Wieder im Fuchsbau

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„Oh, Merlin sei Dank!"
Eine aufgeregte Mrs Weasley rannte ihnen, im Morgenmantel und mit Pantoffeln an den Füßen, entgegen. In ihrer Hand hielt sie einen zusammengeknüllten Tagespropheten.

Bei Ron und Harry kam sie zuerst an und drückte sie eng an sich.
„Arthur...ich hab mir ja solche Sorgen gemacht. Fürchterliche Sorgen."
Sie warf sich ihrem Ehemann um den Hals und stürzte sich dann auf Bill, Charlie und Percy.
„So ein Glück. Oh, ihr meine tapferen Jungen."
Dann zog sie die Zwillinge zu sich heran.
„Autsch...Mum...du erwürgst uns..."
Sie achtete nicht auf ihr Zetern und schluchzte auf.

„Ihr lebt noch...oh, meine Jungs. Wenn ich daran denke, was passiert wäre, wenn Du-weißt-schon-wer euch gekriegt hätte. Auf ewig hätte ich mir Vorwürfe gemacht, weil das Letzte, was ich euch gesagt hätte, wäre gewesen, dass ihr zu wenig ZAGs geschafft habt. Oh....Fred....George."
Sie drückte den Zwillingen fast die Luft weg, dann fiel ihr Blick auf Felix.
„So ein Glück. Dir geht es gut. Geht es dir gut?"
Ihr Blick war auf den Kratzer auf seiner Stirn gefallen und mit zittrigen Fingern wischte sie seine Haare zur Seite, um sich zu vergewissern, dass es keine lebensgefährliche Wunde war, durch die er in jeder Sekunde verbluten könnte.

„Keine Sorge, Mrs Weasley. Mir...mir geht es wirklich gut. Da bin ich nur gestürzt, nichts weiter."
Er ging einen Schritt zurück, den sie sofort um zwei weitere in seine Richtung wettmachte.
„Molly, jetzt beruhige dich bitte", sagte ihr Ehemann mit sanfter Stimme, „Gehen wir erst einmal in das Haus."
„Ja. Ab ins Haus. Schnell! Schnell!"
Sie drückte die Kinder sofort in die Richtung des Fuchsbaus.

Hermine ging sofort in die Küche und kochte einen sehr, sehr, sehr starken Tee, in den Mrs Weasley zum Schluss noch extra einen Schuss Odgens Alten Feuerwhisky kippte.
Als sie etwa die Hälfte der Tasse ausgetrunken hatte, sah Bill von der aktuellen Ausgabe des Tagespropheten auf und reichte sie seinem Vater.

Mr Weasley überflog, Percy über seine Schulter gebeugt, die Titelseite und stieß dann einen schweren Seufzer aus.
„Da haben wir es. Ministerium versagt...Täter nicht gefasst...laxe Sicherheitsvorkehrungen...unkontrolliertes Treiben...Schande für das Land..."
„Wer hat das geschrieben?"

„Na, wer denn wohl?", knurrte er, „Rita Kimmkorn. Falsche Schlange!"
„Die Frau hat's aufs Zaubereiministerium abgesehen", stieß Percy erbost aus, „Letzte
Woche erst schrieb sie, wir würden mit unseren Haarspaltereien über Kesselbodendicke nur Zeit verschwenden, wo wir uns doch lieber um das Erlegen von Vampiren kümmern sollten."
„Tu uns nen Gefallen, Perce, und halt die Klappe", sagte Bill gähnend.

„Mich erwähnt sie auch", sagte Mr Weasley da und seine Augen hinter den Brillengläsern weiteten sich fassungslos, „Also nicht namentlich, aber hört mal zu:
Sollten sich die zu Tode ängstigenden Zauberer und Hexen, die am Waldrand atemlos auf Nachricht warteten, beruhigende Worte vom Zaubereiministerium erhofft haben, dann wurden sie zutiefst enttäuscht. Ein Vertreter des Ministeriums erschien einige Zeit nach dem Aufstieg des Dunklen Mals und ließ verlauten, niemand sei verletzt worden, weigerte sich jedoch, weitere Informationen zu geben. Ob diese Stellungnahme ausreichen wird, um die Gerüchte zu zerstreuen, wonach einige Stunden später mehrere Leichen aus dem Wald getragen wurden, bleibt abzuwarten."

Entsetzt keuchten die Zuhörer auf und sahen sich fassungslos an.
„Nicht zu fassen", empörte sich Mrs Weasley, „Natürlich wird es jetzt Gerüchte geben. Alte Tratsche."
Mr Weasley seufzte.
„Molly, ich gehe noch heute ins Büro. Das muss ich richtigstellen."
„Ich komme mit, Vater", sagte Percy und plusterte sich auf, „Mr Crouch wird alle verfügbaren Kräfte benötigen."
„Aber Arthur, du bist doch im Urlaub. Du kannst doch nicht..."
Felix sah zur Seite, als George ihn anstieß und mit Fred zur Treppe deutete. Er nickte und zusammen gingen sie in das Zimmer der Zwillinge.

„Verrückt", murmelte Fred und ließ sich auf seinen Schreibtischstuhl fallen.
Die anderen beiden nickten nur und Felix setzte sich auf das Fensterbrett, wo er auf den Hof der Weasleys sah.
„Und du hast den Kerl wirklich nicht erkannt?"
Er sah zu den Zwillingen und schüttelte mit seinem Kopf.
„Nein. Wirklich nur die Gestalt. Keine Ahnung."
Die Zwillinge bissen sich auf die Zähne und sahen auf den Boden.

„Hey, wir können jetzt sowieso nichts machen. Spielen wir eine Partie Koboldstein. Oder Zauberschach? Oder doch lieber Zauberschnippschnapp."
„Zaubererschnippschnapp", sagte George grinsend und sprang auf, „Du hast recht, wir müssen einfach abwarten. Außerdem..."
„Vielleicht hat sich da wirklich jemand einfach nur einen geschmackslosen Scherz erlaubt."
„Und es geht wieder los", seufzte Felix mit einem Grinsen auf den Lippen, glaubte aber insgeheim nicht wirklich an diese Vermutung.
Das war nichts, worüber man Scherze machte. Es waren ganz sicher Zauberer gewesen, welche immer noch von den Ansichten des schwarzen Magiers überzeugt waren. Gerade die Masken der Gruppe auf dem Campingplatz wiesen darauf hin. Mit Sicherheit verstreute Anhänger, welchen man ihre Taten nicht nachweisen konnte und die so Askaban entgangen waren.
Mit einem letzten Blick nach draußen rutschte er von der Fensterbank und nahm seinen Kartenstapel entgegen.

Die folgende Woche verlief eher eintönig. Der Tagesprophet brachte zwar immer noch eine demütigende Aussage über den Vorfall bei der Weltmeisterschaft nach der anderen, weshalb sie ihn kaum noch lasen, aber sonst spielten sie Spiele, unterhielten sich oder warfen schon einmal vereinzelte Blicke in die neuen Schulbücher.
Dabei saßen sie meistens am Küchentisch, wo sie gleich den selbstgemachten Fruchtsaft von Mrs Weasley trinken konnten.

An einem Nachmittag jedoch sah Hermine Felix' Buch für Zaubertränke aus seiner Tasche herauslugen. Es war immer noch das des Halbblutprinzen und verwundert fragte sie:
„Warum hast du das denn nicht abgegeben? Snape wird sicher bemerken, dass es fehlt."
„Glaube nicht. Das ist eines von denen aus der Schule. Lag in der hintersten Ecke", sagte er ausweichend und blätterte weiter in seinem Zaubersprüche für fortgeschrittene Amateure - Der erste Schritt zum Erfolg. Eine Extraausgabe, welche er bei Flourish & Blotts gefunden hatte.

Hermine zog ihre Augenbrauen nach oben.
„Nein, wirklich. Warum hast du es noch?"
Er sah auf.
„Es stehen nur ein paar Notizen drinnen, die mir bis jetzt sehr hilfreich waren."
„A-ha", sagte sie langsam und er lachte los.
„Keine Sorge, ich tüftle nicht an einem Trank, für den Snape kein Gegenmittel hat."
Jetzt musste sie auch lachen.
„Wäre auch eher ungünstig, meinst du nicht?"
„Naja, so schnell wird Dumbledore keinen neuen Zaubertranklehrer finden."
„Auch wieder wahr."
Lächelnd lasen sie weiter und unauffällig schob Felix das Buch etwas weiter in die Tasche.

Der Erbe des Prinzen - Das Trimagische TurnierWo Geschichten leben. Entdecke jetzt