Kapitel 27: Gewitterziege

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„Ich suche mal meine Freunde zusammen", informierte Scamander uns, nachdem sich die erste Aufregung gelegt hatte. „Ich muss morgen früh zeitig weg, ich habe noch ein Date mit Tina."

„Tina....wer?", fragte ich verwirrt nach.

„Tina Goldstein. Die Tina, die Sie wegen des Brechens des Geheimhaltungsabkommens mit mir gemeinsam zum Tode verurteilt haben, Mr. Graves." Scamanders Stimme klang vorwurfsvoll, trotzdem glaubte ich, einen Hauch von Ulk herauszuhören.

Ein Lächeln umspielte meine Lippen. „Hätte nicht gedacht, dass Sie bei ihr landen können", stichelte ich, „aber immerhin gibt's immer genügend Essensvorräte bei Ihnen im Koffer."

„Hör nicht auf ihn", besänftigte Albus seinen ehemaligen Schüler, der nickte nur. „Ich geh dann mal gemeinsam mit Bunty alle einsammeln, bis später." Damit verließ er den Raum.

„Wie lange läuft das schon?", verlangte Albus' Bruder nun zu wissen, kaum da die Tür geschlossen war, und blickte dabei zwischen Albus und mir hin und her.

„Das hat dich nicht zu interessieren", entgegnete ich barsch, „mich würde viel eher interessieren, wieso du uns nachschnüffelst."

„Ich mache bitte was?"

„Tu nicht so scheinheilig, du bist Albus gefolgt als wir uns an unserem alten Treffpunkt getroffen haben, woher wusstest du davon?" Aberforth kniff seine Augen zusammen, als er mir trocken antwortete: „Ich habe da so meine Mittel und wie sich herausstellt, bin ich damit ja nicht allein."

„Ich habe auch bald meine Mittel", murmelte ich verärgert und hätte dem Idioten am liebsten den Cruciatus-Fluch oder wenigstens einen Spreng-Fluch auf den Hals gehetzt. „Zeig dich lieber mal dankbar, ohne mich wäre dein toller Sohn jetzt unter der Erde." Aberforth wollte schon auf mich losgehen, doch Albus ging dazwischen. „Reiß dich mal zusammen, Gellert und halt den Rand."

Bevor ich noch etwas sagen konnte, wurde die Tür mit voller Wucht aufgerissen und unterbrach unsere Auseinandersetzung.

„Pete ist verschwunden!", keuchte Newt außer Atem.

„Wer in Merlins Namen ist Pete?", wollte ich genervt wissen, ahnte natürlich schon, dass es sich wieder um eines seiner verfluchten Biester handeln musste.

„Er ist ein Porlock", erklärte Newt. „Er hütet die Pferde und ist sehr scheu. Ich habe ihn vor ein paar Tagen verletzt bei einer Herde gefunden und musste ihn zur Versorgung mitnehmen. Jetzt ist er weg, er wird den Weg zurück nicht finden und wer weiß wohin es ihn verschlägt."

„Kannst du nicht einmal auf deinen Flohzirkus aufpassen?", verlangte ich entnervt zu wissen. „Das letzte Mal, als du deine Biester nicht zusammen hattest, wurde halb New York zerstört, nicht wahr? Hast du daraus nichts gelernt?"

Albus warf mir einen tadelnden Blick zu, Scamander ging nicht darauf ein, fragte stattdessen: „Könnt ihr mir helfen, ihn zu suchen?"

Noch bevor ich Scamander den sprichwörtlichen Vogel zeigen konnte, hatte Albus zugestimmt, zog mich auf die Beine und aus dem Haus. „Ich habe keine Lust, das blöde Vieh zu suchen", stellte ich scharf klar.

„Du gehst in diese Richtung, Gellert. Ich gehe dort entlang. Danke für deine Hilfe." Bevor ich Albus widersprechen konnte, lief er schon den Weg entlang und ließ mich verärgert zurück. Ich hatte ja nichts Besseres zu tun, also begab ich mich auf die Suche nach Pierre, oder Peter, wie auch immer das Tier hieß, obwohl ich nicht einmal wusste, wonach genau ich Ausschau halten sollte. Bei der Dunkelheit der Nacht machte es das noch einmal schwieriger.

Am Rande des Dorfes angekommen, hatte ich immer noch keine Spur von dem Tier entdeckt. Resigniert wollte ich mich auf einen großen Stein am Wegesrand niedersinken lassen, als ich hinter mir Hufgetrappel hörte. Voller Erwartung, jetzt das gesuchte Tierwesen vor mir zu haben, drehte ich mich um, doch vor mir stand nur ein großer Ziegenbock, der mich finster anblickte. „Kusch!" Ich machte eine Handbewegung, um das Tier zu verscheuchen, doch es blieb wie angewurzelt stehen und starrte mich aus kleinen Augen an.

Phönixasche (Grindeldore)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt