Der Nachtwind säuselte durch die Gänge der massiven Festung und bewegte die langen Fahnen, auf denen majestätisch eine schwarze Rose prangte, umgeben von roten und goldenen Streifen Stoffs.
Elegant wirbelte der Saum des Banners, wann immer der Wind dagegenstieß.
Stille hing in den Zinnen zwischen den schwarzen Türmen, die wie stumme Wächter über dem Tal aufragten.
Die mit Schieferplatten gedeckten Dächer der Burg funkelten schwach im fahlen Mondschein.
Schatten lauerten wie düstere Soldaten in den Ecken der Gänge im Innenhof, kauerten verschlagen an den Decken und auf dem Boden als würden sie nur auf ein Opfer warten, das sie überraschen konnten.
Das Ende der Herbstzeit rückte näher, die Nächte wurden immer kälter. Der Wind kam aus dem Norden und brachte die Frische und Kühle des weit entfernten Frostgebirges mit sich.
Besagte Brise fuhr dem dunkelblonden Jungen durch die kurzen Haare, welcher auf einem der Aussichtstürme stand und über die Zinnen nach unten ins Tal blickte.
Er trug einen traditionellen, schwarzen Anzug aus weichem Samt, mit dazu passenden Stiefeln und Umhang. Eine silberne Rose war auf seine Brusttasche gestickt, ähnlich der, die auf der Flagge zu erkennen war.
Anders als die meisten Mitglieder seines Clans hatte der Junge eine etwas dunklere Haut, die eher der bräunlichen Färbung von Sand glich.
Das Kind schien um die zwölf Jahre alt zu sein und war um einiges größer als die Mehrheit seiner Altersgenossen. Er besaß eine elitäre, aufrechte Haltung, schien aber sein linkes Bein nicht zu sehr belasten zu wollen, und stützte sich sehr auf seine rechte Seite. Er schauderte leicht als ihn der Luftzug streifte. Seine goldenen Augen fixierten noch immer die Landschaft vor ihm. Er drehte sich nicht um, als er die Schritte hinter sich hörte, sondern blinzelte nur einige Male hintereinander.
„Sohn."
Der Junge hob nach kurzem Zögern den Blick und sah zu einem hochgewachsenen Mann, in ebenfalls dunklem Gewand, auf.
Er hatte dichtes, schwarzes Haar und einen Bart der ihm bis zum Schlüsselbein reichte.
Um seinen Kopf wanden sich drei silberne Bänder, die zu einer Art Krone verschlungen waren.
Ein gewaltiges Schwert hing an seiner Seite, versteckt in einer dunklen, ledernen Scheide, die fast von seinem langen, schwarzen Samtmantel verdeckt wurde.
Die Augen des Clanführers funkelten in der Dunkelheit wie zwei pechschwarze Kohlebrocken.
Für den Jungen war sein Vater schon immer ein teils faszinierender, teils angsteinflößender Mensch gewesen.
Den Schmerz und die fehlende Anerkennung die das Leben unter seiner Herrschaft mit sich brachte, ließen ihn einen ehrfürchtigen Abstand halten.
Er neigte kurz den Kopf um seinen Vater zu grüßen und ihm Respekt zu erweisen und blickte dann erwartungsvoll in das vom Mondlicht beschienene Gesicht des Mannes.
Es herrschte eine kurze Stille, bevor Letzterer wieder anfing zu sprechen.
„Ich habe deine Sachen packen lassen."
Dem Jungen wurde das Herz schwer. Natürlich. Es war soweit.
„Aber... Vater, ich kann mich bessern! Ich kann mich doch mehr anstrengen! Bitte..."
Inzwischen versuchte er nicht einmal mehr, das Oberhaupt umzustimmen.
Er testete nur noch klägliche Ausweichmanöver, obwohl er sowieso wusste, dass sie ihm nie etwas bringen und die Situation nicht ändern würden.
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Die Asche des Drachen (Wird momentan überarbeitet)
FantasíaDer 17-Jährige Ewan Feliciano wurde von Kindheit an elitärst ausgebildet, um später seinem Vater auf den Thron seines Clans zu folgen. Als er von eben diesem einen äußerst gefährlichen Auftrag erhält, wird sowohl sein Können als auch sein Wille...