Kapitel 66

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*Nächste Woche in Italien, Reggio Emilia*
Harry und ich waren schon ganz früh einkaufen. Paul begleitete uns natürlich.
Wir wollten am Abend etwas kochen, nachdem uns aufgefallen war, dass wir lange nichts mehr zusammen gemacht hatten. Harry nannte es „Date Night".
Harry bekam immer das größte Hotelzimmer und manchmal hatte das eben auch eine Küche. Der Fernseher war auch sehr groß, sodass wir natürlich einen Film schauen würden.
Die Frau, die mein Bild gekauft hatte, war mehr als zufrieden und empfahl mich an einige ihrer Kunstfreunde weiter. Das wollte Harry auch feiern.
Jetzt standen wir in unserem Hotelzimmer in der Küche und schnibbelten Gemüse.
„Hast du vorher schon mal Gurken geschnitten, Baby?", fragte ich, eine Augenbraue hochgezogen.
Er schaute mich entsetzt an. „Natürlich, was denkst du denn?"
„Sieht nur so aus, als würdest du dir gleich eine Fingerkuppe abschneiden. Sei vorsichtig."
Er schnaubte aus und pikste mir in die Seite. „Sagt die, die beim Putzen gestürzt ist."
Ich schaute ihn beleidigt an.
„Love, ich mach doch nur Scherze."
„Ich weiß", gab ich künstlich beleidigt zurück. Wenige Minuten später saßen wir mit unseren Tellern auf dem Sofa. Der Film lief nur so nebenbei, denn wir waren viel zu vertieft in unser Gespräch. Wir stellten uns gegenseitig immer abwechselnd Fragen, um ausnahmslos alles über den jeweils anderen zu erfahren. Die Idee kam natürlich von Harry.
„Dein Lieblingsessen?", fragte er.
Ich atmete tief ein. „Schwere Frage.", ich kniff nachdenklich die Augen zusammen, „Kann mich nicht entscheiden. Pizza, Burger, keine Ahnung. Hähnchen mit Erdnusssauce ist das einzige Gericht mit Fleisch, das ich esse."
Er nickte und machte sich innerlich bestimmt Notizen.
„Drei Dinge, die dich richtig wütend machen."
„Lügen, Oberflächlichkeit und wenn mich jemand nervt.", kam es wie aus der Pistole geschossen, „Wofür gibst du am meisten Geld aus?"
„Farben, Leinwände, Pinsel, Bücher. Welche drei Dinge würdest du mit auf eine einsame Insel nehmen?"
Er dachte nach. „Dich, Proviant und eine Karte."
Ich lachte: „Wie willst du mich denn mitnehmen?"
„Na, du hattest deine Frage. Ich bin dran. Wie viele Kinder willst du?"
„Drei.", ich hatte schon in meiner Kindheit alles ganz genau geplant, „Wie schlau bist du deiner Meinung nach?"
„Schlauer als alle anderen."
Ich kicherte und schob mir die Gabel in den Mund.
Dann fragte er: „Und wie heißen unsere Kinder?"
„Pierre, Cassie und das dritte ist bisher namenlos. Wo wohnen wir mit unseren Kindern?"
Er lächelte leicht. „Wir kaufen ein großes Haus mit Garten weit außerhalb auf dem Land. Wir haben einen Hund, der mit unseren Kindern spielt und im Garten haben wir eine Sitzecke mit Lichterketten."
Ich mochte den Gedanken.
Sehr sogar.
Und ich konnte mir das auch sehr gut vorstellen. Ich nahm noch einen Bissen und schaute Harry verträumt an.
„Weißt du noch, als du mir gesagt hast, dass ich dich in diesem Leben nicht mehr loswerde?"
Grinsend nickte er.
„Du bist schon ziemlich hartnäckig.", ich stupste ihn lachend in die Seite.
Er stellte seinen Teller auf den Tisch und grinste. „Aber ich hatte recht und ich bleib auch dabei."

Gegensätze ziehen sich an|| HSWo Geschichten leben. Entdecke jetzt