Kapitel 37 (Harry POV)

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Ich war wieder bei ihr im Raum, hielt und streichelte ihre Hand und flüsterte ihr beruhigende Dinge zu.
Mich beruhigte das auch.
In kürzester Zeit war Paul hier und stand dann plötzlich im Raum. Ich wusste nicht, wie er das mit dem Papierkram angestellt hatte und wollte es auch gar nicht wissen.
Er er klopfte mir auf die Schulter und flüsterte: „Ist okay. Mir würde es genauso gehen."
Ich kniff die Augen zusammen und nickte.
„Was ist denn genau passiert?", fragte er mit einem schnellen Blick zu Clara, die wieder mit ihren Fingern wackelte.
Ich setzte mich neben sie und flüsterte Paul zu: „Ich weiß es auch nicht so genau. Ich hab einen Aufschrei und kurz darauf einen dumpfen Schlag gehört. Dann saß sie im Schlafzimmer auf dem Boden. Alles war nass und sie hat sich die Stirn gehalten."
Vor meinem inneren Auge sah ich den Moment, wie ich ins Zimmer stürmte und die da auf dem Boden saß, nochmal.
„Ich würde Sie gerne über Nacht hierbehalten.", sagte Mr Jones.
Clara funkelte ihn böse an. Sie dachte es zumindest. In Wahrheit sah sie aus wie ein verärgerter Welpe.
Ein verärgerter Welpe mit einem Pflaster an der Stirn.
Mein verärgerter Welpe mit einem Pflaster an der Stirn.
„Nein.", sagte sie bockig wie eh und je.
Mr Jones faltete sachlich die Hände und entgegnete: „Sie haben mit Sicherheit eine Gehirnerschütterung und Ms-?"
„Zimmermann.", warf ich ein.
„Ms Zimmermann, damit ist nicht zu spaßen."
„Ich will aber nicht hierbleiben.", sie verschränkte die Arme demonstrativ vor der Brust, noch immer meine Hand umklammernd.
Die Schwestern sahen sich ratlos an, sahen Mr Jones an, sahen mich an und von mir zu Paul.
„Wir können Sie natürlich zu nichts zwingen. Es wäre aber ratsam, hierzubleiben. Nur eine Nacht."
„Nein."
Frustriert wandte sich der Arzt an mich. „Wenn Sie merken, dass ihr schwindelig wird, sie sich übergibt oder sonstige Anzeichen einer Gehirnerschütterung zeigt, Mr Styles, rufen Sie einen Krankenwagen."
Ich nickte besorgt. Ich war aber auch leicht frustriert. Und verzweifelt.
Wenn Paul meine Schultern nicht die ganze Zeit berührt hätte, wäre ich wahrscheinlich ausgeflippt.

Müde legte sich Clara auf die Couch. Ihr Kopf lag auf meinem Schoß und ich strich ihr vorsichtig über die Wange.
„Wie gehts dir?", fragte sie plötzlich.
Diese Frau war einfach ein Rätsel. Sie war die mit dem Loch im Kopf und fragte mich, wie es mir ging.
„Gut.", gab ich zurück, „Und dir?"
Sie grinste. „Die Schmerzmittel kicken ordentlich rein."
Ich schüttelte lächelnd den Kopf.
Ihr Handy vibrierte in meiner Hosentasche und ich zog es raus.
„Kannst du vorlesen?", bat sie mich.
Ich sah auf ihr Display. „Ne, eher nicht. Sieht ziemlich deutsch aus."
Ich hielt ihr das Handy vor die Nase und sie stöhnte. „Hannah."
Ich rollte entnervt mit den Augen.
„Sie fragt, warum ich mich seit ein paar Wochen nicht mehr gemeldet hab."
„Dann sag ihr, dass du mit dem umwerfendsten Mann der Welt zusammen bist und keine Zeit hast."
Sie lachte und vergrub ihr Gesicht in ihren Händen.
Ich liebte diesen Anblick. Wie ihr Gesicht vor Lachen rot wurde und sie versuchte, es zu verstecken.
Ich liebte diese Frau.
„Ach ja", warf ich ein, als es mir wieder einfiel, „Mitch kommt gleich noch vorbei."
„Warte", sie schielte mich an, „Stop, einen Moment, nein, was? Der Mitch?"
Ich lachte auf. „Ja, der Mitch.", ich biss mir auf die Lippe, „Wusste gar nicht, dass du so ein Fan von ihm bist."
Ich wurde schnell eifersüchtig. Vielleicht etwas zu schnell.
Das gab ich sogar offen zu.
Als hätte sie meine Gedanken gelesen, meinte sie: „Ja, aber ich persönlich bin ein größerer Fan von diesem Harry Styles."
Ich grinste.

„Hal-", ich hatte gar nicht die Möglichkeit, ihn zu begrüßen, denn da fiel Mitch mir schon um die Arme.
Er war einer der süßesten Menschen, die ich kannte.
„Wie gehts dir?", flüsterte er.
Ich kniff die Augen zusammen und schluckte schwer.
„Also nicht so gut."
Er strich mir über den Kopf.
Ich nickte.
„Ist gut. Ihr geht es gut, Harry.", er sagte mir das, was mir zwar klar war, ich aber hören musste.

„Hallo, Clara.", Mitch lächelte charmant und strich sich eine Strähne aus dem Gesicht.
Sofort wollte sie aufstehen.
„Nein, nein. Bleib sitzen.", er drückte sie an ihrem Schulter zurück auf das Sofa.
Auch sie brachte ein „Hallo, wie gehts?" raus, auch wenn ich ihr deutlich ansah, wie aufgeregt sie war.
„Harry hat mich eingeladen.", erklärte er, „Und ich wollte schauen, wie es euch beiden geht. War ja doch ein ganz schön aufregender Tag."
Sie nickte und warf sich eine der Decken über den Schoss, die ich ihr gebracht hatte.
„Der Dickschädel wollte nicht im Krankenhaus bleiben.", brummte ich und sah sie unzufrieden an.
„Ja, weil ich Krankenhäuser hasse."
„Ich glaube, es wäre trotzdem besser gewesen."
Mitch sah zwischen uns her und grinste. „Ich mag sie jetzt schon."
Ich lachte auf. „Ja, das hoffe ich doch. Sonst sind wir keine Freunde mehr, Mitch."

Gegensätze ziehen sich an|| HSWo Geschichten leben. Entdecke jetzt