{26//Konfrontation//Di.}

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Ich habe mir zwar vorgenommen Tobirama zu besuchen, aber irgendwie klang das einfacher als es auch zu tun. Gestern habe ich mich lang und breit davor gedrückt, indem ich auf einen freiwilligen Ausflug mitgegangen bin und heute habe ich mich in aller Frühe verabschiedet und behauptet ich wolle etwas besorgen. Kaum stand ich vor dem Krankenhaus und habe sogar schon die Frau an der Auskunft gefragt wo lang ich denn muss, da habe ich auch schon wieder eine Panikattacke bekommen. Ich fühle mich zugegebenermaßen wirklich etwas dämlich. Es ist nicht mal, dass ich es nicht will, sondern dass ich mich nicht traue. In meinem Kopf dreht sich immer wieder alles und ich kriege keinen Schritt hin ohne mir nicht irgendwelche Vorwürfe zu machen, dass ich ihn doch jetzt nur besuchen muss, weil er mich beschützt hat.

Dazu kommt, dass ich nachts kaum ein Auge zukriege und mit Izuna oder Hashirama keine einzige Minute im selben Raum verbringen kann. 

Und dabei weiß ich immer noch nicht, was überhaupt passiert ist, es ist zum verrückt werden!
Vor allem aber werde ich es nicht erfahren, wenn ich nicht mit Tobirama rede. Ich meine ich dachte ich könnte vielleicht einfach mit ihm schreiben, das wäre zumindest ein Anfang, doch nicht einmal eine vernünftige Nachricht kriege ich geschrieben ohne dass daraus ein ewiglanger Entschuldigungsbrief wird.

Und deswegen brauchte ich Ablenkung und bin in irgendein merkwürdiges Museum gegangen, von dem Gaara mir erzählt hatte. Der Name Museum für naive Kunst hat mich schon stutzig gemacht, doch es war genau so öde wie er erzählt hat. Naja, zumindest habe ich solange über den Namen nach gedacht, dass ich Tobirama fast verdrängt hätte. Die Betonung liegt allerdings auf fast, daher habe ich überlegt, ob es nicht eine andere Möglichkeit gibt mich meinen Problemen zu stellen. Beispielsweise ein ganz simpler Anruf. Ein Telefonat mit Tobirama würde bedeuten ich muss ihm nicht in die Augen sehen und würde mich demnach vielleicht nur halb so schlimm fühlen. Wie soll ich sagen? Gut, dass ich eine Handyhülle und eine Panzerfolie habe, ansonsten wäre der Riss vermutlich größer ausgefallen. Ich glaube man versteht, was ich sagen will. Vor lauter Aufregung ist mir mein Handy bevor ich überhaupt anrufen konnte runtergefallen. Und um es nicht ganz zu schrotten, habe ich diese Idee ebenfalls verworfen.

Ich habe es mit Kummeressen versucht, doch beim Essen aus Kummer, kann man nicht nicht daran denken, dass man nur aus Kummer isst und daher ist mir jedes Mal Tobirama ins Gedächtnis gekommen. Also auch abgelehnt.

Daher habe ich gegooglet, was man tun sollte und sogar ernsthaft in Betracht gezogen die Seelsorge anzurufen. Aber aus dem Ausland sind Anrufe bekanntlich immer teurer und die Kosten war es mir nicht wert.

Meine eigene Psychotherapeutin ist zu allem Überfluss selbst im Urlaub, da will ich sie nicht belästigen.

Also was bleibt mir noch für eine andere Möglichkeit? Mich in den Wellen ertränken? Eine Option, aber ich will den Rettungsschwimmern das Leben nicht unnötig schwer machen. Es würde schon reichen, wenn ich mein Leben auf dem Gewissen habe, nicht noch irgendwelche armen Bademeister, die dachten friedvoll den Leuten beim Schwimmen zusehen zu dürfen.

Damit kommen wir zu meinem erfolgversprechendsten Plan. Keiner kann mir sagen, dass Alkohol keine Lösung ist. Nicht auf Dauer, aber zumindest vorübergehend.
Doch angesichts der Tatsache, dass genau diese Lösung Schuld daran ist, dass ich mich nicht erinnere, was mit Tobirama passiert ist, habe ich mich vorbildlich dagegen entschieden. Außerdem würde es meine Sorgen wahrscheinlich nur noch verschlimmern und am Ende müssen mich die Rettungsschwimmer im schlimmsten Fall noch aus einem Meer aus Tränen retten.

Nur eines war für mich klar. Ich gehe nicht einfach zurück in unser Ferienhäuschen, wo Tobiramas bester Freund und sein Bruder auf mich warten. Ausgeschlossen.

Und wie beschäftigt man sich in dem Fall am besten ohne auf dumme Ideen zu kommen? Richtig, man schnappt sich ein Handtuch und legt sich mit einer Sonnenbrille an den Strand, wo man sich einen schönen Sonnenbrand holt, weil man zu faul ist sich einzucremen.

Dass ich vor lauter Schlafmangel schließlich eingeschlafen bin, kann man sehen wie man will, aber zumindest habe ich in der Zeit über rein gar nichts nachdenken müssen.

Als ich das nächste Mal die Augen öffne, habe ich eigentlich vor sofort wieder einzuschlafen. Es war nur ein merkwürdiger Traum im Halbschlaf, der mich geweckt hatte, doch ich habe ihn ebenso sofort wieder verdrängt. Da die Realität allerdings deprimierend und verdammt heiß ist, will ich unter allen Umständen vermeiden wach zu sein und mir Gedanken über irgendetwas machen zu müssen, das mich wieder in meine Depressionen zieht.

Doch etwas macht mich nervös, weshalb ich noch ein weiteres Mal die Augen öffne und den Kopf leicht drehe. Ich habe gedacht es wäre nur Einbildung gewesen, doch das, was ich nur flüchtig als Schatten in meinem Augenwinkel wahrgenommen habe, stellt sich als Silhouette einer Person heraus. Angesichts der Nähe verstehe ich relativ schnell - auch wenn es nur aus dem Augenwinkel ist - dass diese Person nicht einfach irgendjemand ist.

So wie er neben mir sitzt, hätte ich viel früher checken müssen, dass er da ist. Tobirama hat sich auch nicht gerade Mühe gegeben versteckt zu bleiben, sondern hat stumm darauf gewartet, dass ich ihn bemerke. Das nenne ich mal Geduld.

Ich überlege einen Moment so zu tun als hätte ich ihn nicht gesehen und mir einzureden, dass das nur wieder irgendein Traum ist, doch ich weiß, dass Tobirama weiß, dass ich ihn gesehen habe und früher oder später musste es doch zu dieser Konfrontation kommen.

"Was machst du hier?", frage ich und setze mich müde auf.

"Gemeinsam mit meiner Freundin die Aussicht aufs Meer genießen."

Ich ringe mir ein Lächeln ab, doch der Gips um seinen Arm fesselt meinen Blick, welcher daher vermutlich von außen immer gequälter aussieht.

"Ich wurde eben entlassen.", erklärt Tobirama knapp und ich nicke stumm. Natürlich bin ich darüber glücklich. Sehr sogar. Aber das bedeutet wir sollten das Thema schnell klären, denn ihn die nächsten Tage bei jedem Frühstück zu sehen ohne mir sicher zu sein, was passiert ist, das könnte ich nicht.

"Glückwunsch.", mehr kriege ich einfach nicht über die Lippen. Dabei liegt mir doch so vieles auf der Seele, das ich aussprechen möchte. Ich will mich bedanken, mich entschuldigen, mich bei ihm ausheulen und ihn mit Fragen löchern, bevor ich mich noch mal entschuldige. Aber stattdessen sitzen wir schweigend da und blicken aufs Meer hinaus.

Ich würde ja gerne den ersten Schritt machen, wirklich. Aber ich weiß weder wo ich anfangen soll, noch traue ich mich. Es ist genau die Situation eingetroffen, die ich vermeiden wollte.

Nervige Abschlussfahrt!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt