Kapitel 32

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Die Ausstellung
Harry und ich standen gerade in der Eingangshalle der Galerie. Er wollte von Anfang an dabei sein, auch wenn ich ihm sagte, dass es für ihn wahrscheinlich todlangweilig werden würde.
Ich strich nervös mein beigefarbenes Kleid glatt.
„Alles gut, Love, du machst das ganz toll.", flüsterte Harry, dessen Hand ich gerade zerquetschte, mir zu.
Einige Leute waren schon da. Ich sah auch ein paar bekannte Gesichter. Meinen ersten richtigen Kunstlehrer, der mich inspiriert und motiviert hat, einen Englischlehrer aus meiner Schule, drei Schulkameraden, Paul, meine Eltern und Leo, der gerade das Buffet plünderte.
Viele hatten Getränke in der Hand und unterhielten sich. Einige Leute schrieben gerade etwas in das Gästebuch, das am Eingang war. Im Hintergrund lief leise klassische Musik.
„Clara?", ich erkannte Sasha's Stimme und wirbelte herum.
Er sah zu Harry.
Sah auf unsere Hände.
Sah zu Harry.
Er reichte ihm höflich die Hand. „Ich bin Sasha."
„Harry."
Sasha schien vergessen zu haben, was er sagen wollte.
„Ähm, ich- ich wollte nur fragen, ob ich meine Rede jetzt gleich halten soll oder später."
„Öhm", ich räusperte mich, „Gute Frage."
„Harry", setzte Sasha an, „Seit wann kennt ihr euch?"
„Seit einigen Monaten.", gab dieser zurück.
Ich unterbrach die Unterhaltung: „Ich glaub, jetzt wäre ein guter Zeitpunkt, Sasha."
Seine Augen leuchteten motiviert auf und er ging eleganten Schrittes auf die Bühne.
Gekonnt bat er um die Aufmerksamkeit, der Gäste.
Es waren circa 200.
„Bevor Sie sich die Kunstwerke anschauen, wollte ich noch einige Worte sagen.", er sah in die Runde, „Meine kleine Cousine hat hart daran gearbeitet. Ich erinnere mich noch gut daran, wie sie mich als Kind oder sogar Teenager- und ja, Teenager reden mit Leuten, wer hätte es gedacht- angerufen hat und mir stolz erzählt hat, was sie gerade gemalt oder gezeichnet hat.
Und deswegen bin ich umso stolzer Sie heute hier begrüßen zu dürfen und ich bin glücklich, dass Sie gekommen sind, um sich einige ruhige Momente zu nehmen, um die Kunst zu genießen."
Es wurde applaudiert.
Harry neben mir jubelte sogar laut und strahlte heller als die Sonne.
Dann strömten die Gäste durch eine weitere Tür und verteilten sich gleichmäßig im Raum.
Ich schaute Harry mit glänzenden Augen an. Grinsend drückte er seine Lippen auf meine.
„Darf ich jetzt auch?", fragte er schließlich aufgeregt.
Lachend nickte ich.
Schnell watschelte er auch durch die Tür und ich folgte ihm. Meine Eltern kamen auf mich zu. Ich lächelte gezwungenermaßen.
„Tolle Veranstaltung, Mäuschen.", meinte Papa.
„Danke."
Meine Mutter reckte ihr Kinn, es war eine Angewohnheit von ihr. „Ja, sehr toll.", sie machte eine bedächtige Pause, „Wer war denn der junge attraktive Mann mit dem du geredet hast?"
Ich räusperte mich verlegen und wollte aber nicht lügen.
„Ein junger Engländer."
„Der was hier will?"
„Sein?", sagte ich komisch betont und langgezogen.
„Och, lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen.", seufzte meine Mutter.
Dann wurden wir unterbrochen. „Clara!"
„Oh, Herr Eberle!", ich machte große Augen, als ich meinen alten Kunstlehrer sah, „Wie geht es Ihnen?"
Während ich mich mit ihm unterhielt, beobachtete ich Harry.
Er sah sich genau jedes Bild an. Vor manchen blieb er fast 10 Minuten stehen.
Er war komplett fokussiert und grinste stolz in sich hinein.
Ich war so glücklich ihn zu haben.
Besonders lange stand er vor dem Gemälde, das Sasha so gut gefallen hatte. Das mit dem Mann, der aus dem Fenster schaute, dann kam er an dem größten Bild an, das ich gemacht zu hatte. Es nahm fast die halbe Wand ein und Harry betrachtete es eingehend.
Herr Eberle verabschiedete sich von mir und auch meine Eltern waren inzwischen schon wo anders. Und so kam mein Harry strahlend auf mich zu gelaufen.
Er gab sich Mühe nicht zu rennen, was mich zum Lachen brachte.
„Das ist alles so schön.", raunte er, „Ich kann gar nicht fassen, dass das gemalt ist."
Ich lief rot an. „Übrigens hab ich noch was für dich.", murmelte ich und zog ein kleines Armband hervor. Ich nahm sein Handgelenk und band es ihm um.
Sein Mund stand offen. „Warum denn das?"
„Weil ich dankbar für dich und jeden Augenblick mit dir bin."
Er gluckste leise. „Ich denke, dir ist klar, dass ich das niemals abnehmen werde."

Gegensätze ziehen sich an|| HSWo Geschichten leben. Entdecke jetzt