„Wir gehen zu Bathilda", verkündete ich Albus am nächsten Morgen. Ich war so gut wie ich konnte für ihn da und kümmerte mich um ihn, aber ich war mit meinen Mitteln am Ende und es wurde einfach nicht besser, eher immer schlimmer. Es war, als wäre er in die Vergangenheit zurückgefallen und würde keinen Weg zurück in die Realität finden. Er schien das alles nicht verarbeitet zu haben und nun kam es in solch einer Heftigkeit an seine Oberfläche, dass es ihn mitriss wie strömende Fluten.
Bathilda würde wissen, was zu tun war. Sie konnte mit so etwas umgehen. Sie war für Albus da gewesen als Ariana gestorben war, sie hatte ihn beruhigt, war seine Stütze gewesen und hatte ihm zugehört, als ich es nicht getan hatte. Albus vertraute ihr und einen anderen Ausweg sah ich nicht mehr.
Also schnappte ich mir Albus und machte mich mit ihm gemeinsam auf den Weg nach Godrics Hollow. Dass es vielleicht doch keine so gute Idee gewesen war, mit diesen Emotionen in Albus an diesen Ort zurückzukehren, wurde mir erst bewusst, als es zu spät war. Es wühlte alles noch mehr auf und ich fürchtete schon, Albus würde auf der Straße zusammenklappen. Nur mit Mühe schaffte ich es, ihn zu Bathildas Haus zu bringen, wo ich laut an die Tür hämmerte.
„Bathilda! Bist du da?"
Ich hörte eilige Schritte von innen, sogleich wurde die Tür geöffnet. Bathilda entglitten die Gesichtszüge als sie uns beide dort stehen sah. „Was ist passiert?", wollte sie geschockt wissen.
„Aurelius, Aberforths Sohn, er ist tot", erklärte ich schnell, „er war Albus wichtig, aber ich glaube, dass das nicht ist nicht alles ist ..."
Vielsagend sah ich sie an, Bathilda nickte, sie verstand, worauf ich hinauswollte. Albus schien von unserem Gespräch nichts mitzubekommen, er hielt die Augen geschlossen, keine Regung war in seinem Gesicht zu erkennen. Er öffnete schließlich kurz die Augen und sah sich wie in Trance in der Straße um. Sein Blick blieb an dem Haus hängen, in dem er früher einmal gelebt hatte und ich sah den Anflug an Hoffnungslosigkeit und Schwäche bereits in seinen Augen, bevor er über ihn hereinbrach und ihn auf der Stelle zusammensinken ließ. Ich brauchte meine ganze Kraft, um ihn von einem harten Aufprall auf den Boden zu schützen.
Bathilda und ich stützten Albus gemeinsam, halfen ihm auf und brachten ihn die Treppe hinauf in den Raum, an dem so viel Erinnerung hing. Dort angekommen ließ er sich auf mein früheres Bett niedersinken, völlig kraftlos.
Er schloss die Augen und begann erneut zu murmeln: „Es ist alles meine Schuld!" Ich strich ihm über seinen Kopf, er war glühend heiß.
„Ich weiß nicht mehr, was ich noch machen soll", klagte ich an Bathilda gerichtet. „Ich konnte ihn nicht allein lassen, aber ich ertrage diesen Anblick nicht. Alles kommt wieder hoch, Bathilda. Alles von damals kommt zurück und ich weiß nicht, wie ich ihm helfen kann. Und in meinem Kopf spukt die Stimme, die mir sagt, dass ich das zu verantworten habe!"
„Beruhige dich erstmal, Gellert", bat Bathilda mich, während sie sich neben Albus setzte, ihm über seine Stirn strich und beruhigend auf ihn einredete. Ich blieb tatenlos in der Mitte des Raumes stehen.
Nach einer Weile war Albus schon wieder eingeschlafen, er war so kraftlos.
Gemeinsam mit Bathilda ging ich nach unten. „Ich koche erst einmal einen Tee und dann erzählst du mir, was in den letzten Tagen passiert ist."
Nachdem ich Bathilda alles haargenau berichtet hatte, brauchte sie erst einmal einige Momente, um durchzuatmen.
„Zuerst einmal bin ich froh, dass du mit ihm gesprochen hast", meinte sie langsam. „Dass er dich jetzt hat, hilft ihm enorm, auch wenn es gerade nicht danach aussieht. Du gibst ihm Halt, so wie er dir Halt gegeben hat. Wenn es nicht so traurig wäre, wäre das wunderschön."
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Phönixasche (Grindeldore)
FanfictionNachdem die Machtübernahme Grindelwalds nur knapp abgewendet werden konnte, zieht sich der dunkle Zauberer nach Nurmengard zurück und beginnt schon bald damit, neue Pläne zu schmieden, die ihn seiner Vision einer gerechteren Welt näherbringen sollen...