Kapitel 17

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-JEONGIN-

Also, erzähl mir von deinen Problemen und Sorgen." sagte Minho als er und ich uns auf sein Bett setzten. Ich seufzte und fuhr mir durch die Haare. Es würde wirklich die Last, die seit Ewigkeiten auf meinen Schultern liegt nehmen, aber war ich bereit dazu? War ich bereit dazu, ihm alles zu erzählen? Damit meine ich, wirklich alles? Meine familiären Angelegenheiten, persönlichen Probleme und dann auch noch Hanahaki? Klar, ich hab mir eingestehen müssen, dass nichts anderes Sinn macht außer, dass Ich höchstwahrscheinlich erkrankt bin. Ich müsste ihn dazu dann auch noch erzählen, dass ich schwul bin. Es ist so frustrierend. Anscheinend merkte er meinen fokussierten Blick, denn er kam mir näher und fing an mich zu umarmen. Zuerst war ich überrascht, jedoch tat es gut dass er mich umarmte.

Ist okay, du musst mir es noch nicht erzählen. Ich warte dann, fühl dich zu nichts gezwungen und du musst dich zu gar nichts äußern wenn du es nicht willst und dich unwohl fühlst. Ich bin hier, für dich." ich war geschockt. Noch nie wurde sowas zu mir gesagt, besonders nicht von Minho hatte ich es nicht erwartet. Natürlich, mir hätte es jemand sagen können, hätte ich meine Probleme erzählt, aber von meinen Freunden hat nie jemand wirklich meine ‚richtigen' Probleme angesprochen und aufgegriffen. Wenn es mir mal übel ging und ich krank war, war es klar dass sie mir geholfen hatten. Sich um mich gekümmert, mich versorgt und mir alles mögliche an Lebensmittel gegeben die mich besser fühlen ließen.
Danke.. Hyung." flüsterte ich und erwiderte die Umarmung. Als wir uns lösten strich mir Minho über die Wange, ich hatte gar nicht gemerkt gehabt dass ich anfing zu weinen.
Nicht weinen, Innie. Okay?" kam es von ihm und ich nickte. Er lächelte mich an und ich konnte nicht anders als nur zu erwidern.
Okay, wollen wir zusammen irgendwo hingehen? Und was würdest du gerne machen?" Schon seit langem überlegte ich zu eine, Doktor zu gehen. Für gewöhnlich, würde ich eher alleine gehen wollen. Einfach damit niemand ‚die Last' auch tragen muss, da aber Minho jetzt hier war und mir zuhörte, hatte ich in letzter Zeit das Vertrauen was ich eigentlich zu Hyunjin hatte aufgebaut hatte, eher zu Minho Hyung gehabt.
Können w-wir.. wenn es dir nichts ausmacht natürlich.. zu einem.. Arzt?" Minho sah mich etwas verwirrt an, schien aber sich wieder zu erinnern, wie ich die Blüten und das Blut auf der Toilette in der Schule ausgehustet hatte.
Natürlich. Lass los gehen." ich nickte, wir standen auf und machten uns fertig. Ich und Minho gingen raus, machten uns mit schnellen Schritten auf dem Weg zur Bushaltestelle und warteten dort. Ich hatte teils ein wirklich mulmiges Gefühl im Magen gehabt, was würde der Arzt sagen? Würde ich in irgendein Labor kommen? Oder würde er mir helfen können, helfen in dem Sinne, dass Hyunjin mich vielleicht auch lieben wird? Nein, das klingt absurd..

Hey, alles wird okay. Mach dir keine Sorgen, ich bleibe da falls irgendwas passiert." sagte Minho als er mir über den Rücken strich. Ich nickte nur und setzte meine Maske auf, ehe der Bus kam und wir direkt einstiegen. Wir mussten wenige Haltestellen fahren, zu unserem Glück, denn Minho hasst es lange Bus zu fahren. Er findet Menschen ekelhaft und so lange auf ‚engem Raum' mit ihnen zu sein, widert ihn einfach total an. Als wir ausstiegen, gingen wir an einem Café vorbei und sind direkt in die Praxis gekommen, sogar ohne Termin. Da heute anscheinend wirklich wenig los war, kamen wir direkt dran und meine Angst stieg. Ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen, da schließlich Minho mir schon sagte, dass alles gut wird, jedoch war es wirklich furchterregend.

Minho und ich gingen direkt das Zimmer wo der Arzt uns hereingebeten hatte und setzten uns direkt.
Also erstmal, hallo. Mein Name ist Doktor Seounu. Darf ich fragen wer Ihr seid und was fehlt euch denn? Oder eher gefragt, wie kann ich euch helfen?" Minho sah zu mir rüber, sah anscheinend dass ich noch nervös war und nahm meine Hand. Er hielt sie fest und ich musste erst einmal tief einatmen, ehe ich anfing zu sprechen.
Ich bin Yang Jeongin und dass ist Lee Minho. Es kann sein dass Sie mich für verrückt halten werden. Aber ich bin nicht aus den typischen Gründen hier. Ich hab kein Schnupfen und oder zu hohes Fieber. Was aber auffällig ist, ist dass ich wirklich oft huste. Meine Brust tut weh, es fällt mir schwer zu atmen und ich kriege solch ein Ziepen in meiner Lunge, dass es fast kaum auszuhalten ist. Es kommt dazu dass größtenteils Blut und.." ich brach mitten im Satz ab, was würde er denn jetzt denken von mir?
Und..?" fragte er. Ich sah nochmal zu Minho und er nickte mir nur ermutigend zu.
Und ich huste Blütenblätter aus." seine Augen weiteten sich und ich geriet etwas in Panik.
Sie husten Blütenbl-"
„Ja. Ich huste Blütenblätter aus und so surreal es auch klingt, es ist wirklich so. Schon seit Wochen, mittlerweile blute ich auch aus dem Mund. Bitte, helfen Sie mir, bitte. Ich will dass es aufhört, ich hab sogar gegoogelt. Irgendwas mit Hanahaki, ist es das? Bin ich daran erkrankt? Können Sie es bitte wegmachen, bitte.. bitte sperren sie mich nicht in irgendein Labor, wo man Teste an mir durchführt und mich zu einem Objekt macht.." kam es ratternd von mir. Minho, als auch der Arzt hatten besorgte Blicke aufgesetzt gehabt, ich wusste nicht wie es wohl grad rüberkam.

Also, erstens, ich werde Sie nicht an irgendein Labor schicken, Sie müssen sich da keine Sorgen machen. Das würde ich niemals tun, es ist außerdem nicht mein Job. Und Hanahaki, wie Sie es schon angesprochen hatten, ist keine so, wie soll man sagen, typische Krankheit. Es sind paar Prozent, vielleicht um die 4 oder 5% auf der ganzen Welt erkrankt. Die Krankheit ist eigentlich gewöhnlich für Menschen, die jemanden für einen langen Zeitraum schon lieben und ungeliebt bleiben. Diese Liebe beruht eben nicht auf Gegenseitigkeit. Es gibt drei Auswege, 2 davon sind Optionen:
1. die Person die Sie lieben, müsste Sie vom reinstem Herzen und wirklich lieben. Die Person müsste die Liebe erwidern.
2. Sie könnten sich einer Operation unterziehen. Bei dieser Operation werden Ihnen die Blumen, Dornen und all dem drum und dran aus ihrer Lunge entfernt. Ich würde diese Operation durchführen, jedoch hat diese ihre Nebenwirkungen. Sie würden die Gefühle für die Person verlieren. Nicht nur dass, sie würden nichts mehr spüren. Dass heißt Sie würden nie wieder Liebe, Schmerz, Traurigkeit, Wut, Glück oder Neugierig sein und verspüren, Sie würden direkt eine neutrale und nichtsfühlende Person werden. Aber immerhin leben Sie dann."
„Und was wäre der 3. Ausweg?" fragte Minho und der Arzt musste er seine Brille abnehmen und durch die Haare fahren.
Es wäre kein Ausweg, eher was passiert wenn die beiden ersten Fälle nicht eintreten. Sie würden sterben, Mr. Yang. Tut mir leid."

Ich spürte Minhos Blick auf mir und ich musste es erstmal verarbeiten. Ich will nicht dass ich aufhöre Hyunjin zu lieben. Ich will außerdem nicht all meine Gefühle, Emotionen und weiteres verlieren. Der Tod ist aber auch nicht die Beste Wahl..
„Darf ich fragen wie lange haben Sie denn schon diese Attacken?" fragte er. Er holte mich somit etwas aus meiner „Trance" raus und sah mich hoffnungsvoll an.
Seit paar Wochen ungefähr.." er nickte und sah in irgendeine Akte die er rausholte.
Dürfte ich mir mal Ihre Lunge ansehen?" fragte er und ich nickte. Der Arzt stand auf und bereitete eine Liege vor auf die ich mich gleich legen würde. Dabei dachte ich, dass er irgendwie das Röntgen würde, nein, er meinte eigentlich dass ich mein Pullover ausziehen sollte. Ich geriet wieder in Panik, Minho würde dann meinen mit Hämatomen übersehenden Oberkörper sehen.
„Muss ich.. wirklich meinen Pulli ausziehen?" fragte ich, etwas zögernd.
Ja, bitte. Das würde so einiges erleichtern. Keine Sorge, weder ich noch denke ich mal ihr Freund wird sie verurteilen." ich zögerte als ich meinen Pulli festhielt.
Innie, ist okay. Ich werde dich nicht verurteilen, dein Körperbau ist gar nicht mal schlecht, Okay?" kam es von ihm.
Ich weiß, Hyung.."
Okay, dann kannst du dich ‚ausziehen'. Oder soll ich dir helfen?" fragte er und kicherte etwas. Ich schüttelte den Kopf und hatte trotzdem meine Bedenken. Ich muss mit Sicherheit Minho das alles erklären, wieso mein Körper so aussieht.

Ich zog meinen Pullover aus und legte ihn zur Seite. Ich hielt direkt meine Arme davor, trotz alledem sahen mich Minho und der Arzt geschockt und mit großen Augen an. Na toll..

Jeongin.. du- dein Körper.." ich konnte Minho nicht ansehen, es war einfach zu beschämend.
Mr. Yang, ich werde mir erst einmal ihre Lunge ansehen, aber dann.. es tut mir leid Ihnen das sagen zu müssen, jedoch muss ich sie wiegen und durchchecken lassen." ich nickte nur. Das war irgendwie klar. Ich legte mich auf die Liege, nahm meine Arme weg und er fing an meine Lunge anzutasten. Er spürte wie die Dornen und Blüten weiter wuchsen, jedenfalls war es dass, was er uns ständig mitteilte was er fühlte.
Wir müssen bald handeln. Es tut mir leid, dass sie sich jetzt bald entscheiden müssten, aber in innerhalb 3 Wochen muss schon eine Entscheidung gefallen sein. Wenn dies nicht bald kommt, dann kann weder ich noch andere etwas für Sie tun. Tut mir wirklich leid."
Ist okay, ich hätte früher kommen sollen.." meinte ich und er nickte nur leicht. Er ließ mich wiegen und checkte mich noch einmal durch, bis er Minho rausschickte.
Ich weiß nicht was mit Ihnen passiert ist, aber Sie sind etwas untergewichtig. Nur etwas. Außerdem, diese Hämatome, die kommen von mehreren deutlichen Misshandlungen. Sie müssen mir nicht erzählen was passiert ist, aber ich bitte Sie, erzählen sie es wenigstens Ihrem Freund. Er kann Ihnen helfen, dass weiß ich." ich nickte, ehe ich mich wieder anziehen konnte. Er verschrieb mir noch Medikamente, die den Schmerz etwas milden, machten einen neuen Termin aus und somit verabschiedeten wir uns.

Draußen wartete Minho auf mich und sah mich leicht traurig an.
Hyung, ich-"
„Innie, bitte erzähl mir bald was los und passiert ist. Bitte.." ich nickte nur und musste ihn umarmen.
Es tut mir leid, Hyung. Ich hab so vieles vor dir, vor allen verheimlicht." kam es leise von mir und er hielt mich noch fester.
Du hattest sicherlich deine Gründe gehabt." meinte er und ich nickte. Mein Magen fing an zu grummeln und ich, als auch er mussten lachen.

Komm, lass uns dir was zu essen holen, ich hab vorhin als wir hier her gekommen sind, ein tolles Café gesehen."

HANAHAKI DISEASEWo Geschichten leben. Entdecke jetzt