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Leicht musste Jimin wegen dieser Aussage grinsen. »Schön?« Schüchtern nickte Yoongi.

Man konnte merken, dass sich Yoongi nach diesem Vorfall irgendwie ebenfalls verändert hatte. So richtige Unterschiede konnte Jimin nicht herausfiltern, aber so wie Yoongi ihn manchmal ansah.. Es ließ ihn unwohl werden. Und richtig deuten konnte er es auch nicht. Diese Mimik ihm gegenüber, dieses vorsichtige Lächeln. Es war anders. Irgendwas hat sich in Yoongi geändert.



Jimin stand draußen im Vorgarten, blickte zum Haus hinauf und musterte die alte Außenfassade. Irgendetwas fehlte doch. Dies war ihm schon bei der Ankunft hier aufgefallen. Das Haus wirkte von außen zu groß, als dass es innen nur zwei Etagen hatte. Also das Erdgeschoss und der erste Stock. Dort musste noch etwas sein. Ein Keller, vielleicht auch ein Dachboden. Die Vorbesitzer waren sicher nicht dumm gewesen und haben den Raum unter der Überdachung genutzt. Oder?

»Yoongi?«, rief er und ging links am Haus entlang, kämpfte sich etwas durch das trockene Gras und die stacheligen Pflanzen. Er erkannte die Silhouette des Geistes an einem Fenster. Anscheinend befand er sich gerade in der alten Speisekammer. »Weißt du von einem Keller oder Dachboden?« Er ging weiter, musterte nun die Seite des Hauses und konnte ganz oben einige Fenster erkennen. Fenster, die zu einem zweiten Stockwerk führten. »Es gibt ein Dachboden, aber ich weiß nicht wie man dort hin kommt. Vater hat es mir nie gezeigt.«, hörte er Yoongi dumpf von innen sprechen.

Vielleicht gab es ja einen Durchgang an der Decke, der nach oben führte, aber da war sich Jimin unsicher. Vielleicht befand sich die Tür in einem der Schlafzimmer, die er sich nicht traute zu betreten, aber dennoch wollte er wissen, wie man dort hin kam. »Gibt es oben keine Treppe? Gar nichts?« Yoongi schüttelte seinen Kopf. »Ich weiß nicht.«

Jimin seufzte schwer. Yoongi hatte sich geweigert, das Haus mit ihm zu verlassen. Oder generell raus zu gehen, obwohl ihm bekannt war, dass er es doch eigentlich konnte. Aber er wollte nicht zu viel über diese Verweigerung nachdenken, immerhin tat Yoongi immer Dinge, die komisch waren. Es sollte ihn nicht mehr wundern. »Okay.«

Er blieb noch etwas draußen, schritt durch das Gras und wartete auf jemanden. Beziehungsweise zwei Gärtner, die Rio (netterweise) für ihn angeheuert hatte. Sie meinte, dass der Anblick des Vorgarten einfach nur abscheulich wäre und sie nicht einmal wissen wollte, wie der Hintergarten aussah. Aber Jimin konnte es ihr nicht verübeln. Ihn kotzte dieses graue Gras auch zu Tode an, da kam diese zusätzliche Hilfe doch grad gelegen. Und dass seine Eltern wie immer die Kosten trugen, konnte ihm ja egal sein.

Also lief er etwas herum, bis eine halbe Stunde später ein etwas größerer Wagen an der Straße anhielt und zwei junge Männer ausstiegen, wahrscheinlich in Jimin's Alter. »Sind Sie Herr Park?«, rief einer von ihnen und wischte sich den Schweiß von der Stirn, lief mit seinem Begleiter zu Jimin und lächelte nach seinem Bejahen. »Entschuldigen Sie die Verspätung, wir haben das Haus nicht gefunden.«, lachte der Größere und reichte ihm die Hand.

»Mein Name ist Kim Seokjin, mein Kollege neben mir ist Jeon Jungkook.«, stellte er sich vor und Jimin nahm erfreut die Hand entgegen. »Danke, dass Sie gekommen sind. Es gibt viel zu tun. Sie werden sicher mindestens zwei, drei Wochen brauchen um alles wieder auf Vordermann zu bringen. Einen Hintergarten gibt es nunmal auch.«

Jin nickte verstehend, sah sich kurz um und stupste dann seinen Freund an, welcher nur verloren da stand und sich gar nicht traute, etwas zu sagen. Er war sicher noch neu dort und blieb vorsichtig, bevor er noch alles zum Einsturz bringen konnte. »Ich führe Sie dann mal zum Hintergarten.«

Sie liefen den Weg außenrum, da sich Jimin nicht traute die Männer durch die Bibliothek zu führen und blieb dann schließlich im kniehohen Gras stehen. Jungkook sah sich prüfend um und er stieß ein genervtes Seufzen aus. »Der Mist hier wird länger als zwei Wochen brauchen.«

Jimin sah ihn erschrocken an, ehe er laut anfing zu lachen und Jin dabei nur perplex drein blickte. »Das habe ich mir auch schon gedacht.«

Sie unterhielten sich eine Weile und Jimin war froh, endlich mal anderweitige Gesellschaft zu haben. Mit Yoongi's ständiger Anwesenheit hatte er sich zwar abgefunden, aber es hatte ihm gefehlt, mit anderen Menschen zu sprechen. Rio zählte da nicht. »Gut, dann fangen wir sofort an. Wir würden bis zum Sonnenuntergang hier bleiben und mit dem Vordergarten beginnen.«

Also half Jimin deren Gerätschaften mit den mitgebrachten Verlängerungskabeln an die Steckdose im Saal zu verbinden und grob alles vorzubereiten. Jin und Jungkook wollten nämlich Rasen mähen und alles rauszupfen, was kein Gras war. Er bot ihnen auch Getränke ab, stellte sie an die Veranda und saß für eine halbe Stunde auf den Stufen, um ihnen zuzusehen.

Sie waren definitiv nicht von hier. Rio war wohl schlau gewesen und hat Leute kontaktiert, die nicht die Vorgeschichte des Anwesens kannten und ihre Arbeit verrichten, ohne eine innere Panik zu haben. Jimin hoffte, dass die Gärtner auch niemals davon erfahren würden. Wenn sie nicht mit den Einwohnern der Umgebung kommunizierten oder sich anderweitig über die Stadt informieren, müssten sie nichts erfahren. Verdammt, ob Rio ihnen was erzählt hatte?

»Jimin?«, hörte er leise hinter sich flüstern und fragend drehte er sich etwas um, sah dann auf die leicht geöffnete Haustür. Er schwang sein kaltes Getränk hin- und her und lächelte, als er Yoongi durch den Spalt entdeckte. »Wer sind diese Männer da?« Jimin sah zu Jungkook, der mit dem Rasenmäher herum lief und zu Jin, welcher die Kletterpflanzen an den Hauswänden abriss. Durch das laute Rattern des Gerätes konnte man die Unterhaltung nicht mithören.

»Das sind Seokjin und Jungkook, sie werden die Gärten wieder auf Trapp bringen.«, erklärte er und stand auf, klopfte sich den Dreck von der Hose. Er wollte Yoongi fragen, warum er so unsicher wirkte. Sonst war er doch immer so laut und lustig und auf einmal bekam er gar nicht den Mund auf. Er schien sich sogar regelrecht vor dem Gärtnern zu verstecken! Hatte er vielleicht Angst vor dem Rasenmäher?

»Sind das deine Freunde? Bleiben sie hier?« Yoongi klang sehr genervt, aber vielleicht bildete sich Jimin das nur ein, weil das Rattern noch immer so laut war. »Sie werden jetzt ein paar Mal die Woche kommen und hier arbeiten.«, antwortete er nur schulterzuckend und sah etwas auf die Straßen.

»Sie wissen nichts von alldem hier.«

Jimin verdrehte seine Augen. »Und das soll auch so bleiben. Was soll ich schon machen, ihnen alles erzählen? Dich ihnen vorstellen? Dann muss ich den ganzen Garten alleine umgraben und soweit ich weiß gibt es keine Leute in der Nähe, die den Mist übernehmen würden.«

Yoongi stand noch immer versteckt hinter der Tür und sah durch den Spalt nach draußen. Es nervte Jimin so! Wieso verhielt er sich so komisch? So.. abweisend und ingnorant? Jimin brummte sauer und knallte seine Cola auf die Stufe. »Ich gehe einkaufen.«, schnaubte er und gab den Beiden noch schnell Bescheid, holte drinnen seine Sachen und hetzte davon, um allem zu entkommen.

Um ihm zu entkommen.

The legend of the Min family ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt