Kapitel 27

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22. Dezember
Harry und ich standen rätselnd in seinem Haus.
„Weiter links?", fragte ich mit einem kurzen Blick zu ihm.
Er brummte. „Weiter rechts würde ich sagen."
„Aber das Gefühl muss stimmen.", warf ich ein, „Fühlt es sich richtig an?"
Wieder brummte er und richtete mit einer Hand seine Weihnachtsmütze.
„Ich meine, es ist deine Entscheidung, Harry.", ich lief zu dem Weihnachtsbaum und nahm die goldene Kugel wieder runter.
„Vielleicht eher da oben rechts.", grübelte er.
Ich schnaufte kurz. „Wir reden hier über die letzte Kugel, die wir aufhängen müssen. Das schaffen wir!"
Harry nickte zuversichtlich. „Ich glaube, da oben rechts ist perfekt."
Ich gab ihm die Kugel und er hängte sie auf.
Er kam wieder zu mir zurück, legte einen Arm um mich und meinte: „Perfekt."
Ich lächelte zufrieden. „Was als Nächstes?"
Harry lief zu seinem großen Esstisch, auf dem er die ganze Deko ausgebreitet hatte, die er auf dem Weihnachtsmarkt gekauft hatte.
Er hielt etwas Lametta hoch und schaute mich überzeugt an.
„Haz, nein.", sagte ich klar.
Er zog daraufhin nur beleidigt die Augenbrauen zusammen und schmollte. „Warum?"
„Weil es pink ist. Pinkes Lametta."
„Das passt aber perfekt zu-", er sah sich suchend um, „Hast ja recht."

Ich stand in seiner Küche und rührte in einem Topf. Harry telefonierte im Nebenzimmer. Ich hörte ihn nur undeutlich.
Die Worte „Auf keinen Fall", „Das könnt ihr vergessen" und „Ist halt nicht so, wie ihr wollt." hatte ich allerdings verstanden. Danach führte er ein weitaus ruhigeres und kürzeres Telefonat.
Wenige Minuten später kam er verärgert schnaufend aus dem Nebenzimmer.
Ich schaute zu ihm und lächelte aufmunternd.
Er atmete tief durch und umarmte mich von hinten.
„Ist alles gut bei dir?", fragte ich.
Er brummte in mein Ohr und vergrub sein Gesicht in meinem Nacken.
Er war einfach zu süß für diese Welt.
Wie hatte ich das verdient?
Mit meiner freien Hand strich ich über deine Haare. „Ich nehme an, du willst auch Kakao?"
Er nickte, noch immer sein Gesicht vergraben.
Ich seufzte. „Willst du drüber reden?"
„Nur ein bisschen Ärger.", brummte er, „Artikel im Internet."
Ich nickte. „Ja, ich hab's gelesen; also, die über uns."
Plötzlich schaute er auf, drehte mich im selben Moment zu sich um und sah mich traurig an.
Ich strich über seine Wangen. „Das macht doch nichts. Das gehört eben dazu."
Er lehnte sich seufzend an mich. „Lass dir das nicht Weihnachten verderben."
Ich küsste ihn und er seufzte wieder.
„Jetzt komm", meinte ich, „Kakao setzt Endorphine frei und die brauchst du jetzt."
Ich füllte eine besonders große Tasse mit dem Kakao und gab sie ihm.
„Willst du einen Weihnachtsfilm schauen? Das muntert dich vielleicht auf, mein kleiner Hazza."
Er nickte mit großen, strahlenden, grünen Augen, drückte mir meine Tasse in die Hand und zog mich mit zur Couch.
Sofort nahm er die Fernbedienung und schaltete auf „Tatsächlich Liebe"
Ich verkniff mir ein glückliches Lächeln und kuschelte mich an Harrys Brust.
Sein Pullover kitzelte meine Nase und als ich aufschaute, schaute ich in ein rundum zufriedenes Gesicht.
Er sah komplett entspannt aus und schloss ab und zu müde die Augen.

Gegensätze ziehen sich an|| HSWo Geschichten leben. Entdecke jetzt