Ziegenmist und Butterbier

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Ein Schwall von Ziegenmist, Alkohol, Rauch und strengen Gewürzen schlug ihnen entgegen, als sie über den mit Holzspäne ausgelegten Boden gingen. Felix rümpfte seine Nase, kam aber nicht umhin, Gefallen an der Atmosphäre zu finden. Das hatte was.
Sie gingen zu einem Tisch in einer der hinteren Ecken und setzten sich. Eigentlich war fast jeder Tisch leer. Nur nahe beim Eingang saßen drei Sabberhexen und an der Theke lehnten zwei Kobolde, die sie mit grimmiger Miene musterten. Felix mochte diese Geschöpfe nicht.

Eine missmutige Stimme erklang.
„Wollt ihr was...meine Güte, Remus?"
Ein polterndes Lachen ertönte.
„Bei Merlins Bart, man erkennt dich ja kaum wieder, altes Haus."
Grinsend sah Lupin dem bärtigen Mann entgegen, der ihm eine gewaltige Pranke entgegenstreckte und sich dann setzte, als wäre er selbst ein Gast. Er schlug Lupin lachend auf dem Rücken, der aufkeuchte, sich auf die Brust klopfte und mit hochrotem Kopf hustete.
„Hallo, Aberforth", begrüßte er dann den Mann krächzend.
„Siehst gut aus, Junge. Hast ja lange genug gebraucht, um dich wieder mal hier blicken zu lassen. Und wer ist das?"
„Das ist Felix. Schüler aus Hogwarts."
Nein! Nicht nur ein Schüler", sagte Aberforth und lehnte sich etwas nach vorne.

In dem dämmrigen Licht konnte man die Gesichtszüge seines Gegenübers erst wirklich erkennen, wenn man weniger, als einen halben Meter voneinander entfernt war. Aberforth hatte eine Menge Grübchen in seinem Gesicht, helle, gletscherblaue Augen und seine Mundwinkel zuckten fast ununterbrochen.
„Meine Güte, das ist der Drachenlenker", hauchte er.
„Drachen...was?"
Felix ächzte und er merkte, wie ihm die Röte ins Gesicht schoss.

„Rita Kimmkorn. Fragen Sie einfach nicht."
Jetzt musste Lupin grinsen und diesmal erinnerte er wirklich eher an einen Jungen, als an einen erwachsenen Mann. Der Schalk funkelte in seinen Augen.
„Der Drachenlenker", wiederholte Aberforth lachend, „Hat einen Schwedischen Kurzschnäuzler gezähmt, als wäre es ein Ziegenjunges. Was darf ich euch bringen? Egal was, geht aufs Haus."
Lupin sah zu Felix, der sich sehr für die Holzmusterung des Tisches interessierte und sagte dann:
„Zwei Butterbier. Aber lass mich bitte bezahlen."
Aberforth winkte ab und verließ sie, um der Bestellung nachzukommen.

„Aberforth Dumbledore. Der Bruder von Albus Dumbledore", sagte Lupin, um Felix die Verlegenheit vergessen zu lassen.
„Ehrlich?"
Felix machte große Augen und nickend entledigte sich Lupin seines Umhanges.
„So, jetzt erzähl mal. Von Anfang an", forderte er ihn auf und beugte sich nach vorne.
„Sie sprechen jetzt...wovon? Den beiden Aufgaben oder..."
„Felix!"
Der Junge blies seine Wangen auf und sah sich etwas unsicher um. Wo, zum Teufel, sollte er denn anfangen?
Lupin, welcher geduldig wartete, würde ihm den Hals umdrehen.

„Naja. Eigentlich wollte ich ja gar nicht an dem Turnier teilnehmen", begann er schließlich doch.
Das war wohl die Information, die grundlegend am Wichtigsten war, was Lupins überraschter Gesichtsausdruck auch zeigte.
„Du wolltest nicht...Felix, was zum...warum..."
Er war so verwirrt, dass er gar nicht wusste, was er sagen sollte. Felix wich mit Möglichkeit seinem Blick aus.
„Die Zwillinge und Lee wollten mich immer dazu überreden, Sie kennen sie ja", fuhr er leise fort, „Natürlich habe ich abgelehnt. Gute tausend Mal. Sogar, als dann M...Professor Moody angefangen hat, mich davon überzeugen zu wollen. Das war echt...skurril."

Lupin runzelte seine Stirn.
„Was hat er denn gesagt?"
„Ständig Andeutungen gemacht, dass ich echt das Zeug dazu hätte und wie glücklich ich mich schätzen konnte, endlich volljährig zu sein. Sir, er hat sogar...Ihren Brief abgefangen und an Ihrer Stelle geschrieben, dass ich teilnehmen sollte."
„Er hat..."
Lupin fiel die Kinnlade nach unten. Das traf ihn völlig unerwartet. Felix schüttelte seinen Kopf, als er daran zurückdachte.

„Tja, und dann in der Nacht vor Halloween ging das Ganze eigentlich erst richtig los. Ich habe den Desillusionszauber über mich gelegt, weil ich noch einmal in die Bibli..."
Er kniff sein Lippen zusammen und schloss seine Augen, aber Lupin hatte ihn genau verstanden und sah ihn ungläubig an.
„Das ist jetzt hoffentlich nicht dein Ernst!"
„Ich wollte mir nur ein Wörterbuch holen, Sir."
„Ja, natürlich. Und nebenbei ein kleiner Abzweig in die Verbotene Abteilung, richtig?", erwiderte er streng, „Felix, ich dachte, dir wäre beim letzten Mal klar geworden, was da passieren kann."
„Ich hab doch nicht einmal ansatzweise daran gedacht, in die Abteilung zu gehen!", fuhr Felix auf, „Die Wörterbücher stehen doch gleich am Eingang, Professor, ich wäre nicht einmal in die Nähe gekommen. Außerdem habe ich Ihnen beim letzten Mal versprochen, dass ich nicht noch einmal dort hingehen würde."

Der Erbe des Prinzen - Das Trimagische TurnierWo Geschichten leben. Entdecke jetzt