetzt trotzdem wie du ohne Klamotten aussiehst", sondern ein knallhartes "oh wow Jimin, treibst du heimlich Sport? Letzte Woche hattest du weniger Bauchmuskeln als heute gehabt. Und deine Oberschenkel sind ja richtig sexy trainiert. Wie machst du das?"

Es war für Jimin wirklich peinlich, denn er hatte Yoongi beim Duschen immer so gut es eben ging ignoriert, was dann aber doch nicht so gut klappte. Denn wenn er unter 43 Grad heißem Wasser zu frösteln begann, dann wusste er, dass Yoongi schlimmstenfalls neben ihm in der Wanne stand und sonst wohin starrte. Er wollte sich nicht ausmalen wie oft er wohl splitterfasernackt vor Yoongi umher tänzelte, da er ihn wahrscheinlich öfter unbekleidet gesehen hatte, als seine Eltern in deren gesamten Leben.

»Mir ist das aber peinlich.«, murmelte Jimin in seine verschwitzten Hände und halb im Erdboden versinkend, linste er zwischen seine Finger hindurch und sah Yoongi an, welcher nur amüsiert am Lächeln war. »Du Perversling.«