Freitag, 15. Februar 1985
„Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir schon an meinem Haus vorbeigefahren sind.", bemerkte Dot und sah mich skeptisch an. Ich schnaubte nur belustigt und blieb still.
„Nur, weil ich nichts sehe, heißt das nicht, dass ich es nicht merke." Sie seufzte. „Also, wo bringst du mich hin?"
Amüsiert lachte ich auf und sah sie kurz von der Seite an. „Was? Angst, ich könnte ein Serienkiller sein? Keine Sorge, ich bin nicht wie Ted Bundy."
„Würde das nicht auch ein Serienkiller von sich behaupten?"
„Touché."
Seit einer Weile fuhren wir durch die dunklen Straßen von Hawkins. Die Scheibenwischer hatten Schwierigkeiten mit der Geschwindigkeit des fallenden Schnees mitzuhalten und die Scheinwerfer gaben weniger von der Straße frei, als üblich. Aus diesen Gründen, musste ich etwas langsamer fahren und die Fahrt zog sich. Ungeduldig tippte Dot mit ihren Fingern auf der Fensterlehne und rutschte auf ihrem Sitz herum. Sie war nervös. Ich fühlte mich ein wenig schuldig deswegen, doch sollte es eine Überraschung werden. Heute war das vorletzte Basketballspiel der Saison und mal wieder hatten wir verloren. Eigentlich hatte ich geplant, sie „zum Feiern" mitzunehmen, doch nun musste ich mir etwas Neues einfallen lassen.
„Und wir sind da.", verkündete ich schließlich und parkte rückwärts ein. Ich schaltete den Motor aus und zog die Handbremse ran. Dot sah mich verwirrt an. Ihre lockigen Haare waren leicht zerzaust und sie trug noch immer meine Sportjacke mit den Farben der Schule: grün und weiß. Sie war ihr etwas zu groß, aber nicht so, dass sie darin verschwand, sondern, dass sie gemütlich locker von ihr umschlossen wurde. Das war etwas, das mich unwillkürlich zum Lächeln brachte. Sie wirkte nicht zerbrechlich, zierlich, sodass ich fürchten musste, dass ich sie in meinen Armen zerdrücken würde. Sie war groß, hatte eine starke Ausstrahlung und wirkte auf keinen Fall so, als würde sie ein negativer Kommentar sofort aus der Fassung bringen. Sie konnte gut austeilen und genauso gut einstecken. Oftmals gab es mir das Gefühl, wir befänden uns auf Augenhöhe und als könne sie es leicht mit mir aufnehmen. Noch immer auf eine Erklärung wartend, blinzelte Dot mehrmals.
Ich schnaubte belustigt und stieg wortlos aus dem Auto. Protestierend tat Dot es mir gleich. Beinahe synchron gingen wir langsam zum Heck des Autos. Noch immer still öffnete ich den Kofferraum. Darin befanden sich ein paar Kissen und eine große Decke. Als ich mich umdrehte, erstreckte sich ein großer See vor meinen Augen und viele große Schneeflocken tanzten in der Dunkelheit. Vorsichtig befühlte Dot den Inhalt des Kofferraums und stockte. Sie schluckte und sah mich überrascht an. Röte stieg in ihre sommersprossigen Wangen und sie räusperte sich.
„Ist das... eine Art...", begann sie zögerlich. „Date?"
Ich schnaubte belustigt und sah verlegen zu Boden. „So in der Art... ja."
Schüchtern lächelte sie.... hielt sie fest in meinen Armen. Warm leuchtende Lichtkugeln schwebten um uns herum... sie wärmten uns...
... es war, als würde die Zeit stehen bleiben...
Was passiert hier?
... und nahm ihre Hand... trotz der Kälte, war sie warm...
Dot?
... verlegen lächelte sie mich an und mein Herz schlug schneller...
Wo bin ich?
... war genug! Ich musste es einfach tun...
War ich nicht eben noch im Starcourt?
... warmes Gefühl in meiner Brust, als ich ihre zarten Lippen auf meinen spürte...
Und da war dieses Ding?
... als ich realisierte, dass sie meinen Kuss erwiderte...
Bin ich tot?
... so glücklich war ich schon lange nicht mehr...
„Es tut mir leid..."Dumpf und weit entfernt hörte ich Max' Schluchzen. Benommen lag ich einfach nur da und starrte in seine leeren und flehenden Augen, während das Leben aus ihnen wich. Mein Brustkorb brannte, meine Knochen schmerzten und mein Herz zerbrach. Röchelnd sog ich die staubige Luft ein und musste gegen einen weiteren Hustenanfall ankämpfen. Unter Schmerzen drehte ich mich auf die Seite und hielt meine Hand vor den Mund. Als der Husten abklang, sah ich in meine Handfläche und betrachtete das rot-glänzende Blut. Mit letzter Kraft kroch ich in Billys Richtung und nahm seine Ausgestreckte Hand. Klar, wir hatten gewonnen, aber zu welchem Preis? Stumm kauerte ich neben ihm und blendete alle Geräusche aus. Noch immer konnte ich nicht fassen, dass sich Evelyn mit dem Mind Flayer zusammengeschlossen hatte. Der Mind Flayer wusste, dass ich es leicht mit ihm hätte aufnehmen können, also kam es ihm gerade recht, dass Evelyn sowieso mein Leben zerstören wollte. Sie war um Einiges stärker als ich, doch noch immer weigerte ich mich, meine Energie aus der Dunkelheit zu ziehen, denn ich sah, was es mit ihr machte. Es vergiftete ihren Geist. Doch auch, wenn sie mächtiger war, konnte ich sie gut in Schach halten, mit der Hilfe meiner Schwestern. Zu meinem Entsetzen, war genau das Evelyns Plan gewesen. Mich in Schach halten und dafür sorgen, dass der Mind Flayer nicht besiegt wird, bevor er seine Aufgabe erledigen konnte. Jedoch hatte niemand mit Billys Heldenmut rechnen können. Nicht einmal der Mind Flayer. Ich hätte Billy retten können... wäre ich nicht so schwach gewesen. Der Kampf gegen Evelyn beanspruchte all meine Kräfte.
Von einem Dumpfen Schlag und dem Brechen von Stein, wurde ich aus meinem Selbstmitleid gerissen. Langsam drehte ich mich auf den Rücken und anschließend auf die andere Seite. Evelyn hatte sich aus den Trümmern befreit und setzte sich auf den Boden. Ihr Blick wandte sich zu mir, doch wurde der Kontakt von Francesca unterbrochen, die besorgt auf mich zu kam. Schnell hockte sie sich neben mich. Hastig holte sie noch Alex und Dustin dazu.
„Keine Sorge, Dottie, wir sind hier!", versicherte Francesca mir dumpf. Wieder musste ich Blut husten. Vorsichtig hielten mich behutsame Hände fest und drückten mich zu Boden. Ich konnte nur noch teilweise hören, was sie sagten, als meine Sicht immer dunkler und verschwommener wurde.
„... überall Blut!"
„Was sollen wir jetzt machen?"
„Keine Panik, wir kriegen das hin!"
„... sie stirbt, Francesca!"
„Dottie, bleib bei mir!"
„Dottie, bitte kommen! Hier spricht Dustin!"
„... Moment... ich weiß, was zu tun ist..."
„Francesca, was hast du vor?"Dunkelheit. Stille. Erinnerungen zogen wie ein Film an mir vorbei.
Will.
„In der Schule, da... Sie nennen mich Zombie Boy..."
„Ich werde dich niemals verlassen. Egal, was passiert. Ich werde immer da sein. Versprochen."
„Wir werden also wirklich für immer Zombie Boy und Psychic Witch bleiben?"
Alex und Mutter.
„Du musst deinen Wert kennen, denn ich kenne ihn bereits. Finde jemanden, der ihn auch kennt."
„Wir lieben dich, vergiss das nicht."
„Um deine Sehkraft zurückzuerlangen, musst du zurück nach New Orleans."
„Ich lasse nicht zu, dass sie dir was antun. Aber jetzt musst du mutig sein, Spätzchen. Nur für einen Augenblick. Und dann sind wir in Sicherheit. Versprochen."
Dustin.
„Dottie, bitte kommen, hier spricht Dustin, over!"
„Du bist uns unglaublich wichtig und wir wollen nicht, dass dir etwas passiert."
„Ihr schafft das auch ohne mich, das habt ihr schon immer. Aber Billy braucht mich jetzt."
„Wir sehen uns nachher, ja?"
„Ja, bis später."
Max.
„Du hast gesagt, du wärst nicht wie die anderen."
„Ohne ihn wäre mein Leben so viel besser. Ich hasse ihn."
„Ich wünschte, er wäre tot."
„Max... Ich hoffe sehr, dass du diesen Satz nicht bereuen musst..."
Nancy.
„Niemand weiß es... Niemand weiß, wie sie gestorben ist."
„Ich will sie fertigmachen..."
Chrissy.
„Kommt nicht infrage!"
„Bitte, bitte, bitte!"
„N-E-I-N. Nein."
„Versuch es doch zumindest! Du bist ein Naturtalent!"
„Chrissy..."
Billy.
„Psychic Witch, huh?"
„Du setzt so viel darauf, selbstständig zu sein und alles allein zu schaffen. Hast du schon mal daran gedacht, dass die Leute keine Lust haben, jemandem zu helfen, der sie ständig davon überzeugen will, er brauche sie nicht?"
„Dein Aussehen ist wirklich das einzig Gute an dir."
„Hey, Dot! Komm, ich fahr dich nach Hause."
„WACH. ENDLICH. AUF!"
„Sieh nicht zurück! Lauf einfach weiter!"
„Ja klar, lass uns einfach weitergehen, nachdem uns fleischige Blumen-Hunde angegriffen haben, die du mit Felsen und Pflanzen bekämpft und anschließend deine blutigen Wunden mit Hilfe von Gedankenkraft geheilt hast."
„Naja, du hasst mich doch, oder?"
„Du bist mir auch nicht egal, Dot."
„'Dot'... Du bist der Einzige, der mich so nennt, weißt du das?"
„Ach?"
„Also, bist du bereit?"
„Nein, aber... erzähl mir alles."
„Versprochen."
„Danke, Billy."
„Keine Ursache, ist nur Punsch."
„Nein, ich meine, dass du zurückgekommen bist."
„Oh, achso. Gern geschehen."
„Hättest du Lust zu tanzen?"
„Du musst dich nicht entschuldigen, Billy. Jeder braucht eine Umarmung. Und ich glaube, gerade du kannst eine gebrauchen... und ich bin froh, diejenige zu sein, die sie dir geben darf."
„Seit dieser Nacht, habe ich mich nie richtig bei dir bedankt. Also... Danke..."
„Ich sagte: du hast recht."
„HAH! Natürlich habe ich recht!"
„Ich... ich hatte furchtbare Angst um dich."
„Dot... Ich fürchte, du wirst niemals aufhören, mich zu faszinieren..."
Francesca.
„Du kannst nichts dafür, dass es deine Schuld ist."
„Du bist zurückgekommen? Wegen mir?"„Ist sie wach?"
„Dottie?"
„Dottie, kannst du uns hören?"
Mehrmals blinzelte ich. Noch immer schwer atmend setzte ich mich auf. Verwirrt sah ich an mir herunter. Kein Blut. Keine Verletzungen. Aber... wie kann das sein? Ich dachte, ich würde sterben. Ich hatte bereits damit abgeschlossen.
„Ganz ruhig, Dottie." Vorsichtig legte Francesca ihre Hand auf meine Schulter. „Du warst kurz davor zu sterben... Ich hatte keine andere Wahl."
Irritiert blinzelte ich. „Was meinst du...?"
Francesca seufzte und mied meinen Blick. Mühsam blinzelte sie die Tränen weg. Was konnte so schlimm sein, dass sogar Francesca deswegen weinte? Was verschwieg sie mir?
„Dottie ich...", begann sie schließlich. „Ich habe deine Wunden mit Magie geheilt."
DU LIEST GERADE
Ich bin Dottie || Billy & Eddie Stranger Things Fanfiction
FanfictionDottie hat tatsächlich Superkräfte, aber nur wenige wissen davon. Die meisten denken, ihre Superkraft sei zu laufen und sich zu verhalten wie jeder andere, obwohl sie blind ist. Aber nur ihre Freunde und ihre Familie wissen, was für Kräfte sie wirk...