Harrys Ankunft

76 8 8
                                    

 „Arthur! Es ist mittlerweile kurz vor halb sechs. Ihr wolltet schon um fünf bei Harry sein!", rief Molly Weasley aus der Küche heraus und schnell sprang Arthur Weasley auf.
Er hatte eben noch im Tagespropheten gelesen, aber ein Blick auf seine Uhr und sofort rief er nach Ron.
„RON! WIR GEHEN! HARRY DENKT SICHER SCHON, WIR HÄTTEN IHN VERGESSEN."

Der Junge kam in das Wohnzimmer, dicht gefolgt von den Zwillingen und Felix.
„Dürfen wir mitkommen?", fragte Fred hoffnungsvoll.
„Ja, wir können beim Tragen des Gepäcks helfen."
„Außerdem wollten wir schon immer mal Harrys Cousin sehen."
„Also ich werde hier bleiben und...Mrs Weasley helfen", mischte Felix sich schnell ein, der es hasste, mit mehreren Zauberern gleichzeitig das Flohnetzwerk zu nutzen.

Mr Weasley nahm kurz seine Brille ab und fuhr sich durch sein schütteres Haar.
„Na gut", sagte er dann, „Aber sobald ihr irgendwelchen Unfug anstellt, gibt es Ärger."
Die Zwillinge stießen sich verschwörerisch an, was aber gar nicht mehr mitbekam. Er hatte Ron bereits am Arm gepackt und zog ihn auf den breiten Kamin zu. Ein paar Sekunden später waren sie verschwunden und Felix ging in die Küche, um Mrs Weasley bei der Zubereitung des Essens zu helfen. Lächelnd sah sie auf.

„Felix, du willst mir helfen? Das ist sehr nett. Könntest du eventuell das Gemüse für den Salat schneiden?"
„Aber natürlich."
Felix setzte sich an den Küchentisch und schnappte sich eine der Möhren. Eine Weile arbeiteten sie stillschweigend an ihren Aufgaben, dann fragte Mrs Weasley:
„Sitzt Percy etwa immer noch an seinem Bericht?"
„Aber klar doch, Mum", mischte sich Bill ein, der eben in die Küche kam und sich auf einen Stuhl fallen ließ.
Er grinste amüsiert.
„Seit heute früh schon. Ist ganz begeistert von all den Kesseldicken in den vergangenen Jahrzehnten."
Er tippte sich an die Stirn.
„Wenn ihr mich fragt, müsste man ihn mal mit Gewalt von seiner Arbeit abhalten."
„Ach, Bill. Sprich nicht so über deinen Bruder", sagte sie lachend, „Außerdem...da sind sie ja. Felix sieh mal nach, ich bringe schnell noch das Fleisch unter Kontrolle."
Sie schlug auf das sich wehrende Stück Fleisch ein und Felix ging zurück ins Wohnzimmer, wo Harry, Ron und die Zwillinge, welche erwartungsvoll zurück sahen, standen.

„Hey, Harry", begrüßte er den Jungen, der ihm freundlich zunickte und ebenfalls grinsend auf den Kamin sah.
„Was habt ihr angestellt?", fragte Felix langsam und trat näher.
Doch ehe einer antworten konnte, ertönte einen Knall und Mr Weasley erschien wie aus dem Nichts an Georges Seite.
„Das war ja wohl alles andere, als komisch, Fred!", brüllte er.
Felix konnte sich nicht erinnern, den eigentlich ausgeglichenen Mann jemals so wütend gesehen zu haben.
„Was, zum Teufel, hast du dem Muggeljungen gegeben?"
„Ich habe ihm gar nichts gegeben", erwiderte Fred mit einem schändlichen Grinsen, „Ich hab nur etwas fallen lassen. Ist doch sein Problem, wenn er es aufhebt und isst. Ich habe ihm auf jeden Fall nichts angeboten."
„Du hast es absichtlich fallen lassen!", polterte sein Vater und fuchtelte mit erhobenem Zeigefinger vor dem Gesicht seines Sohnes, „Du wusstest, dass er es aufessen würde, du wusstest, dass er auf Diät war..."
„Und? Wie lange ist seine Zunge geworden?", mischte sich George begierig ein.
„Sie war über einen Meter lang, als mir die Eltern endlich erlaubt haben, sie schrumpfen zu lassen", schnaubte der Zauberer und Harry, Felix und die Weasley-Jungen brachen in lautes Gelächter aus.

„Das ist nicht lustig!", rief Mr Weasley, „Solche Verhalten schädigt die
Zauberer-Muggel-Beziehungen aufs Schwerste. Mein halbes Leben habe ich gegen die Misshandlung von Muggeln gekämpft und dann kommen meine eigenen Söhne..."
„Wir haben es ihm doch nicht verpasst, weil er ein Muggel ist", protestierte Fred entrüstet.
„Wir haben es ihm gegeben, weil er ein tyrannisches Schwein ist, richtig Harry?"
„Ja, richtig", bestätigte Harry.
„Darum geht es hier doch gar nicht", tobte er weiter, „Wartet nur, bis ich das eurer Mutter erzähle..."
„Bis du mir was erzählst?"

Augenblicklich verstummte Mr Weasley, der ganz sicher nicht vorgehabt hatte, seiner Frau irgendetwas zu erzählen.
„Ach, hallo Harry, mein Lieber", sagte sie lächelnd, als sie Harry entdeckte und schloss ihn in eine mütterliche Umarmung.
Dann wandte sie sich sofort mit blitzenden Augen zu ihrem Ehemann.
„Arthur, erklär mir, was hier los ist!"
Harry und Ron gingen sofort auf zwei Mädchen in der Tür zu, Ginny und Hermine, die für die Weltmeisterschaft ebenfalls zum Fuchsbau gekommen war, und gingen hoch, um Harrys Gepäck wegzuräumen.

Mr Weasley druckste eine Weile herum, rutschte dann aber doch damit heraus.
„Fred und George haben einen dieser Würgezungen-Toffees fallen lassen."
Mrs Weasley riss ihre Augen auf.
„Wie bitte? Das ist jetzt nicht wahr! George, du gibst mir jetzt sofort eure Bestelllisten für diese Scherzartikel! Accio!"
Im selben Augenblick flogen ihr aus allen erdenklichen Verstecken die restlichen Süßigkeiten, die die Zwillinge präpariert hatten, zu. Sie versuchten zwar, sie zu erhaschen, aber sie glitten ihnen einfach nur durch die Finger.

Sie warf ihnen einen letzten vernichteten Blick zu und ging dann wieder in die Küche.
„Wir machen neue", flüsterte Felix ihnen tröstend zu, dann folgten sie ihr, um das Besteck für das Essen zu holen.
Sie würden im Garten essen, wo sich Bill und Charlie einen unerbittlichen Kampf
lieferten, indem sie versuchten, den schwebenden Tisch des jeweils anderen zum Einsturz zu bringen (wobei sie auch die Stühle als Geschosse benutzten), während Fred und George ihre Brüder johlend anfeuerten.

~

Wenig später stand das Essen auf dem Tisch und aufgeregt unterhielten sie sich über das kommende Quidditchspiel. Sie stellten allerhand Vermutungen auf, wer wohl die beste Chance hatte zu gewinnen. Irland oder Bulgarien.
Das war die Frage, die jedem Zauberer und jeder Hexe in den letzten Wochen durch den Kopf ging.

Als es im Garten allmählich dunkel wurde und sie nur noch ab und zu die Schatten von Hermines Katze und den gejagten Gnomen sah, beschwor Mrs Weasley Kerzen herauf und servierte den Nachtisch. Es gab selbstgemachtes Erdbeereis

Als sie aufgegessen hatten, flogen riesige Motten über den Tisch und die warme Abendluft wurde von den Gerüchen der verschiedenen Gräser erfüllt.
„Schon so spät!", rief sie dann plötzlich mit einem Blick auf die Armbanduhr aus, „Ihr solltet schon längst im Bett sein, die ganze Bande. Ihr müsst morgen in aller Frühe aufstehen, damit ihr zum Endspiel kommt."
Sie fragte Harry nach der Liste für seine Schulsachen, damit sie sie ihm gleich noch besorgen konnte, da sie sowieso in die Winkelgasse musste.

„Was wir noch alles brauchen. Sogar Festumhänge stehen auf der Liste. Nach der Weltmeisterschaft haben wir wahrscheinlich keine Zeit mehr dafür, das letzte Mal hat das Endspiel fünf Tage gedauert."
„Uff!", stieß Harry begeistert aus, „Dieses Mal bestimmt auch."
„Nun, ich persönlich kann darauf verzichten", sagte Percy scheinheilig, „Mich schaudert es, wenn ich daran denke, wie mein Eingangskorb aussähe, wenn ich fünf Tage nicht ins Büro ginge."
„Ja, vielleicht würde wieder jemand Drachenmist reinwerfen, Perce", sagte Fred lachend.
„Das war eine Düngerprobe aus Norwegen", erwiderte sein Bruder mit gerötetem Gesicht, „Nichts Persönliches."
Fred lehnte sich grinsend zu Harry und Felix konnte sich sehr gut vorstellen, dass er ihm schilderte, dass er und George den Mist geschickt hatten. Noch Tage später hatten sie sich immer wieder darüber kaputt gelacht.

„Sein Chef kennt ja nicht einmal seinen Namen", sagte George dann zu ihm und Felix lachte leise.
Es war schon ein wenig deprimierend, wenn man daran dachte, wie viel Mühe sich
Percy bei seiner Arbeit gab. Er stand auf.
„Dann gehen wir mal schlafen."
„Ach, lass stehen. Ich räume sie schon weg", sagte Mrs Weasley mit einem Zauberstabwink und das Geschirr hob sich von dem Tisch.

Der Erbe des Prinzen - Das Trimagische TurnierWo Geschichten leben. Entdecke jetzt