Kapitel 18: Dunkelheit

61 6 0
                                    

Benommen öffnete ich langsam meine Augen und vernahm das laute Ticken meines Weckers. Ich blinzelte mehrmals, um nicht wieder sofort einzuschlafen und gähnte ausgiebig. Da sich meine Gelenke noch immer schwer und müde anfühlten, kuschelte ich mich zunächst wieder in mein Kissen. Diese Alpträume raubten mir noch den letzten Nerv. Schon seit Wochen gab es keine Nacht, in der ich ruhig und erholsam schlafen konnte. Das Prinzip des Traums war immer gleichgeblieben. Ich war im Upside-Down und rannte vor der Dunkelheit davon. Manchmal gab es jedoch Abweichungen. Manchmal sah ich Billy regungslos am Boden liegen und als ich ihn erreichte, konnte ich nichts tun, um ihn zu retten, doch trotzdem versuchte ich es immer wieder, bis die Dunkelheit mich schließlich eingenommen hatte. Und ein anderes Mal sah ich eine Person blutend am Boden liegen, jedoch war sie zu weit entfernt, als dass ich hätte erkennen können, wer es war. Ich lief auf diese Person zu, doch jedes Mal erreichte mich die Dunkelheit, bevor ich überhaupt in ihre oder seine Nähe kam. Diese Träume machten mir Angst. Sie lähmten mich. Und somit fand ich mich jeden Morgen, erschöpfter als am letzten, wieder und kämpfte damit, aufzustehen. Mittlerweile schlief ich jedoch sogar Tagsüber und stellte fest, dass es bereits Abend war.
Noch immer schlaftrunken, wälzte ich mich hin und her und stieß versehentlich mein Kuschelkissen auf den Boden. Quengelig ließ ich mich vom Bett auf den Boden gleiten und blieb dort einen Moment sitzen. Schließlich seufzte ich und stand auf. Meine Beine fühlten sich wie Wackelpudding an und als wäre es nur eine Frage der Zeit, bis sie unter mir nachgeben würden. Doch bevor es dazu kam, stolperte ich rückwärts auf mein Bett, kniff die Augen zusammen und hielt mir den Kopf. Mein Kopf dröhnte und ich hörte ein Rauschen. Als ich meine Augen wieder öffnete, befand ich mich in nasser Dunkelheit. Ich sah nur das Bett auf dem ich saß und eine Person, die vorsichtig auf mich zukam.
„Dottie? Dottie, kannst du mich hören?", fragte mich die Person und als sie näherkam, erkannte ich, dass es Elfie war. Verwundert sah ich sie an. Es war schon einige Zeit her, seitdem wir das letzte Mal telepathisch kommuniziert hatten und vor allem jetzt hätte ich nicht damit gerechnet.
Elfies Stimme schien zunächst erleichtert. „Zum Glück konnte ich dich erreichen! Darf ich mich zu dir setzen?"
Ich nickte schnell und machte ihr Platz. Vorsichtig setzte sie sich mir gegenüber und sah mich besorgt an.
„Dottie? Ist alles in Ordnung?", fragte Elfie schließlich. „Ich kann deine Unruhe, Angst und Trauer spüren. Ist etwas passiert?"
Ich schnaubte belustigt und wich ihrem Blick aus. „Lustig, dass du das fragst. Ist Max bei dir?"
„Ja, ist sie. Wieso?", fragte sie mich verwundert.
„Du kannst ihr ausrichten, dass ihr Wunsch endlich wahr geworden ist."
Noch immer verwirrt sah Elfie mich gespannt an, doch es dauerte einen Moment, bis ich endlich aussprechen konnte, was mich bereits seit zwei Tagen plagte.
„Billy hat Schluss gemacht. Wenn man das überhaupt so nennen kann.", begann ich und verlor den Kampf gegen die Tränen. „Mir war generell aufgefallen, dass er sich seltsam verhielt, aber dann kam er einfach auf mich zu und hat gesagt, dass er mich nie wieder sehen will und ich ihm egal bin. Das hatte sich vor drei Tagen noch anders angehört..."
Betroffen senkte Elfie den Blick und suchte nach den richtigen Worten. Dann sah sie mir entschlossen in die Augen.
„Dottie... Das ist der Grund, warum ich mit dir sprechen wollte... Das war nicht Billy."
Irritiert sah ich Elfie an. „Wie meinst du das?"
„Das war nicht Billy. Der Mind Flayer benutzt ihn nur, um seine Ziele zu verfolgen. Ich habe gesehen, wie er Heather Holloway entführt hat. Max und ich wollten eben bei ihr nachsehen, doch sie war vollkommen in Ordnung und gibt mit Billy vor, ein Paar zu sein. Ich kenne Billy zwar nicht sonderlich gut, aber ich weiß, dass er das nie einfach so getan hätte. Da stimmt etwas nicht."
Mein Herz schlug schneller. Ich erinnerte mich an den Tag im Freibad, als Billy mit mir Schluss machte. Er war total erschöpft und wollte der Sonne ausweichen. Und wenn ich mich recht erinnerte, konnte der Mind Flayer keine Hitze ausstehen. Plötzlich ergab alles einen Sinn.
„Und was habt ihr jetzt vor?", fragte ich Elfie neugierig.
„Wir müssen herausfinden, ob diese Theorie wirklich stimmt."
Elfie wollte noch etwas sagen, doch plötzlich brach die Verbindung ab. Als ich blinzelte, fand ich mich in meinem Zimmer wieder und hörte, wie der starke Regen gegen meine Fensterscheibe schlug. Das tat er schon die ganze Zeit, also bezweifelte ich, dass er es war, der die Verbindung unterbrochen hatte.
„Dottie, bitte kommen! Hier ist Mike und es ist dringend!"

Ich bin Dottie || Billy & Eddie Stranger Things FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt