Zufrieden wie lange nicht, lehnte ich am Stamm eines mittelgroßen Apfelbaums. Das Gras unter mir fühlte sich angenehm weich an und es war kühl durch den Schatten, den das Laub über mir spendete. Verträumt sah ich durch die Äste nach oben. Zwischen den saftig grünen Blättern konnte ich Fetzen des blauen Himmels erkennen, Wolken zogen nur vereinzelt vorbei. Ich schloss meine Augen wieder, genoss das Gefühl der lauen Brise, die über die Felder bis hierher wehte und die drückende Hitze gleich viel erträglicher machte.
Ich lauschte auf das Rascheln der Blätter, das der Wind durch die Bäume wehend erzeugte und auf den gleichmäßigen Atem meines besten Freundes, der mit seinem Kopf an meine Schulter gelehnt neben mir saß. Ich drehte meinen Kopf ganz vorsichtig zu Albus, vergrub mein Gesicht in seinen weichen rotbraunen Haaren. Tief atmete ich dabei ein, er roch so angenehm. Zögerlich strich ich Albus durch seine Haare, bis er schließlich seinen Kopf hob und mich ansah. Dieser Blick löste ein angenehmes Gribbeln in meiner Magengegend aus, ich konnte mir das Lächeln nicht verkneifen. Mein Gegenüber erwiderte es.
Meine Hand wanderte von seinem Haaransatz zu seiner Wange, vorsichtig strich ich über seine Haut, mein Blick fiel dabei auf seine perfekt geformten Lippen, die verlockender auf mich wirkten als je zuvor. Ohne noch länger darüber nachzudenken, beugte ich mich zu ihm hinüber. Ich schloss die Augen und spürte einen Moment später, wie meine Lippen seine berührten. Albus erwiderte den Kuss, während er seine Arme um mich schlang und mich noch näher zu sich zog. All die Befürchtungen und Sorgen, die mich immer wieder geplagt hatten, waren wie vom Wind verweht. So schön wie sich das anfühlte, hatte ich es mir gar nicht ausmalen können.
Ich schmiegte mich an ihn und blendete dabei alles aus, was nicht Albus war. Er trug mich und meine Gedanken wie auf Wolken fort von hier.
Den grünen Lichtblitz, der mich aus dieser gedanklichen Idylle riss, nahm ich erst wahr, als mich seine Begleiterscheinungen trafen wie eine Faust ins Gesicht: mit einem Ruck stieß Albus gegen mich, erschlaffte im selben Moment in meinen Armen. Erschrocken riss ich meine Augen auf. Albus hing reglos in meinen Armen und als ich ihn auf dem Boden ablegte, war sein leerer Blick starr in den Himmel gerichtet.
„Albus!"
Ich hörte meine eigene Stimme in meinem Kopf widerhallen, als ich hochschreckte. Panisch sah ich mich um, brauchte einige Sekunden, bis ich wieder in der Realität ankam. Mein Herz schlug schmerzhaft gegen meinen Brustkorb, ich atmete schwer und meine Haare klebten an meiner Stirn. Mit wackeligen Beinen stand ich auf, hastete zum Fenster und riss es auf. Tief atmete ich die kühle Nachtluft ein, versuchte, mich zu beruhigen und meinen Puls wieder unter Kontrolle zu bringen.
Dass meine Erinnerungen nun zu verschwimmen drohten und sich mit meinen Ängsten und Befürchtungen vermischten, war ein sehr schlechtes Zeichen für meinen seelischen Zustand. Wurde ich langsam verrückt?
Das Unterbewusstsein ließ sich leider nicht einfach abschalten und das, was ich gesehen hatte, saß so tief drin, dass ich bezweifelte, Zugang dazu zu haben. Es war als würde mein Kopf überlaufen. Da waren so viele Erinnerungen, Informationen und Eindrücke, die über mich hereinbrachen, dass ich gar keine Chance hatte, alles sofort zu verarbeiten. Also verdrängte ich es, schob es in die hintersten Ecken meines Bewusstseins, aus denen es in meinen schwachen Momenten, von denen ich mit Glück sagen konnte, dass ich sie nur selten hatte, hervorbrach.
Was konnte ich tun, um mein verlorenes Gleichgewicht wiederzufinden? Ich wünschte mir Albus herbei. Damals hatten mich öfter solche Träume geplagt und wenn wir dann eine Nacht zusammen verbracht hatten und ich aus einem Traum hochgeschreckt war, hatte mich seine bloße Anwesenheit beruhigt. Ich hatte mich an ihn gekuschelt und wurde durch die dadurch auf mich einprasselnden Sinneseindrücke in die Realität zurückgeholt. So hatte ich die Grenze ziehen können zwischen Träumen und Wirklichkeit. Dieser Realitätsbezug fehlte mir und das wurde mir auf einmal, wenn auch viel zu spät, deutlich bewusst. Er fehlte mir allgemein und ich sah in diesem Moment keinen Weg, ihn zurückzuerlangen.
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Phönixasche (Grindeldore)
FanficNachdem die Machtübernahme Grindelwalds nur knapp abgewendet werden konnte, zieht sich der dunkle Zauberer nach Nurmengard zurück und beginnt schon bald damit, neue Pläne zu schmieden, die ihn seiner Vision einer gerechteren Welt näherbringen sollen...