08. April 1985
Schnurrend wand sich Gandalf um meine Waden und verlangte nach Aufmerksamkeit. Unmotiviert kraulte ich kurz sein Kinn und lehnte meinen Kopf anschließend wieder ans Fenster. Empört maunzte Gandalf in einer Lautstärke, in der nur schwerhörige Kater maunzten. Er lief so lange zwischen meinen angewinkelten Beinen auf der Fensterbank herum, bis er schließlich das Sitzkissen so verschob, dass er runterfiel und mir wahrscheinlich die Schuld dafür gab. Wieder sprang er auf die Fensterbank und kletterte auf meinen Bauch, wo er es sich letztendlich, laut schnurrend, bequem machte. Kurz schnaubte ich belustigt und kraulte ihn wieder. Zufrieden reckte er seinen Kopf und leckte mit seiner rauen Zunge über meine Hand. Wenn Billy nicht da war, ließ sich Gandalf tatsächlich dazu herab, auch mirBeachtung zu schenken. Ich war mir ziemlich sicher, dass er versuchte mir Billy auszuspannen. Bei der Erinnerung daran, müsste ich grinsen. Ich war froh, dass Billy so gut mit meiner Familie zurechtkam. Natürlich war Francesca nicht sonderlich begeistert, dass Billy und ich nun ein Paar waren und es wäre mir egal, wenn sie seitdem nicht noch unausstehlicher geworden wäre.
Alex freute sich zwar für mich, jedoch machte sie sich Sorgen, dass er mir eines Tages das Herz brechen würde. Auch, wenn ich ihre Bedenken sehr gut verstehen konnte, hatte ich die Gutgläubigkeit eines Kindes, das dachte, dass ihr Vater wirklich nur „kurz Zigaretten kaufen" gegangen war und bald zurückkäme.
Seufzend versuchte ich, meine Gedanken zu ordnen. Es ist so viel und gleichzeitig auch gar nichts passiert. Noch immer scheiterten meine Versuche, meine Sehkraft wiederherzustellen. Egal wie sehr ich meine Kraft bündelte, es wollte einfach nicht funktionieren. Doch immerhin hatte ich noch Dustin, Will und Billy, die mir Mut machten. Und jetzt, da Spring Break endlich angefangen hatte, wollten wir uns zusammensetzen und brainstormen, wie wir weiterhin vorgehen wollen. Bei dem Gedanken daran, musste ich schmunzeln. Die drei waren motivierter bei der Sache, als ich und das will schon was heißen! Noch nie hatte ich erlebt, wie Billy so engagiert bei etwas war, das nichts mit Basketball zu tun hatte. Wieder einmal hatte er es geschafft, mich zu überraschen, wie so viele andere Male auch. Doch eigentlich war es die Schule, die er am meisten überrascht hatte. Seitdem Billy und ich zusammen waren, ist die Gerüchteküche beinahe explodiert, doch hatte Billy es geschafft sie zu entschärfen. Vielleicht nicht auf einem Weg, den ich gutheißen würde, aber immerhin hatte es seinen Zweck erfüllt. Ich wurde nicht mehr „Psychic Witch" genannt (zumindest nicht, wenn Billy oder ich in Hörweite waren) und wir sind sogar relativ beliebt geworden, da Chrissy und Jason uns sofort unterstützten.
Hätte man mir noch im September gesagt, ich würde eines Tages bei den Cheerleadern abhängen und mit Billy gehen, hätte ich gelacht und mich wieder Dustins Actionfiguren gewidmet. Aber so war es jetzt nun einmal und ich war ganz bestimmt nicht traurig drum.
Das Klingeln der Haustür riss mich aus meinem Gedankenfluss und ließ mich aufhorchen.
„Oh, hallo Dustin, hallo Will! Wie schön euch zu sehen!", hörte ich meine Mutter sagen. „Was kann ich für euch tun?"
Dustin antwortete mit seiner üblichen guten Laune und Höflichkeit. „Guten Morgen, Mrs. Lockwood! Wir wollten fragen, ob Dottie da ist?"
„Ja klar, sie ist im Wohnzimmer, ihr wisst ja, wo es langgeht!"
Ich hörte, wie sich die Tür quietschend weiter öffnete und wie schnelle, kleine Schritte immer näherkamen. Schwerfällig hob ich meinen Kopf und sah über meine Schulter.
„Gandalf!", rief Will und kraulte den noch immer schlafenden Kater, der auf meinem Bauch lag. Gandalf schnurrte bei Wills Streicheleinheit und ich wagte es nicht, mich zu bewegen.
Ich lächelte zufrieden. „Na, ihr beiden. Ist was spannendes passiert?"
„Nicht wirklich.", antwortete Dustin, legte seinen Rucksack ab und setzte sich neben mich. „Wir haben nur eine Idee, wie du vielleicht mehr Kraft sammeln kannst."
Ich schnaubte zweifelnd. „Und die wäre?"
„Woraus ziehst du normalerweise deine Energie, wenn du zauberst?", fragte Will, der die Antwort bereits kannte.
„Aus meinen Emotionen."
„Genau!"
„Ich habe doch bereits versucht, mich auf ein Gefühl zu konzentrieren und es hat trotzdem keinen Unterschied gemacht."
„Aber wir haben nie versucht, es zu verstärken!", warf Dustin zuversichtlich ein und kramte in seinem Rucksack. Nach einer Weile, schien er gefunden zu haben, wonach er gesucht hatte.
„Dustin an Billy, bitte kommen!", sagte er plötzlich. Auch wenn Billy mit den Kindern endlich etwas friedlicher gesonnen war, hielt ich es trotzdem für keine gute Idee, dass sie ihn einfach so anfunkten. Er konnte sie zwar ertragen, doch wirklich leiden konnte er sie immer noch nicht.
„Billy, bitte kommen. Hier spricht Dustin. Es ist wichtig!"
Noch immer kam keine Antwort. An diesem Punkt war ich mir ziemlich sicher, dass er sie absichtlich ignorierte oder duschen war. Dustin seufzte genervt.
„Billy, bitte kommen! Es geht um Dottie!", betonte er diesmal etwas hektischer. Kurz darauf meldete sich Billy.
„Was ist, Henderson? Ich bin beschäftigt."
„Na endlich!", sagte Dustin erleichtert. „Hast du Dotties Walkman schon repariert?"
„Und deswegen nervst du mich, du kleiner Scheißer?!"
Ich lachte auf und hielt Dustin meine Hand hin. Seufzend gab er mir das Funkgerät und ich hielt es näher an meinen Mund.
„Billy, hier spricht Dottie und das habe ich gehört."
Stille. Vor meiner klaren, lauten Stimme erschreckte sich Gandalf und sprang grummelig von meinem Bauch. Kurz hörte ich Will „och menno" murmeln, bevor er sich schließlich neben Dustin setzte.
„Oh, hey Dot! Na Süße? Alles klar?", sagte Billy schließlich und ich musste grinsen. „Weißt du... Das war nicht so gemeint... Eher liebevoll neckend."
„Ja klar und Gandalfs Pisse riecht nach Rosen."
Dustin und Will kicherten. Normalerweise gab ich mir Mühe, in ihrer Gegenwart nicht so viel zu fluchen, doch da Dustin noch mehr fluchte als ich, hatte ich es aufgegeben. Da Billy jedoch immer noch still blieb, gab ich Dustin das Funkgerät zurück.
„Hier spricht Dustin. Hast du den Walkman nun schon repariert oder nicht?"
Billy seufzte. „Ja, hab ich und ich hatte vor, ihn später vorbeizubringen."
„Scheiß auf später, wir brauchen ihn jetzt!"
„Wieso?"
„Vielleicht weil deine Angebetete Musik hören will?"
„Oh... Ja, gut, ich bin gleich da."
Zufrieden kicherte Dustin und packte das Funkgerät weg. „Dottie, es ist echt praktisch, dich als Argument zu benutzen!"
„Schön, dass ich zumindest einen Nutzen habe.", bemerkte ich sarkastisch und lehnte mich zurück.
Ich merkte, wie Dustin zu einer Entschuldigung ansetzen wollte, unterbrach ihn jedoch, weil diese nicht von Nöten war. Ich wusste doch, wie er es meinte.
„Was habt ihr eigentlich mit dem Walkman vor?"
„Wirst schon sehen!", meinte Will geheimnistuerisch.
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Ich bin Dottie || Billy & Eddie Stranger Things Fanfiction
FanfictionDottie hat tatsächlich Superkräfte, aber nur wenige wissen davon. Die meisten denken, ihre Superkraft sei zu laufen und sich zu verhalten wie jeder andere, obwohl sie blind ist. Aber nur ihre Freunde und ihre Familie wissen, was für Kräfte sie wirk...