Kapitel 41: Pläne

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Nachdem Albus in seiner überschwänglichen Zeremonie ausgezeichnet und gefeiert worden war, kehrte mit den Monaten Ruhe und Frieden in der Welt der Zauberer ein, die Unruhen legten sich. Von dem, was ich mitbekam, waren alle erleichtert, dass ich mich nun ‚in Gewahrsam' befand. Für viele war ich das größte Feindbild gewesen; der Sündenbock für all die Gräueltaten, die in den letzten Jahrzehnten verübt worden waren. Ich konnte es ihnen nicht mehr verübeln. Ich hatte meine Freiheit, wissentlich und ohne zu zögern, verspielt und musste nun damit leben.

Und das tat ich. In den Jahren verstand ich, dass es gar nicht so schlimm war, wie es mir immer vorgekommen war, allein zu sein. Es hatte Zeiten gegeben, in denen ich mich davor gefürchtet hatte, aber je länger ich die Zeit allein in meiner Zelle verbrachte, desto mehr genoss ich es. Mein Kopf erwies sich als ein sehr abwechslungsreicher Ort, die Jahre zogen nur so an mir vorbei und ich genoss die Ruhe. Doch auch dieses Mal währte sie nicht ewig.

Albus war nun schon seit mehreren Jahren Schulleiter von Hogwarts. Natürlich war ich glücklich darüber, dass er nun diesen Posten innehatte und ich war stolz auf ihn. Doch diese Beförderung bedeutete auch, dass wir uns nun noch seltener sehen konnten, dass er noch seltener vorbeikam, denn dieser neue Posten brachte jede Menge Verpflichtungen und große Verantwortung mit sich. Albus war der einzige Kontakt, den ich noch hatte, wer sonst sollte auch vorbeikommen? Es gab niemanden, außer ihn, der mir ernsthaft zugetan war. Bathilda war das früher gewesen, ja. Doch Albus und ich waren uns einig gewesen, dass es sicherer für uns war, auch sie nicht in unseren Plan einzuweihen. Und so glaubte sie wie der Rest der Welt daran, dass ich Albus hatte beseitigen wollen und letztendlich daran gescheitert war.

Mit der Zeit fühlte ich immer mehr, dass ich es wirklich verdient hatte, hier zu sitzen und obwohl Albus mir widersprach, wusste ich, dass ihm tief im Inneren klar war, dass ich damit Recht hatte. All die Leben, die ich zurecht oder zu Unrecht geopfert hatte, spukten in meinem Kopf herum, wurden zu Stimmen, die mir Dinge zuflüsterten, Bilder zeigten von Dingen, die ich am liebsten wieder vergessen hätte. Wie ernst es erneut um den Frieden unserer Welt stand, wurde mir erst bewusst als Albus mehrere Wochen nicht vorbeikam. Ich wusste, dass es ihm gut ging, zumindest wusste ich, dass er am Leben war. Trotzdem machte ich mir Sorgen um die Geschehnisse da draußen und ich hatte keine Chance, mir Informationen zu beschaffen oder Albus bei alldem beizustehen. Er musste das allein durchstehen und das beunruhigte mich am meisten.

Meine Bedenken bestätigten sich als Albus mich eines Abends besuchen kam. Er begrüßte mich – wie immer – mit einer langen und innigen Umarmung. Seine Haare waren in den letzten Jahren merklich ergraut, auch seine Haltung ließ darauf schließen, dass er gealtert war. Doch seine Augen leuchteten noch immer mit derselben Kraft wie früher, als er mich ansah.

„Ich habe etwas für dich", offenbarte Albus mir und sah mich grinsend an, bevor er mir eine Schachtel überreichte.

„Schokofrösche? Ernsthaft, Albus?"

Mein Gegenüber grinste mich an. „Mach mal auf", forderte er mich lächelnd auf und ich kam seiner Bitte nach. Ich öffnete die violette fünfeckige Schachtel. Mein Blick fiel auf die Karte und meine Augen weiteten sich. Albus hatte seine Schokofroschkarte endlich bekommen! Ich sah auf und sah lächelnd in Albus' Augen, die strahlten wie die des Jungen, den ich damals kennengelernt hatte. „Da hast du endlich deine Karte bekommen", sprach ich meine Gedanken aus.

„Dreh mal um", bat Albus mich.

Ich drehte die Karte um und las, was auf der Rückseite geschrieben stand. Entnervt sah ich wieder auf. „Diese Karte ist in Wahrheit dein größter und dein ganz persönlicher Sieg über mich oder?", fragte ich ihn grinsend und er nickte, umarmte mich schließlich.

„Aber du bist nicht nur deswegen hier oder?", informierte ich mich vorsichtig, nachdem wir uns voneinander gelöst hatten. Albus' Miene verfinsterte sich augenblicklich, er schüttelte den Kopf. „Es geht wieder los", flüsterte er und bei der Bedrohung, die in seiner Stimme mitklang, lief mir ein Schauer über den Rücken.

Phönixasche (Grindeldore)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt