Kapitel 8

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Er rappelte sich von Boden auf, zog mich hoch und sagte: „Falls dir kalt wird, dann geh zu der vierten Tür von links. Das ist meine Umkleide. Du kannst dir einen Pullover von dem Kleiderständer nehmen und dich etwas frisch machen."
Ich sah ihn fassungslos an. Fassungslos über diese Nettigkeit.

Er gab mir einen schnellen Kuss auf die Wange und sprintete in Richtung Tür.
Ich fasste mir mit hochrotem Kopf an die Wange und als er die Tür hinter sich geschlossen hatte, zählte ich die Räume ab.
Eins, zwei, drei, vier, hallte es durch meinen Kopf.
Ich drückte die Klinke runter.
Der Raum war freundlich, aber ohne Fenster. Ein Tisch stand an der Wand und ein großer Schrank neben der Tür.
Ich ging und einen Raum weiter, wo ich das Bad vermutete und sah müde in den Spiegel. Ich sah wirklich furchtbar aus.
Das Bisschen Wimperntusche, das ich getragen hatte, befand sich auf mein Wangen. Meine Augen waren rot unterlaufen und ich spürte die Kopfschmerzen kommen.
Ich wusch ich mir das Gesicht mit kaltem Wasser und rubbelte die letzten Reste der Mascara von meinen Wangen.
Plötzlich lief es mir kalt den Rücken runter und ich musste daran denken, was Harry mir woher gesagt hatte. Etwas in mir sträubte sich, einfach seine persönlichen Sachen zu durchwühlen und etwas davon zu nehmen. Aber mir war kalt und er hat es angeboten.
Er hatte alles ordentlich an dem Kleiderständer aufgehängt.
Etwas knallpinkes stach mir ins Auge. Eigentlich war pink nicht meine Farbe und ich trug sie nie, aber als ich den Hoddie hervorzog, mochte ich ihn.
Ich zog ihn über und betrachtete mich in einem Spiegel, der an der Schranktür hing. Ich gefiel mir, abgesehen von meinem verweinten Gesicht.

„Wo warst du?!", rief Hannah mir entgegen, als ich mich durch die Menschenmenge drängte. Sie sah mich vorwurfsvoll an.
„Wo kommt der denn jetzt her?", sie deutete auf Harrys Pullover.
„Ich erkläre dir alles später.", antwortete ich ruhig.
Sie schnaufte wütend aus, schaute aber schnell wieder auf den Sänger und amüsierte sich. Immer wieder warf sie mir skeptische Blicke zu, sagte aber nichts.

Nach dem Konzert erzählte ich ihr alles flüsternd auf dem Weg nach draußen. Immer wieder raunte sie Dinge wie „Ach krass" oder „Ist nicht wahr!" oder „Wirklich?"
Allerdings ließ sich einige Kleinigkeiten aus; wie zum Beispiel das sitzen auf dem Boden in seinem Arm und den Kuss auf die Wange als Abschied.
„Warte!", rief plötzlich eine bekannte Stimme von hinten. Linus kam auf mich zu gerannt. Ächzend und schnaufend kam er vor mir zum stehen und japste: „Kann ich Ihre Freundin mal kurz entführen? Ja? Danke!"
Er zog mich am Arm mit und ich konnte Hannah gerade noch die Autoschlüssel zuwerfen. Etwas abseits von allen anderen Menschen beklagte er sich:„Das habe ich auch noch nicht erlebt. Ich wurde heute so viel hin und her gescheucht wie schon lange nicht mehr."
„Geht es oder wollen Sie sich kurz setzen?", fragte ich besorgt.
Erhob abwehrend die Hand.
„Nein, alles gut. Unkraut vergeht nicht."
„Was ist denn überhaupt los?", fragte ich ratlos.
Linus reichte mir einen Umschlag mit meinem Namen drauf und entgegnete: „Von Herr Styles."

Gegensätze ziehen sich an|| HSWo Geschichten leben. Entdecke jetzt