Was als Nächstes?

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Sobald die Tür von Madam Pomfrey zuschlug, kam Bewegung in Felix. Seit fast zwei Wochen saß er schon hier. Letzten Dienstag hatte er Lupin, der in Dumbledores Auftrag da war, noch einmal alles genau schildern sollen. Das war es. Und es reichte Felix nun endgültig. Jeder einzelne Tag war genauso schlimm, wie die darauffolgende Nacht. Entweder schlief er so unruhig, dass er am nächsten Morgen völlig fertig war, oder er träumte so grauenvolle Sachen, dass er überhaupt nicht mehr schlafen konnte.
Als er in einer Nacht wieder von dem Friedhof geträumt hatte, war er von seinem eigenen Schrei aufgewacht und hatte sich prompt über die Bettkante übergeben.

Er schlug die Decke zurück und drehte sich zur Seite. Mittlerweile war es schon nach zehn. Die Schüler befanden sich in ihren Schlafsälen.
Er warf einen letzten prüfenden Blick in den Raum, dann drehte er sich zur Seite und stellte vorsichtig seine Füße auf den kalten Boden. Er holte tief Luft und stand auf.
Überrascht von dem seltsamen, ziehenden Gefühl in seinem Bein, knickte er kurz ein, konnte sich aber wieder fangen. Tief atmete er durch und versuchte die beschädigten Nervenstränge wenigstens ein wenig zu regenerieren. Spüren konnte er sie - aber auch nach einer Weile war wohl offensichtlich, dass sie bis zur vollständigen Genesung ihre Zeit benötigen würden. Der jetzige Zustand musste ihm wohl genügen.
„Na gut. Noch mal", murmelte er und stieß sich von der Bettkante ab.
Er stand etwas schwankend da, aber...er stand. Sofort setzte er sich in Bewegung und ging, besser gesagt hinkte, auf den Eingang zu.

Leise öffnete er die Tür, huschte auf den Gang und schloss sie wieder. Siebter Stock. Felix ächzte, aber von ein paar Treppen würde er sich ganz sicher nicht abhalten lassen. Er machte sich auf den Weg.
Doch der schien elendig lang und eine brodelnde Frustration machte sich in ihm breit, als er immer öfter Pausen einlegen musste, weil sein Oberschenkel entweder verkrampfte oder oder weil ihn ein stechendes Ziehen hindurchfuhr.

Aber schließlich stand er vor dem Wasserspeier des Schulleiterbüros und versuchte das Passwort zu erraten.
Es war weder Schokofrosch noch Zitronendrops, geschweige denn Kürbispastete oder Ähnliches. Kakerlakenschwarm war auch ein Reinfall.
Fluchend schlug er gegen den Wasserspeier.
„Merlin, jetzt mach schon! Was willst du noch? Die Kanarienkremschnitten von den Zwillingen? Ich bin mir sicher, die haben sie noch nicht vermarktet, elender..."
Er stockte überrascht, als sich der Wasserspeier zur Seite drehte und eine Treppe freigab. Definitiv hatten die Zwillinge dem alten Schulleiter eine angeboten.

Schnell trat er einen Schritt nach vorne, um möglichst wenige Stufen hinter sich bringen zu müssen.
Vor der großen Holztür zögerte er kurz, dann klopfte er aber entschlossen an und trat umgehend ein.
Albus Dumbledore saß hinter seinem Schreibtisch. Er hatte sich mit einem konzentrierten Gesichtsausdruck über einen dicken Wälzer gebeugt. Als Felix eintrat, sah er stirnrunzelnd auf.

„Felix. Was tust du hier? Kannst du denn überhaupt schon den Krankenflügel verlassen?"
„Wie Sie sehen", erwiderte er etwas patziger, als gewollt.
Darfst du denn überhaupt schon den Krankenflügel verlassen?", fragte er und stand auf. „Du bist ziemlich blass. Setz dich lieber. Dann mache ich dir einen Tee und..."
„Nein!", unterbrach Felix ihn laut. „Hören Sie auf, verdammt!"
Er war wütend. Wie konnte Dumbledore ihn jetzt so abspeisen wollen?

„Sie erzählen mir jetzt auf der Stelle das, was Sie mir ganze siebzehn Jahre lang vorenthalten haben. Von einem Verrückten zu erfahren, dass da was im Busch ist, ist nämlich richtig scheiße!"
Er war immer lauter geworden und stand jetzt mit hochrotem Kopf vor ihm. Dumbledore sah ihn schweigend an, dann fuhr er sich über die Augen und ging zurück zu seinem Schreibtisch.
„Ich kann nicht."
Wie bitte?"
Felix war drauf und dran, zu explodieren. Dumbledore hob seine Hand.
„Wahrscheinlich kann ich dir nicht viel Neues erzählen. Aber ich möchte nicht bestreiten, dass ich dir so Einiges vorenthalten habe. Merlin, wo fange ich da an?"
Den letzten Satz sprach er wohl eher zu sich selbst, doch Felix erwiderte:
,,Wie wäre es mit dem Anfang?"
Dumbledore setzte sich und sah ihm tief in die Augen, aber diesmal war Felix entschlossen, das zu erfahren, was er wissen musste. Er hielt dem Blick stand - und Dumbledore gab nach. Der Alte seufzte.

Der Erbe des Prinzen - Das Trimagische TurnierWo Geschichten leben. Entdecke jetzt