Kapitel 6

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Ich sah mich zuhause in meinem eigenen Chaos um und suchte mir eine leere und saubere Tasse.
Ich ließ die Kaffeemaschine arbeiten und blickte mich suchend um.
Irgendwo mussten meine Aquarellfarben sein.
Mein Handy klingelte.
„Hallo?, fragte ich.
„Schwesterherz!", trällerte mein Bruder ins Telefon.
„Leo, was gibt's?"
Ich wartete einige Sekunden.
„Ich wollte dich um einen Gefallen bitten."
Ich nahm meine Kaffeetasse und lief damit zum Tisch.
„Du weißt ja, dass ich diesen Hund aus dem Tierheim habe.", setzte er an.
Ich zog die Augenbrauen hoch: „Den du Rambo genannt hast. Was ist mit ihm?"
Er atmete laut aus. „Er sah einfach nach Rambo aus. Also- ich wollte heute Abend mit Freunden was unternehmen und wollte fragen, ob du vielleicht auf ihn aufpassen kannst."
„Nein, sorry."
Er schnaubte entrüstet: „Warum?!"
„Weil ich auch Pläne hab."
„Aber du hattest doch gestern schon Pläne.", echauffierte er sich, „Außerdem geht die Familie immer vor!"
„Leo", sagte ich sachlich, „Das ist psychische Manipulation. Lass das. Such dir jemand anderes, der auf Rambo aufpassen kann."
Er brummte einsichtig.
„Bis dann, Schwesterchen."
„Bis dann.", gab ich zurück und legte auf.
Ich strich mir müde über mein Gesicht und nahm einen Schluck Kaffee.

Zeitsprung
Ich schielte zur Uhr.
17:02 Uhr.
Hannah würde bald kommen und ich musste mich noch fertig machen, umziehen und Haare waschen. Ich legte mein Outfit auf das chaotische Bett und betrachtete es skeptisch.
Plötzlich klingelte es.
Ich lief stirnrunzelnd zur Tür und sah durch den Spion.
Es war Leo.
Ich zog meine Wohnungstür auf und er grinste mich an.
„Na, Schwesterchen.", er klopfte mir auf die Schulter und lief in mein Apartment.
Ich fragte verwirrt: „Leo, was willst du?"
„Meine liebe und ach so beschäftigte Schwester besuchen. Was sonst?"
Er nahm sich ein Glas aus einem meiner Schränke und füllte es mit Wasser.
„Ich muss mich fertig machen.", gab ich trocken zurück.
„Hast du etwa ein Date oder sowas?!"
Ich sah ihn entrüstet an. „Selbst wenn. Was-was war das für eine Reaktion?"
„Wer? Kenne ich ihn?"
„Ich treffe mich mit Hannah und wir gehen zu einem Konzert.", erklärte ich.
Ich bedeutete ihm, sich umzudrehen.
Augenrollend befolgte er meine Anweisung.
Während ich mich umzog, sagte er: „Mit Hannah? Ich wusste gar nicht, dass ihr überhaupt noch redet.. Hat sie dich nicht ewig ignoriert?"
Ich zog mir ein weißes Shirt über. „Ja, aber ich hab sie gefragt und sie hat zugesagt."
Sein Handy klingelte.
„Kannst du diesen Klingelton bitte ändern?", motzte ich, „Das klingt wie eine Bohrmaschine."
Er warf mir einen genervten Blick zu und hob ab.
„Ja?"
Ich hörte ihn nur Dinge sagen wie „Shit." oder „Verstanden.", bis er meinte: „Ich bin auf dem Weg."
Ich sah ihn fragend an.
„Das war der Boss. Er braucht mich."
Ich nickte und bürstete mir durch die Haare.
„Bis dann, Schwesterherz."
Ich hörte, wie sich die Tür schloss und er das Treppenhaus runter sprintete.

Gegensätze ziehen sich an|| HSWo Geschichten leben. Entdecke jetzt