Kapitel 4: Happy Halloween

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„Ach komm schon, Dottie! Das wird lustig!", versuchte Nancy Wheeler mich zu überzeugen, während wir durch die Korridore der Schule liefen.
Ich seufzte extra laut. „Nancy... Du weißt schon, dass ich blind bin?"
Nancy blieb still und schien nach Worten zu suchen, die sie nicht in ein Fettnäpfchen treten ließen. Diese Situationen gab es oft und immer wieder war es spannend (und zugegebenermaßen amüsant) zu sehen, wie unterschiedliche Menschen darauf reagierten.
„Man muss doch nicht sehen können, um auf einer Halloween Party Spaß zu haben.", bemerkte Steve Harrington schließlich.
Aufgeregt atmete Nancy auf. „Ganz genau! Siehst du?"
„Nein, tu ich nicht.", scherzte ich und grinste.
Mit einem belustigten Unterton flehte Nancy mich an. „Bitte, bitte, bitte!"
„Na gut!", willigte ich schließlich ein, damit sie endlich Ruhe gab. Mir war klar, dass ich es bald bereuen würde, dennoch konnte ich eine gewisse Vorfreude nicht verleugnen. Noch nie war ich auf einer Party, die kein Familiengeburtstag war, geschweige denn wurde ich zu welchen eingeladen. Was konnte schon dabei sein? Doch dann ließ mich ein Gedanke stehen bleiben.
„Was ist, wenn Billy auch da sein wird?"
Nancy strich mir sanft über die Schulter. „Keine Sorge! Und selbst wenn er da sein sollte, werden wir dafür sorgen, dass er dich endlich in Ruhe lässt!"
Ich nickte nur ein wenig und wir setzten unseren Weg fort.
Seit dem Tag, an dem mich Billy mit seinem Pfefferminz-Aschenbecher-Mundgeruch angesprochen hatte, ließ er nicht locker. Immer wieder versuchte er, mich zu überzeugen, aber, in meinen Augen, war er einfach widerlich. Dass ich ihm einen Korb nach dem anderen gab, hielt ihn nämlich nicht davon ab, mit diversen anderen Mädchen zu schlafen und ihnen das Herz zu brechen. Es wäre mir einfach unangenehm, ihm zu begegnen, wenn es sich auch vermeiden ließe. Dennoch konnte ich nicht behaupten, ihn zu hassen. Klar, ich mochte ihn nicht sonderlich und er ging mir auf die Nerven, jedoch wusste ich auch, dass er kein böser Mensch war. Er war zwar kein guter Mensch, aber böse war er auch nicht. Keine Ahnung, wie ich es beschreiben sollte. Also tolerierte ich ihn, aber mied ihn, wenn möglich. Seit ein paar Tagen jedoch, habe ich erstaunlich wenig von Billy mitbekommen, was sich als eine erfrischende Abwechslung herausstellte.
Schließlich machten wir an Nancy und Steves Klassenzimmer Halt.
„Also, um acht holen wir dich ab, ja?", fragte Steve und ich nickte.
Nancy klatschte aufgeregt in die Hände. „Sehr schön! Wir sehen uns also heute Abend!"
Wir umarmten und verabschiedeten uns. Worauf hatte ich mich nur wieder eingelassen?

Noch immer machte ich mir Sorgen um Will. Als er an dem Abend in der Arcade verschwand, hatte er eine Vision vom Upside-Down, doch wusste auch ich nicht, was das zu bedeuten haben könnte. Er sagte, er könne sehen, was gerade in der anderen Welt passierte und der Himmel sei schwarz mit roten Wolken und Blitzen. Auch das sollte ich für ihn geheim halten, doch hatte ich ihm geraten, es nicht allzu lange zu verschweigen. In Gedanken versunken, merkte ich erst spät, dass Alex auf eine Antwort von mir wartete.
„Wie bitte?", fragte ich nach.
Sie seufzte. „Dottie, was hast du auf dem Herzen?"
„Ich habe versprochen, es nicht weiter zu erzählen, tut mir leid.", erklärte ich ihr und schüttelte den Kopf.
„Hm.", machte Alex nur. „Naja, jedenfalls hatte ich dich gefragt, ob du dich gut fühlst?"
„Gut mit was fühlen?"
„Na, mit deinem Kostüm."
„Es ist immerhin nicht unbequem, falls du das meinst."
„Das ist doch schon mal ein Anfang."
Alex machte eine Pause und ich wusste ganz genau, was das zu bedeuten hatte.
„Du brauchst dir keine Sorgen machen, Alex. Wirklich.", versicherte ich ihr.
Sie setzte sich zu mir aufs Bett und seufzte. „Dottie, ich... Ich halte das für keine gute Idee."
„Es wird schon nichts passieren.", versicherte ich ihr und versuchte möglichst überzeugt zu klingen. „Ich werde nichts trinken, versprochen."
Alex machte das lächelnde Geräusch und überlegte einen Moment. „Was, wenn ich mitkomme?"
Ich musste lachen. „Du? Du hasst Partys! Kommt nicht infrage."
„Aber wer wird auf dich aufpassen?"
„Nancy und Steve sind da und Jonathan vielleicht auch. Das sind mehr als genug."
Sie überlegte einen Moment, doch schien nicht recht überzeugt. „Du kommst sofort nach Hause, wenn es zu viel wird, verstanden?"
„Ja, Mutter!", antwortete ich neckend. Ein wenig scherzten wir noch darüber, was heute Abend alles passieren könnte, da klingelte es schon an der Tür. Aufgeregt machte ich mich auf den Weg zur Eingangshalle und Alex lief mir voraus. Sie hatte es schon die ganze Zeit geplant und ich ließ es über mich ergehen.
„Ladies and Gentlemen... Hier ist...", begann sie vor Nancy und Steve zu verkünden.
Amüsiert grinsend ging ich die Treppen hinunter.
„Psychic Witch!"

Ich bin Dottie || Billy & Eddie Stranger Things FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt